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EM 2021 - DFB-Team vor Achtelfinale gegen England in der Taktikanalyse: Diese Schwäche kann gegen England tödlich sein

Von Stefan Rommel
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DFB-Team: Nutzlose Flanken, tote Bälle und die Torhüter

Die Folge ist eine Flut an Flanken, bisher waren es schon 67 in drei Spielen. Das ist sehr untypisch und ohne einen echten Zielspieler, sprich: einen Mittelstürmer, im Zentrum auch immer nur die B-Lösung. Was im Übrigen auch bei den Offensiv-Standards bisher nur leidlich funktioniert. Ein Tor nach einem Freistoß steht zu Buche, auf Einladung von Ungarns Keeper Peter Gulasci.

Nach Eckbällen gab es einen Lattenreffer von Mats Hummels - das war's. Die groß angekündigten Varianten bei eigenen Standards greifen noch nicht, stattdessen brennt es vor dem eigenen Tor nach ruhenden Bällen immer gleich lichterloh. Gegen die Engländer mit ihren vielen Standard-Ideen und den wuchtigen Kopfballspielern kann das tödlich sein.

In den letzten Tagen war viel die Rede davon, dass die Engländer vor rund 40.000 Fans und im eigenen Wohnzimmer kaum so destruktiv agieren könnten wie etwa die Ungarn mit ihrem Außenseiter-Fußball. Und wahrscheinlich ist auch tatsächlich davon auszugehen, dass die Gastgeber am Dienstag selbst initiativ werden wollen. Das Spiel gegen Portugal soll der deutschen Mannschaft demnach als Blaupause dienen, als man gegen die Viererkette des Gegners mit seinen hoch postierten Flügelspielern deren Außenverteidiger förmlich festpinnen konnte und so mehr Raum vor der gegnerischen Abwehrkette vorfand - beziehungsweise über schnelle Verlagerungen den ballfernen Flügelspieler hinter den Außenverteidiger schicken konnte.

Das soll nun auch gegen die Engländer ein Rezept sein und das kann es auch. Allerdings halt nur dann, wenn Gareth Southgate nicht ein gar nicht so altes anderes Rezept wieder entdeckt: Denn mit der Viererkette spielt England erst wieder seit diesem Jahr. Die Qualifikationsrunde absolvierte die Mannschaft mit der Dreier- beziehungsweise Fünferkette in der letzten Linie. Und nimmt man Southgates bisherigen Pragmatismus als Grundlage, ist nicht ganz auszuschließen, dass der Coach gegen Deutschland mit der Rückkehr zu dieser Variante überrascht - je nachdem, was sich Joachim Löw überlegt.

Unabhängig von der Grundordnung und Spielausrichtung geht es um auf den ersten Blick kleine, aber doch sehr wichtige Details. Zum Beispiel den ersten Kontakt und damit die unmittelbare Spielfortsetzung. Die deutschen Gegner konzentrierten sich im Anlaufen bisher auf den zentralen Innenverteidiger Mats Hummels und wollten den beim ersten Pass blockieren. Besonders Antonio Rüdiger, dessen Einsatz gegen England trotz eines Infekts nun doch wahrscheinlich ist, bekam deshalb mehr Freiheiten, weiß die aber nicht zu nutzen.

DFB-Team: Zu viele "tote Bälle"

Rüdiger als erster Spielmacher ist ein Problem für die deutsche Mannschaft, weil der Bälle mit dem ersten Kontakt nicht mutig nach vorne und vielleicht gleich am ersten Gegenspieler vorbei mitnimmt, sondern den Ball querlegt und dann einen zweiten, dritten oder vierten Kontakt benötigt - ohne damit aber Raumgewinn zu erzielen. Stattdessen sind in jedem deutschen Spiel bisher so genannte "tote Bälle" zu sehen, also Sequenzen, in denen der Ball regungslos vor dem Ballbesitzenden liegt und der eine Anspielstation sucht. Das raubt jegliches Tempo und Dynamik und gibt dem Gegner selbst in unorganisierten Momenten wieder die nötige Zeit, sich zu positionieren.

Vermutlich werden sich auch die Engländer Rüdiger als Pressingopfer aussuchen, also muss die Unterstützung der Mittelfeldspieler schneller erfolgen oder mit Freiziehbewegungen der Mittelfeldspieler Räume geschaffen werden, um auch mal direkt auf einen Angreifer durchzuspielen.

Und dann sind da ja noch die Torhüter - eine große Hoffnung aus deutscher Sicht. Manuel Neuer ist im Vergleich zu Jordan Pickford der deutlich bessere Keeper und der einzige im deutschen Team, der auf seiner Position sein englisches Gegenüber überragt. Aber: Neuer muss diese Diskrepanz nun auch mal zeigen. Fünf der acht Schüsse auf das deutsche Tor waren bisher auch drin, Neuer hat noch keine wirklich starke Parade gezeigt oder seiner Mannschaft ein Spiel gewonnen. Im Gegenteil: Bei beiden Gegentoren im Ungarn-Spiel war der Kapitän maßgeblich beteiligt. Ohne einen Neuer in Topform dürfte es aber schwer werden gegen England.

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