Die Europa-Tour des FSV Mainz 05 hat nach einem Elfmeterkrimi in Siebenbürgen bereits ihr Ende gefunden: Durch eine peinliche Niederlage beim rumänischen Tabellen-Schlusslicht Gaz Metan Medias scheiterten die Rheinhessen bei ihrer zweiten Europacup-Teilnahme sofort und blieben jeden Nachweis internationaler Klasse schuldig.
Nach 120 Minuten hatte es wie schon nach dem Hinspiel 1:1 (1:0) gestanden, beim 3:4 im Elfmeterschießen versagten Sami Allagui und Elkin Soto die Nerven.
Tuchel: "Wir sind selber schuld"
"Wir müssen lernen, damit umzugehen. Das ist extrem bitter, weil wir in beiden Spielen ein großes Chancenplus hatten", sagte Trainer Thomas Tuchel enttäuscht: "Leider haben wir es vergessen, den Sack zuzumachen, deshalb stehen wir am Ende des Tages mit leeren Händen dar. Letztlich sind wir selbst schuld daran, weil wir es auf das Elfmeterschießen haben ankommen lassen und das ist eben immer Lotterie."
"Das ist sehr bitter, so auszuscheiden. Ich bin sehr enttäuscht, mir fehlen fast die Worte", sagte Kapitän Nikolce Noveski, der als einziger Mainzer schon bei der ersten Europacup-Teilnahme 2005/06 dabei war. Auch Nico Bungert war fassungslos: "Wir haben in zwei Spielen 40:2 Torchancen und verlieren das Ding im Elfmeterschießen. Das ist Wahnsinn, wir ärgern uns maßlos."
Bei der ersten Europacup-Teilnahme 2005/06 hatte Mainz unter dem heutigen Dortmunder Meistertrainer Jürgen Klopp die Qualifikation überstanden, war in der 1. Hauptrunde aber am späteren Sieger FC Sevilla gescheitert.
Sieben Veränderungen im Team
In Rumänien schien Mainz durch Marcel Risses Führungstor (31.) auf der Siegesstraße, Taher Bawab gelang aber der Ausgleich (62.). Medias hatte das Ticket für die Europa-League-Qualifikation nur nachträglich durch die verweigerte Lizenz für den FC Timisoara gelöst. In der aktuellen Saison ist Gaz Metan nach zwei Spielen ohne Punkt bei 1:7 Toren.
Tuchel hatte sein Team gegenüber dem mühsamen 2:1-Sieg nach Verlängerung im Pokal beim Oberligisten SVN Zweibrücken gleich auf sieben Positionen verändert. Neben Torhüter Christian Wetklo, der im Zweikampf mit Heinz Müller absprachegemäß seine Europacup-Chance erhielt, blieben nur die Defensivspieler Bo Svensson, Niko Bungert und Julian Baumgartlinger in der ersten Elf. In Svensson (32) und Elkin Soto (31) standen damit gleich zwei Geburtstagskinder zu Beginn auf dem Platz.
Mainz ging durch Risse in Führung
Die Mainzer hatten vor etwa 6000 Zuschauern im Stadion Municipal Gaz Metan, darunter etwa 300 FSV-Anhänger, etwas Mühe ins Spiel zu finden. Im Spiel der nervös wirkenden Gäste war keine Struktur zu erkennen, der spielerisch erschreckend schwache, aber kampfstarke Außenseiter aus Siebenbürgen hielt mit seinem körperlichen Spiel effektiv dagegen.
Doch die erste Torchance in diesem bis dahin zerfahrenen Spiel nutzte der FSV gleich aus: Nach einem tollen Pass von Svensson war Risse mit einem schönen Rechtsschuss aus etwa zehn Metern erfolgreich. Dieser Treffer wirkte wie eine Erlösung.
Nicht einmal zwei Minuten später hatte Anthony Ujah das 0:2 auf dem Fuß, der Nigerianer scheiterte jedoch freistehend an Medias-Keeper Razvan Plesca. Weitere fünf Minuten später fanden erst Risse und dann im Nachschuss Soto in Plesca ihren Meister.
Einbruch in Hälfte zwei
Nach dem Wechsel war die neugewonnene Sicherheit wie verflogen, in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte ließ sich der Bundesligist immer mehr unter Druck setzen. Die Strafe folgte nach einer Stunde. Nach einem Eckball gewann Bawab im Fünfmeterraum das Kopfball-Duell gegen Sami Allagui und ließ Wetklo keine Chance.
Damit war das Deja-vu-Erlebnis für die Mainzer perfekt: Auch im Hinspiel waren sie in der 31. Minute in Führung gegangen, auch damals hatte der Jordanier mit spanischem Pass den Ausgleich erzielt, vor einer Woche nur zwei Minuten früher.
Die große Chance zur erneuten FSV-Führung vergab dann der eingewechselte Marco Caliguiri leichtfertig, als er nach Ablage von Soto aus sieben Metern verzog. Gar vier Meter waren in der 18. Minute der Verlängerung Petar Sliskovic zu weit, seinen Schuss parierte wieder einmal der glänzend reagierende Plesca. Den Rumänen schwanden in der Verlängerung sichtlich die Kräfte, sie wollten sich nur noch ins Elfmeterschießen retten. Der FSV war wieder überlegen, aber nicht zielstrebig genug.
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