EM

DFB-Team: Warum Ilkay Gündogan (noch) kein Faktor bei dieser EM ist

Nicht ins deutsche Spiel eingebunden: Ilkay Gündogan.
© getty

Okay gegen Frankreich, okay gegen Portugal, schwach gegen Ungarn: Es ist bislang noch nicht die Europameisterschaft von Ilkay Gündogan. Warum wirkt der Mittelfeldspieler im Vergleich zu seinen Leistungen bei Manchester City wie ausgewechselt?

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"Ich sehe mich in einem Alter und in einer Position, in der ich mehr Verantwortung übernehmen möchte. Genauso wie im Verein will ich auch hier bei der Nationalmannschaft ein wichtiger Teil sein und vorneweggehen", sagte Ilkay Gündogan im November 2019.

Heute, eineinhalb Jahre später, ist der 30-Jährige ein wichtiger Teil des DFB-Teams. Das mit dem Vorneweggehen klappt - zumindest bei dieser EM - aber noch nicht so gut. An seiner fußballerischen Qualität kann es eigentlich nicht liegen. Gündogan hat seine zahlenmäßig beste Saison auf Vereinsebene hinter sich. 17 Tore, 5 Vorlagen - der gebürtige Gelsenkirchener war einer der Schlüssel bei Manchester City zum Gewinn der Premier League und dem Einzug ins Champions-League-Finale.

Anders als bei den Skyblues findet sich der Mittelfeldspieler im DFB-Trikot aber nicht in dem Spielsystem zurecht. Auf der Doppelsechs im 3-4-3 mit Toni Kroos vor der aus Matthias Ginter, Mats Hummels und Antonio Rüdiger bestehenden Dreierkette wirkt er wenig bis gar nicht ins deutsche Spiel eingebunden und weiß, wenn er den Ball hat, auch kaum etwas mit ihm anzufangen.

Waren seine Leistungen gegen Frankreich und Portugal noch halbwegs ordentlich, enttäuschte er gegen Ungarn auf ganzer Linie. Mit 42 Pässen spielte Gündogan nicht einmal halb so viele wie sein Nebenmann Kroos (106 Pässe), selbst der auf dem linken Flügel agierende Robin Gosens kam auf mehr Spielanteile (46 Pässe) als der Ex-BVB-Profi. Es schien, als würde das Spiel an ihm vorbeilaufen.

EM 2021: Gündogan ist nicht im Vollbesitz seiner Kräfte

Seine Auswechslung in der 57. Minute war folgerichtig. Tatsächlich hatte sie für Joachim Löw jedoch keine Leistungsgründe. Nach Informationen von SPOX und Goal war zwischen Gündogan und dem Bundestrainer bereits im Vorfeld vereinbart worden, dass der Routinier maximal eine Stunde zum Einsatz kommen werde. Der Grund: Nach dem Portugal-Spiel hatte sich Gündogan mit Wadenproblemen herumgeschlagen und Teile der Vorbereitung auf das Duell mit Ungarn verpasst.

Mit Blick auf das Achtelfinale gegen England droht ihm dennoch die Rolle des Ersatzspielers. Zum einen, weil Leon Goretzka nach zwei Joker-Einsätzen für die Startelf bereit ist und mehr körperliche Robustheit als der nicht im Vollbesitz seiner Kräfte daherkommende Gündogan mitbringt.

"Das Tor zum 2:2", sagte Löw im Anschluss an die Partie gegen Ungarn, "hat Leon sicher Auftrieb gegeben. Er ist für uns ein wichtiger Spieler, weil er Dinge macht, die der Mannschaft guttun - defensiv wie offensiv."

Liegt der Fehler im System? Gündogan bei ManCity offensiver

Zum anderen, weil sich spätestens nach dem Abschluss der Gruppenphasen auch die Frage aufdrängt, ob Gündogan auf nahezu einer Linie mit Passmaschine Kroos überhaupt richtig aufgehoben ist.

Bei City spielt er - meist im 4-3-3 - tendenziell zehn Meter weiter vorne als offensiver Achter, bisweilen sogar als Zehner, wodurch er seine Spielintelligenz sowie Pass- und Kombinationsstärke viel besser zur Geltung bringen kann als bis dato bei dieser EM. Pep Guardiola holte so vor allem in der abgelaufenen Spielzeit das Beste aus Gündogan heraus und sorgte dafür, dass er das Spiel auf dem Weg ins letzte Drittel maßgeblich mitprägte als meist nur risikofreie Pässe zu spielen.

Allerdings hing das auch mit der guten Abstimmung seiner Offensivkollegen bei City zusammen. Diese ist beim DFB bisher nicht gegeben. Ob eine Systemumstellung auf eine Viererkette helfen würde? Gündogan ließ zumindest unmittelbar nach dem deutschen Auftaktspiel gegen Frankreich durchklingen, sich in einem offensiv ausgerichteten System wohler zu fühlen.

"Ich erhoffe mir, dass wir mehr nach vorne spielen und mehr Chancen kreieren, weil wir es können und eine Mannschaft sind, die offensiv denkt", sagte er. Und auf die Frage hin, ob ihm ein System mit einem Mittelfeldspieler mehr und einem Abwehrspieler weniger gefallen würde, antwortete der Rechtsfuß nur: "Wir haben ja zwei Systeme, die wir gut spielen können."

EM 2021, Spielplan: Das Achtelfinale im Überblick

DatumUhrzeitTeam 1Team 2Spielort
26.06.202118:00WalesDänemarkAmsterdam
26.06.202121:00ItalienÖsterreichLondon
27.06.202118:00NiederlandeTschechienBudapest
27.06.202121:00BelgienPortugalBilbao
28.06.202118:00KroatienSpanienKopenhagen
28.06.202121:00FrankreichSchweizBukarest
29.06.202118:00EnglandDeutschlandLondon
29.06.202121:00SchwedenUkraineGlasgow
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