EM

EM 2020 - Power Ranking der Gruppe A: Wann reißt Italiens Siegesserie?

Von Stefan Petri
Lorenzo Insigne eilte mit Italien zuletzt von Sieg zu Sieg.
© getty

Wenn am Freitagabend die Europameisterschaft beginnt, wartet auf die brandheißen Italiener direkt ein unangenehmer Gegner: Die Türkei ist so stark wie lange nicht mehr. Auch die Schweizer Eidgenossen erhoffen sich Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale, während es bei den Walisern die Abschiedsvorstellung von Gareth Bale sein könnte. Das Power Ranking zur EM-Vorrundengruppe A.

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Platz 4: Wales

  • Gegner in Gruppe A: Schweiz (12. Juni), Türkei (16. Juni), Italien (20. Juni)

Hier geht's zum Kader von Wales für die EM 2020.

  • Länderspiele im Jahr 2020:
DatumHeimAuswärtsErgebnis
24. März (WM-Quali)BelgienWales3:1
27. MärzWalesMexiko1:0
30. März (WM-Quali)WalesTschechien1:0
2. JuniFrankreichWales3:0
5. JuniWalesAlbanien0:0
  • Der Weg zur EM: Die überhaupt erst zweite Teilnahme an einer EM-Endrunde sicherten sich die Waliser durch Platz zwei in der Gruppe E hinter Vizeweltmeister Kroatien. Dabei setzte sich das Team von Trainer Ryan Giggs mit 14 Punkten aus acht Spielen knapp vor der Slowakei (13) und Ungarn durch), erzielte aber insgesamt lediglich zehn Treffer. Am letzten Spieltag reichte ein Doppelpack von Aaron Ramsey, um durch ein 2:0 gegen Ungarn das EM-Ticket zu lösen.
  • Form: Die letzten Ergebnisse verraten es: Gegen Konkurrenz auf etwa gleichem Level können die Drachen durchaus mithalten, vor allem die Defensive ist stark (nur sechs Gegentore in der EM-Quali). Gegen die europäische Elite offenbarte sich in zwei Testspielen aber vergleichsweise schnell ein Klassenunterschied. Die Generation um Gareth Bale befindet sich langsam auf der Zielgeraden, die jungen Nachrücker haben noch Nachholbedarf. 2016 ging es wie durch ein Wunder bis ins Halbfinale, auch diesmal wäre für ein ähnliches Ergebnis ein wahres Wunder nötig.
  • Probleme: Wales muss die EURO 2020 ohne Ryan Giggs auskommen. Die Legende von Manchester United wurde wegen Körperverletzung angeklagt, Giggs (47) soll seine Ex-Freundin und eine weitere Frau tätlich attackiert haben. Deshalb wird er bei der Endrunde von Assistent Robert Page vertreten, wie auch schon bei den bisherigen Länderspielen im Kalenderjahr 2020. "Ich werde vor Gericht auf nicht schuldig plädieren und freue mich darauf, meinen Namen reinzuwaschen", erklärte Giggs.
  • Prognose: Gegen die Squadra Azzurra ist Wales Außenseiter, in engen Spielen gegen die Schweiz und die Türkei könnte Wales aber durchaus die nötigen Punkte für ein Weiterkommen holen, wenn die Abwehr steht und Gareth Bale - in seiner Abschiedsvorstellung? - seine Klasse zeigt. Im besten Fall geht es im abschließenden Gruppenspiel zudem für Italien um nicht mehr viel. Dennoch ist Wales in dieser Gruppe knapper Außenseiter.
Gareth Bale und Wales verpassten einen Sieg gegen Albanien.
© getty
Gareth Bale und Wales verpassten einen Sieg gegen Albanien.

Platz 3: Schweiz

  • Gegner in Gruppe A: Wales (12. Juni), Italien (16. Juni), Türkei (20. Juni)

Hier geht's zum Kader der Schweiz für die EM 2020.

  • Länderspiele im Jahr 2020:
DatumHeimAuswärtsErgebnis
25 März (WM-Quali)BulgarienSchweiz1:3
28. März (WM-Quali)SchweizLitauen1:0
31. MärzSchweizFinnland3:2
30. MaiSchweizUSA2:1
4. JuniSchweizLiechtenstein7:0
  • Der Weg zur EM: In einer Qualifikationsgruppe mit Dänemark und Irland setzte sich die Schweiz als Gruppenerster durch, das Torverhältnis von 19:6 (14 verschiedene Torschützen) konnte sich sehen lassen. Im vorläufigen Kader von Trainer Vladimir Petkovic befinden sich acht Akteure, die schon bei der EURO 2016 dabei waren, darunter die Gladbacher Yann Sommer und Breel Embolo. Damals verloren die Eidgenossen im Achtelfinale im Elfmeterschießen gegen Polen.
  • Form: Die sieben Tore gegen Fußballzwerg Liechtenstein sind nur bedingt aussagekräftig, der Sieg über die talentierte US-Mannschaft dagegen schon eher: Gegen Giovanni Reyna und Co. waren nämlich durchaus auch mehr Tore drin (Highlights im Video). Im März konnten gleich drei Siege gefeiert werden, darunter über EM-Neuling Finnland, der Erfolg über Litauen hätte auch höher ausfallen können. Fazit: Die Form stimmt.
  • Probleme: Der eine oder andere Leistungsträger von Petkovic hat eine schwierige Saison hinter sich. Innenverteidiger Fabian Schär verpasste große Teile der Rückrunde in Newcastle, Wolfsburgs Renato Steffen ist gar nicht dabei. Xherdan Shaqiri, Strippenzieher in der Offensive, war in Liverpool nur noch Ergänzungsspieler. Findet er rechtzeitig zum Turnier seine Topform?
  • Prognose: Ein Sieg im Auftaktspiel gegen die Waliser und die Nati ist voll auf Kurs in Richtung K.o.-Runde. Die Entscheidung dürfte aber wohl erst im letzten Gruppenspiel fallen. Funktioniert die Offensive um Shaqiri und Breel Embolo, kann es die Schweiz ins Achtelfinale schaffen.

Platz 2: Türkei

  • Gegner in Gruppe A: Italien (11. Juni), Wales (16. Juni), Schweiz (20. Juni)

Hier geht's zum Kader der Türkei für die EM 2020.

  • Länderspiele im Jahr 2020:
DatumHeimAuswärtsErgebnis
24 März (WM-Quali)TürkeiNiederlande4:2
27. März (WM-Quali)NorwegenTürkei0:3
30. März (WM-Quali)TürkeiLettland3:3
27. MaiTürkeiAserbaidschan2:1
31. MaiTürkeiGuinea0:0
3. JuniTürkeiMoldawien2:0
  • Der Weg zur EM: Die Türkei setzte in der Qualifikation ein Ausrufezeichen, als sie in der Gruppe H nur zwei Punkte hinter Weltmeister Frankreich landete - und den direkten Vergleich gegen die Equipe Tricolore sogar gewann (2:0/1:1). Nur ein Punkt aus den beiden Spielen gegen Island bedeutete am Ende dann aber Rang zwei. Trotzdem: Nur drei Gegentore in zehn Gruppenspielen waren überragend, Topscorer in der Quali war der gebürtige Wetzlarer Cenk Tosun (fünf Tore).
  • Form: Mit den klaren Siegen über die Niederlande und Norwegen in der WM-Qualifikation im März setzte die Türkei ein Ausrufezeichen: Seht her, wir sind auf internationaler Bühne wieder wer. Gerade in der Offensive gibt es mit Tuson, Burak Yilmaz oder Hakan Calhanoglu richtig viel Torgefahr. Auch die Testspiele gegen zugegeben schwächere Kaliber liefen insgesamt ordentlich.
  • Probleme: Wenige, der Kader ist so stark wie zuletzt vielleicht 2008 - und damals ging es bis ins Halbfinale. Die fehlende Erfahrung könnte in einer recht ausgeglichenen Gruppe ins Gewicht fallen - der Kader ist der jüngste im ganzen Turnier, nur drei Spieler waren 2016 schon dabei. Vorne soll es der fast 36 Jahre alte Yilmaz richten. Hat er nach der harten Meistersaison mit Lille noch genug im Tank?
  • Prognose: Das Auftaktspiel gegen die bärenstarken Italiener wird ein echter Gradmesser. Rufen die türkischen Löwen ihr Potenzial ab, ist das Achtelfinale aber locker drin. Vielleicht sogar als Gruppenerster.

Platz 1: Italien

  • Gegner in Gruppe A: Türkei (11. Juni), Schweiz (16. Juni), Wales (20. Juni)

Hier geht's zum Kader Italiens für die EM 2020.

  • Länderspiele im Jahr 2020:
DatumHeimAuswärtsErgebnis
25 März (WM-Quali)ItalienNordirland2:0
28. März (WM-Quali)BulgarienItalien0:2
31. März (WM-Quali)LitauenItalien0:2
28. MaiItalienSan Marino7:0
4. JuniItalienTschechien4:0
  • Der Weg zur EM: Nach der verpassten WM 2018 hat Trainer Roberto Mancini die Azzurri wieder zu einer Macht geformt. Zum ersten Mal überhaupt gewann Italien in Gruppe J alle zehn Qualifikationsspiele, darunter das letzte Gruppenspiel gegen Armenien mit 9:1. Am Ende stand ein bombastisches Torverhältnis von 37:4 (19 verschiedene Torschützen) zu Buche. Souveräner kann man nicht durch die Quali marschieren.
  • Form: "Die Prüfung ist bestanden: Mancini und die Azzurri sind gut für die EM gerüstet", proklamierte die Gazzetta dello Sport nach dem Sieg über die Tschechen, Tuttosport sprach von "Azzurri in Hochglanz". Unglaubliche 27 Spiele ist Italien jetzt schon in Folge ungeschlagen - und seit acht Partien kassierte der Weltmeister von 2006 kein Gegentor mehr. Von "Magie" sprach Kapitän Giorgio Chiellini, als er auf die Teamchemie angesprochen wurde.
  • Probleme: Der Kader ist unheimlich tief, Mancini kann und wird wohl schon in der Gruppe rotieren. Der absolute Superstar, der gerade in der Offensive das Spiel an sich reißt, muss dem Team aber erst noch erwachsen. Eine Innenverteidigung mit Chiellini (36) und Leonardo Bonucci (34) hätte gegen viele Gegner Geschwindigkeitsnachteile.
  • Prognose: 2016 war schon im Viertelfinale Schluss, vier Jahre zuvor gab es eine Abreibung im Finale gegen Spanien (0:4). Die goldene Mitte muss diesmal das Ziel sein - mindestens. Die Gruppe sollte Italien eigentlich locker überstehen, dann kommt es auf die Auslosung und die Form von Keeper Gigio Donnarumma an.
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