Vor knapp 10.000 Zuschauern im Mestsky Fotbalovy Stadion von Uherske Hradiste entwickelte sich vom Anpfiff weg eine muntere, interessante Partie mit jeder Menge Torraumszenen. Trotz vieler Chancen auf beiden Seiten dauerte es bis zur 57. Minute, ehe der erste Treffer fiel: Joao Mario markierte damit gleich das Tor des Tages.
Die Engländer wirkten davon deutlich angeknockt und vermochten es anschließend lange Zeit nicht mehr, vehement auf den Ausgleich zu drängen. Die Schlussoffensive kam zu spät.
England trifft nun auf die Schweden, die Rekordtitelträger Italien zuvor in die Schranken wiesen, Portugal bekommt es mit den unter Druck stehenden Azzurrini zu tun.
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Engländer, die die Verletzungen der Stammkräfte John Stones und Saido Berahino verkraften müssen, gehen ihren Auftakt in einer 4-2-3-1-Formation an. Alles ist auf Starstürmer Harry Kane ausgerichtet, die offensive Dreierreihe mit Nathan Redmond, Tom Carroll, Jesse Lingard soll den Spurs-Angreifer, vornehmlich über die Außen, füttern.
Portugals Trainer Rui Jorge vertraut auf ein flexibles 4-4-2 mit Mittelfeldraute, bei dem der technisch überragende Staubsauger William Carvalho und Offensiv-Freigeist Bernardo Silva die Strippenzieher geben.
7.: Doppelchance für Portugal! Über rechts kommen die Iberer mit Esgaio und einer halbhohen Flanke in den Strafraum, wo Moore beinahe ein Eigentor produziert. Keeper Butland kann retten und pariert anschließend auch den Nachschuss von Cavaleiro.
18.: Fast das 1:0 für die Young Lions! Lingard hält aus zentraler Position und rund 23 Metern drauf und jagt die Kugel nur wenige Zentimeter über den Querbalken.
34: Kane tritt zum ersten Mal in Erscheinung! Der neue "Golden Boy" im Mutterland des Fußballs dreht sich kurz vor dem Sechzehner schnell in Richtung Tor und knallt drauf. Jose Sa retten rechts unten zur Ecke, muss sich dabei aber richtig strecken.
44.: Das war knapp: Chalobah lässt zentral drei Portugiesen aussteigen und gibt nach links zu Lingard, der sich die Kugel an der Strafraumkante auf rechts legt und sie dann ganz knapp am langen Eck vorbei zirkelt.
50.: War das knapp! Ward-Prowse tritt einen Freistoß von halblinks aus gut 20 Metern und setzt das Leder nur um Zentimeter am linken Pfosten vorbei. Jose Sa wäre nie und nimmer rangekommen.
57., 0:1, Mario: Bernardo Silva geht nach einer Flanke zunächst im Luftduell zu Boden und will Elfmeter. Nach einem abgefälschten Pass steht er dann plötzlich allein vor Butland, trifft aber nur den linken Pfosten. Von dort springt der Ball aber rechts am Fünfer vor die Füße von Joao Mario, der ins leere Tore einschiebt.
81.: Der eingewechselte Alex Pritchard fügt sich direkt stark ein. Sein kluger Pass in den Strafraum findet Kane, der sofort draufhält. Jose Sa kann den unplatzierten Schuss aber parieren.
90.+2: Eine englische Ecke kommt hoch auf den zweiten Pfosten und findet Jenkinson. Dessen Kopfball geht Richtung rechtes oberes Eck, doch Jose Sa fischt ihn mit einer sehenswerten Flugparade raus.
Fazit: Portugal setzt eine Duftmarke! Die Jorge-Elf bezwingt England verdient und überzeugt in allen Mannschaftsteilen. England leidet erst an Ineffizienz und hat nach dem Gegentor kaum noch Kohlen nachzulegen.
Der Star des Spiels: William Carvalho. Der physisch starke Mittelfeldspieler von Sporting zeigte, weshalb er bei zahlreichen Top-Klubs hoch im Kurs steht: ein toller Hybrid aus Zerstörer und Techniker, der Chef im Mittelfeld war. Er gewann 65 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte die zweitmeisten Ballkontakte auf dem Platz (89).
Der Flop des Spiels: Ben Gibson. Gebrauchter Tag für den Innenverteidiger des FC Middlesbrough. Er hatte große Probleme mit seinen wechselnden Gegenspielern und verlor 80 Prozent seiner Zweikämpfe. Ein Horrorwert für einen Abwehrspieler! Auch beim Gegentreffer hinterließ er einen unglücklichen Eindruck.
Der Schiedsrichter: Danny Makkelie (Niederlande). Dankbare Aufgabe für den 32 Jahre alten Unparteiischen. Er musste in einem flüssigen Spiel ohne große Fouls lange Zeit kaum eingreifen. Alle wichtigen Szenen beurteilte er korrekt, ein Haar in der Suppe war lediglich seine Vorteilsauslegung.
Das fiel auf:
- England hatte zunächst mehr vorm Spiel und kombinierte sich durchaus gefällig bis an den Sechzehner der Iberer. Portugal auf der anderen Seite konzentrierte sich auf Ballgewinne, in deren Anschluss die Offensivabteilung der Seleccao blitzschnell ausschwärmte und immer wieder zu gefährlichen Szenen kam.
- Flügelspiel war Trumpf. Beide Mannschaften probierten immer wieder, über die Außen Angriffe zu initiieren. Auffällig: Trotz des flügellastigen Spiels probierten es Oliveira, Lingard und Co. kaum, bis zur Grundlinie zu kommen, um von dort zu flanken. Vielmehr zogen sie immer wieder nach innen und suchten selbst den Abschluss.
- Die Portugiesen interpretierten ihre Formation ungemein flexibel. Die fünf Spieler vor Abräumer Carvalho rochierten viel. Stürmer Ivan Cavaleiro beackerte beide Flügel, Bernardo Silva tauchte häufig in der Spitze auf und so weiter. Diese Positionswechsel sorgten für Unruhe bei den Engländern.
- Beide Mannschaften suchten ihr Heil in der Offensive und fackelten nicht lange, wenn sich die Chance zum Abschluss bot. 37 Torschüsse insgesamt sind ein Beleg dafür.
England - Portugal: Die Daten zum Spiel