Dave, der neue Zola und ein herber Flop

SPOX
13. Mai 201313:26
Eden Hazard: Der Belgier war ohne Zweifel Chelseas bester Fang auf dem Transfermarktgetty
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Als amtierender Champions-League-Sieger kaufte der FC Chelsea im Sommer groß ein und startete einen Umbruch. Man verpflichtete fünf Spieler für insgesamt gut 100 Millionen Euro. Nach dem bitteren Aus in der Gruppenphase der Königsklasse stehen die Londoner nun immerhin im Finale der Europa League (Mi., ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Doch welcher der großen Sommertransfers konnte überzeugen? Und wer wurde den Erwartungen nicht gerecht? SPOX nimmt die fünf vor dem Finale unter die Lupe.

Marko Marin (9 Spiele, 1 Tor, 1 Assist)

"England ist für mich persönlich die beste Liga im Moment. Allein wegen des Tempos und der Spielweise über außen glaube ich, dass die Liga am besten zu mir passt." Das sagte Marko Marin im SPOX-Interview im Mai 2012. SPOX

Inzwischen muss man feststellen: Es passt nicht wirklich. 144 Premier-League-Minuten, immerhin ein Tor und ein Assist, aber Marin wird mit Sicherheit nicht zufrieden sein. Und der FC Chelsea ist es wohl auch nicht. Bereits im Winter wurde über ein Ausleih-Geschäft nachgedacht, nachdem man im Sommer noch neun Millionen Euro nach Bremen überwiesen hatte.

Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass Marin Pech mit Verletzungen hatte. In der Vorbereitung musste er aufgrund von Muskelproblemen pausieren und konnte erst wieder im Herbst zum Team stoßen. "Natürlich hätte mein erstes Jahr viel besser verlaufen können. Zumal ich während der Vorbereitung auf diese Saison in der ersten Elf stand, ich hätte zum Start wohl auch begonnen", sagte der 24-Jährige.

Durfte er mal ran, wirkte er allerdings ungestüm und übermotiviert, wie beim Horror-Foul an Titus Bramble nach wenigen Minuten im Spiel gegen die Queens Park Rangers. Zu allem Überfluss wählte die "Sun" Marin in die Top Ten der Transfer-Flops der Premier League.

Fazit: Marin hat noch kein einziges Spiel über 90 Minuten bestritten. Der Ex-Bremer hat die Erwartungen an der Stamford Bridge bisher überhaupt nicht erfüllt. Und sollte Andre Schürrle im Sommer zu den Blues stoßen, hätte Marin einen weiteren Konkurrenten vor der Nase.

Victor Moses (33 Spiele, 6 Tore, 1 Assist)

Der Nigerianer hatte unter den fünf Sommer-Neuzugängen wohl die geringste Reputation. Für 11,5 Millionen kam er von Wigan Athletic. "Die erste Trainingseinheit war unglaublich... ich sah Leute wie John Terry, Ashley Cole und Fernando Torres. Das war unbeschreiblich und ein wenig verrückt", sagte der damals 21-Jährige nach seinem Wechsel zum amtierenden CL-Sieger.

Das beschreibt wohl am besten, mit wie viel Demut er an die neue Aufgabe heranging, obwohl er sich nicht verstecken wollte. "Ich weiß, dass es eine Menge starker Spieler bei Chelsea gibt. Aber wenn ich meine Chance bekomme, werde ich sie ergreifen", so Victor Moses.

Gesagt. Getan. Als Back-up verpflichtet, kam der Flügelspieler in 23 Premier-League-Spielen zum Einsatz. Wenn auch oft von der Bank, sorgte er für die physischen Attribute im Offensiv-Spiel der Blues. Neben den Technikern um Eden Hazard und Juan Mata lebt Moses von seiner körperlichen Präsenz.

In der Liga erzielte er zwar nur einen Treffer, in der Europa League aber traf er in den letzten vier Spielen vier Mal und schoss den FC Chelsea so ins Finale.

Fazit: Er war immer da, wenn er gebraucht wurde und verkörperte den soliden und konstanten Back-up. Bleibt abzuwarten, wie es in der kommenden Saison aussehen wird. Sollte Abramowitsch wieder den Geldbeutel öffnen, könnte es eng für ihn werden. Für diese (Umbruch-)Saison hat Moses die Erwartungen als verlässliche Alternative allerdings erfüllt.

Seite 2: Azpilicueta, Oscar und Hazard

Cesar Azpilicueta (34 Spiele, 6 Assists)

Der Spanier mit dem fast unaussprechlichen Namen debütierte bereits mit 18 in der Primera Division für CA Osasuna und galt fortan als eines der größten europäischen Außenverteidiger-Talente. 2010 ging Cesar Azpilicueta nach Marseille. Im Sommer letzten Jahres fragte dann der amtierenden Champions-League-Sieger aus London beim 1,78 Meter großen Spanier an - er sollte die Lücke schließen, die Jose Bosingwa hinterlassen hatte.

Knapp neun Millionen Euro ließen sich die Blues die Verpflichtung kosten. Im Vergleich zu den anderen Transfers fast ein Schnäppchen. Doch es dauerte seine Zeit, bis sich Azpilicueta an den schnellen, physischen Fußball auf der Insel gewöhnt hatte. In den ersten Spielen saß er auf der Bank, der erfahrene Branislav Ivanovic erhielt meist den Vorzug. In der CL-Gruppenphase kam er nur zu einem Einsatz. Ex-Coach Di Matteo brachte ihn gar ab und zu im rechten Mittelfeld.

Erst als Rafa Benitez im November die Blues übernahm, erkämpfte sich "Dave", wie ihn die Fans und Mitspieler ob seines komplizierten Nachnamens nennen, seinen Stammplatz. Von da an war er als Rechtsverteidiger nicht mehr wegzudenken. Im neuen Jahr wurde er dann zur konstanten Größe. Defensiv war er eine Bank, zeigte durch Flankenläufe seine Offensivqualitäten. Er brachte es bisher auf 26 Premier-League-Einsätze und steuerte sechs Assists bei.

Seine starken Auftritte auf der Insel und in der Europa League blieben auch Vincente Del Bosque nicht verborgen. Im Februar debütierte er im Testspiel gegen Uruguay für Welt- und Europameister Spanien.

Fazit: Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde Azpilicueta den Erwartungen gerecht. Und: Mit 23 steht er immer noch am Anfang seiner Entwicklung. In Europa sind Außenverteidiger mit seiner Qualität rar gesät.

Oscar (47 Spiele, 10 Tore, 9 Assists)

Die Euphorie rund um die Stamford Bridge war groß, als im Sommer Oscar dos Santos Emboaba Junior von Internacional Porto Alegre nach London wechselte. 32 Millionen Euro ließ sich Roman Abramowitsch den Transfer kosten. Kein Pappenspiel für einen erst 20-Jährigen, der noch nie in Europa gespielt hatte.

Er galt als der neue Kaka. Die Vergleiche kamen auch nicht von ungefähr, feierte Oscar doch eine überragenden Premiere in der Champions League. In seinem ersten Match in Europas Königsklasse traf er beim 2:2 gegen Juventus durch zwei Traumtore doppelt. Die Fans lagen ihm zu Füßen.

Allerdings konnte der Offensivspieler diese Gala in den nächsten Wochen und Monaten nicht wiederholen. In der Premier League fiel er zu oft ab, ließ Konstanz vermissen. In vielen Spielen deutete er sein großes Talent an, wirklich wichtige Aktionen hatte er aber eher selten.

"Hier in England musst du härter sein auf dem Feld, man muss bedrohlich wirken. Es ist eigentlich nicht mein Spiel, Leute zu decken oder diese zu stoppen. Aber hier bei Chelsea lerne ich es. Ich entwickle mich weiter", sagte Oscar.

Bisher kommt er auf 33 Einsätze in der Premier League, traf vier Mal und bereitete sieben Treffer vor. In der EL traf er erst einmal - in der CL aber erzielte er immerhin fünf Tore. Keine schlechte Bilanz, aber eben auch keine überragende.

Fazit: Der junge Brasilianer deutete sein Potenzial in der Saison bereits an, konnte die hohen Erwartungen allerdings noch nicht komplett erfüllen - dafür hat er aber in Zukunft neben Eden Hazard und Juan Mata noch genug Zeit.

Eden Hazard (47 Spiele, 12 Tore, 17 Assists)

Er war der Königstransfer des FC Chelsea. Schlappe 40 Millionen Euro überwiesen die Blues im Sommer an den OSC Lille und stachen dabei einige harte Mitkonkurrenten im Kampf um den belgischen Ball-Zauberer aus.

Spielerisch galten die Blues nach dem CL-Triumph nicht unbedingt als das Nonplusultra des europäischen Fußballs. Eden Hazard sollte Abhilfe schaffen. Und er tat es. Ohne große Eingewöhnungszeit zeigte der inzwischen 22-Jährige, was er kann. Feine Dribblings, traumhafte Tore, tolle Pässe. Die Fans vergöttern ihn inzwischen. SPOX

Er sorgt für das Überraschungsmoment im oftmals durchschaubaren Chelsea-Spiel. Gemeinsam mit Mata und Oscar wirbelt er die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander. 34 Spiele, neun Tore und 14 Assists - eine beeindruckende Quote. Einzig auf dem europäischen Parkett konnte Hazard statistisch noch nicht derart glänzen, was seine Leistung aber kaum schmälert.

Neben dem frühen CL-Aus gab es allerdings ein weiteres Negativerlebnis für ihn in seiner bisherigen Chelsea-Zeit: Das Gerangel mit einem Balljungen im Spiel gegen den FC Swansea, das ihm eine Sperre von zwei Spielen einbrachte und für Schlagzeilen sorgte. Doch rein sportlich ist Hazard ein absoluter Gewinn für das Spiel der Blues.

Fazit: Der 1,70 Meter kleine Dribbler hat die hohen Erwartungen definitiv erfüllt. Der nicht immer als pflegeleicht geltende Hazard wurde zwischenzeitlich gar als der neue Gianfranco Zola gefeiert. "I prefer the new Hazard", war seine Antwort darauf.

Die Europa League im Überblick