Spielweise und Personal:
Die Ukraine hat sich in den vergangenen Jahren auf ihre eigene Weise dem modernen Fußball angepasst. Auf der einen Seite hat sich die mittlerweile gängige 4-2-3-1-Grundformation beim DFB-Gegner durchgesetzt, auf der anderen Seite legen die Ukrainer dieses System sehr eigen aus.
Denn in den meisten Partien schenkt die Ukraine den Ballbesitz gänzlich ab, um sich ausschließlich auf das Kontern über die Flügel zu konzentrieren. Zuweilen wirkt es, als verabscheue es das Team, die Partie selbst in die Hand zu nehmen, um aktiv zum Erfolgserlebnis beizutragen. Entsprechend scheut sich die "Sbirna" auch nicht, häufig lange Bälle in den Spielaufbau einzustreuen.
Das Herz des ukrainischen Spiels ist die Defensive. Fast immer finden sich sieben bis neun Feldspieler hinter dem Ball - selbst die offensiven Flügelspieler Andriy Yarmolenko und Yevhen Konoplyanka, die beiden Stars der Mannschaft, haben die Aufgabe, sich weit zurückzuziehen.
Um die Abwehr-Viererkette über weite Strecken vom großen Gegnerdruck zu befreien, setzt Trainer Mykhaylo Fomenko seine drei zentralen Mittelfeldspieler sozusagen als Schutzwall davor. Das führt dazu, dass die Ukraine keinen klassischen Zehner im System hat. Alle drei offensiven Mittelfeldspieler sind im gesamten Raum zwischen den beiden Strafräumen zu finden, sie lassen die mit Abstand größten Strecken hinter sich.
In Sachen Personal hat sich bei den Ukrainern in den letzten Monaten kaum etwas getan. Fomenko ist ein Coach, der lieber Bewährtem vertraut, als neuen Spielern Chancen zu geben. Zuletzt hat es nur Viktor Kovalenko von Schachtar Donezk als Neuling geschafft, sich einen Tunnel in das ansonsten gefestigte Mannschaftskonstrukt zu graben. Er hat das Potenzial, als Spielmacher auch bei der EM zu überraschen. In Donezk machte er in dieser Saison Alex Teixeira vergessen. Gibt Fomenko ihm bei der EM eine Chance, könnte er weiter auf sich aufmerksam machen.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass selbst Ex-Münchner Anatoliy Tymoshchuk mit 37 Jahren immer noch zum Team gehört, auch wenn er sportlich keine tragende Rolle mehr einnimmt. Als Kapitän soll der Rest der Truppe aber von seiner Erfahrung profitieren.