In einer Partie mit Testspielcharakter hatte die B-Elf aus Portugal die klareren Chancen. Sowohl Pepe in der ersten, als auch Nani in der zweiten Halbzeit scheiterten jeweils am Aluminium.
Die Schweiz gab aber nie auf und kämpfte sich im zweiten Abschnitt gegen nachlassende Portugiesen in die Partie. Hakan Yakin erlöste die Schweizer Fans in der 71. Minute, als er ein direktes Zuspiel von Eren Derdiyok verwertete. Elf Minuten später war es erneut Yakin, der per Elfmeter das 2:0 und sein drittes EM-Tor erzielte.
Die Schweiz holt damit zwar ihren ersten EM-Dreier, unterm Strich steht jedoch der letzte Gruppen-Platz und das Aus. Wie bereits vor der Partie feststand, zieht Portugal trotz der Niederlage mit sechs Punkten als Erster ins Viertelfinale ein.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Portugal schont die Stars und tritt mit einer B-Elf an. Ausnahmen: Ricardo, Pepe und Ferreira. Einzige Änderung bei den Schweizern: Vonlanthen für den verletzten Barnetta und Torwart Zuberbüher für Benaglio.
8.: Quaresma und sein Lieblingstrick: Mit rechts um den linken Fuß herum flanken. Die Hereingabe von links bekommt Postiga, dessen Kopfball geht knapp vorbei.
15.: Das hätte ein Elfer sein müssen! Lichtsteiner senst nahe der Grundlinie Nani um, doch Schiri Plautz entscheidet auf Weiterspielen. Fehlentscheidung!
18.: Nani mit einem Freistoß aus 27 Metern, Pepe kommt mit dem Fuß dran und fälscht gefährlich ab. Toller Reflex von Zuberbühler, der den Ball an die Latte lenkt.
32.: Ecke für die Schweiz von links, in der Mitte steigt Yakin hoch und köpft. Ricardo, bei Flanken ansonsten sehr unsicher, mit einer guten Parade.
36.: Erneut eine Fehlentscheidung! Postiga läuft alleine auf Zuberbühler zu und schießt das 1:0, doch Plautz pfeift wegen Abseits ab. Dabei stand Postiga einen halben Meter vor der Abseitslinie.
53.: Lichtsteiner erneut mit schlechtem Stellungsspiel, Nani sprintet davon, dessen Schuss klatscht jedoch nur an den linken Pfosten.
65.: Inler knallt aus 20 Metern Vollspann auf die Kiste. Der Ball touchiert den linken Außenpfosten.
71., 1:0, Yakin: Müller passt den Ball aus dem Zentrum auf Derdiyok, der am 16er direkt auf Yakin weiterleitet. Yakin zieht direkt ab und lässt Ricardo keine Chance.
83., 2:0, Yakin: Barnetta wird im Strafraum von Meira gefoult, Yakin verwandelt sicher.
So lief das Spiel: Obwohl nur die zweite Garnitur, dominierte Portugal die erste Hälfte. Mit etwas mehr Druck, Zielstrebigkeit und einem besser aufgelegten Schiedsrichter hätte es einen Kantersieg geben können. Die Schweiz hingegen: schwerfällig, ohne Inspiration. Ein Masterplan, wie man Portugal vielleicht packen könnte, war nicht zu erkennen.
Nach der Halbzeit die Eidgenossen deutlich mutiger, verschoben die Mittelfeldreihe rund zehn Meter nach vorne und übten so mehr Druck aus. Angetrieben vom starken Inler ging die Schweiz verdient in Führung, profitierte aber auch davon, dass die Seleccao ihre Konter nicht konsequent zu Ende spielte und sich in Einzelaktionen verhedderte.
Der Star des Spiels: Gökhan Inler. War das Turnier über der beste Schweizer. Krönte seine gute EM mit seiner starken Vorstellung gegen Portugal. Während Nebenmann Fernandes erneut blass blieb, überzeugte Inler als Abräumer, Spielorganisator, Distanzschütze. Er hat das Zeug dazu, sich neben Frei und Barnetta als dritte Säule der Nati zu etablieren.
Die Gurke des Spiels: Ricardos Strafraumbeherrschung. Auf der Linie wie immer mit hellen Momenten, irrte Portugals Keeper auch gegen die Schweiz des öfteren im 16er herum, um gegnerische Flanken zu unterlaufen, unnötig wegzufausten oder unbedrängt zur Ecke zu pritschen. Tipp an Bundestrainer Löw (sollte Deutschland das Viertelfinale erreichen): Flanken trainieren!
Die Lehren des Spiels: Bei der letzten, bedeutungslosen Partie der EM gegen eine Mannschaft voller Ersatzspieler zeigte die Schweiz ihre beste Leistung. Bezeichnend.
Ohne die verletzten oder angeschlagenen Frei und Barnetta fehlen der Mannschaft schlicht die Leadertypen. Dennoch: Das Talent (Inler, Fernandes, Behrami) ist vorhanden, mit etwas mehr Erfahrung ist zukünftig mehr drin.
Die interessanten Aspekte bei den Portugiesen: Von den drei Stammspielern, die in der Stammelf standen, überzeugte im Prinzip keiner. Pepe war okay, aber Ricardo und Ferreira sind eindeutig die Schwachpunkte eines ansonsten starken Teams. Ricardo agiert im 16er vogelwild, Ferreira fehlen als Linksverteidiger Geschwindigkeit, ein gutes Stellungsspiel und Offensivdrang. Tipp an Bundestrainer Löw: Flanken trainieren - und Ferreira immer wieder attackieren!