Als Cristiano Ronaldo zu Real Madrid wechselte, war Nani für viele Experten der legitime Nachfolger des scheidenden Superstars. Fünfeinhalb Jahre später steht fest: Nani konnte die großen Fußstapfen des amtierenden Weltfußballers nicht füllen. Die Rückkehr zu seinem Heimatverein Sporting Lissabon war die logische Konsequenz.
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Dabei ergriff der 28-Jährige nicht direkt bei der ersten Möglichkeit die Flucht, sondern arbeitete lange an seinem Durchbruch. Doch dieser blieb auch nach sieben Jahren auf der Insel aus.
Kein Geringerer als Sir Alex Ferguson lockte Nani einst nach Manchester. Der Manager war von den Fähigkeiten seines neuen Schützling überzeugt und räumte dem Linksaußen so viel Spielpraxis wie möglich ein.
Ferguson als Förderer
"Er ist ohne Zweifel einer der besten Match-Winner Europas", schwärmte Ferguson im Februar 2013 und stellte hinsichtlich einer andauernden Zusammenarbeit klar. "Wir versuchen unser Bestes, weil er Spiele alleine entscheiden kann."
Wegen dieser Qualität war Manchester bereit, rund 25 Millionen Euro für ein Talent zu zahlen, das international bis dato kaum in Erscheinung getreten war. Zum Vergleich: Für Ronaldo legte United "nur" 17,5 Millionen Euro auf den Tisch.
Unter seinem Förderer zahlte Nani das ihm entgegengebrachte Vertrauen immer wieder zurück - 2012 schnellte sein Marktwert auf 36,5 Millionen Euro hoch. An guten Tagen verwöhnte er das Publikum im Old Trafford mit brillanten Einzelaktionen. Doch diese Auftritte wurden zur Rarität.
In seiner letzten Saison unter Ferguson verletzte sich der Linksaußen früh und fand in der Folge nicht mehr zu seiner Form. Trotzdem wurde sein Vertrag bei den Red Devils bis 2018 verlängert.
Verletzungen und Spielweise als Problem
"Ich bin sehr glücklich, dass Nani für fünf Jahre verlängert hat", freute sich der neue Trainer David Moyes. "Er verfügt mit seinen 26 Jahren bereits über große Klasse und Erfahrung. Ich bin von seinem Einsatz im Training begeistert und ich freue mich, mit ihm auch in den kommenden Jahren zusammenzuarbeiten."
Auch der Spieler zeigte sich nach der Unterzeichnung des neuen Arbeitspapiers begeistert: "Es ist toll, für United zu spielen. Als ich hierher kam, habe ich niemals gedacht, so erfolgreich zu sein. Ich will mit der Mannschaft weitere Titel gewinnen."
Doch die Euphorie verflog schnell, denn wieder blieb Nani nicht vom Verletzungspech verschont. Hinzu kam, dass United in einem Großteil der Partien als Favorit galt und deshalb das Geschehen über Ballbesitz kontrollierte. Nanis Stärken kommen bei langen Passstafetten allerdings überhaupt nicht zum Tragen.
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Vielmehr besteht sein Spielstil darin, über Dribblings für Torgefahr zu sorgen. Während seines Aufenthalts in Manchester musste er deshalb häufig mit dem Platz auf der Bank vorlieb nehmen - in den letzten beiden Spielzeiten kam er jeweils lediglich auf elf Einsätze.
"Es war meine Entscheidung"
Aufgrund dieser Entwicklung war es wenig überraschend, dass Nani den Verein zu Beginn der laufenden Saison verließ. Sporting bekam den Portugiesen auf Leihbasis und 20 Millionen Euro von Manchester, im Gegenzug wechselte Marcos Rojo zu den Citizens.
Kurios: Laut "BBC" soll United für das Leih-Jahr das komplette Gehalt von Nani übernehmen. Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um rund sechs Millionen Euro.
Der Nationalspieler fühlt sich aber nicht vom Hof gejagt. "Der Verein schätzt mich. Sie wollten, dass ich bleibe", so Nani im Interview mit "BT Sport". "Das war meine Entscheidung. Andernfalls wäre es für mich hart geworden."
Er habe zuvor zwei Spielzeiten bei den Red Devils unter Verletzungen gelitten. Die Dinge seien schlecht für ihn gelaufen, so Nani. Hinzu kam Heimweh. "Ich habe meine Freunde und meine Familie vermisst", gab der 28-Jährige zu. "Ich brauchte eine Luftveränderung. Nur so konnten ich und auch Manchester United wieder froh werden."
Bei Sporting Dauerbrenner
Nani sehnt sich nach uneingeschränkter Rückendeckung und hofft, so wieder zu seiner besten Form zu finden. Und wo könnte er mehr Unterstützung erhalten als bei seinem Heimatverein, bei dem er der unangefochtene Star ist?
Ferguson bewertete die Situation ähnlich wie sein ehemaliger Spieler: "Es ist eine gute Lösung, weil er bei Sporting den Platz zum Spielen hat. In Manchester wäre das nicht passiert."
Der einstige Förderer behielt Recht: In der portugiesischen Hauptstadt war Nani von Anfang an unumstrittener Stammspieler. In der laufenden Saison verpasste der Flügelspieler lediglich drei Spiele in der Primeira Liga - zwei wegen Oberschenkelproblemen und eins wegen einer Gelbsperre. In den verbleibenden 18 Partien stand er 15 Mal über die volle Distanz auf dem Platz.
Traumtor gegen Maribor
Aber auch er konnte nicht verhindern, dass sein Verein die Meisterschaft aus den Augen verloren hat. Derzeit steht Sporting auf Rang drei und hat neun Punkte Rückstand auf Tabellenführer Benfica. Auch auf internationaler Ebene lief nicht alles perfekt, trotz vier Toren von Nani schied Sporting als Gruppendritter in der Champions League aus.
In der Europa League muss der portugiesische Vizemeister bekanntermaßen gegen den deutschen Vertreter VfL Wolfsburg ran. Die Rollen waren schon vor dem Hinspiel klar verteilt: Der Bundesligist ging als Favorit in die Paarung. Trotzdem warnte Dieter Hecking vor den Portugiesen und betonte besonders die Fähigkeiten des Superstars.
"Wir wissen um die Qualität von Nani und ich denke, dass man ihn nie ganz ausschalten kann", so der Coach. "Ich erinnere an sein fantastisches Tor gegen Maribor, als er mit einer Aktion das ganze Spiel entschieden hat."
Beim Stand von 1:0 bekam Nani den Ball am linken Sechzehner zugespielt. Mit einem Haken nach innen ließ er zwei Maribor-Spieler ins Leere laufen. Sein erster Schuss wurde abgeblockt, doch Nani kam wieder an den Ball. Er verzögerte, war eigentlich von drei Gegnern zugestellt, legte sich den Ball auf den rechten Fuß und befreite sich mit einem weiteren Haken von allen Bewachern. Vielleicht sogar ein Haken zu viel, aber der Portugiese wuchtete den Ball am Torwart vorbei ins Netz.
Rückkehr zu United?
Dieser Treffer vereint alle Qualitäten Nanis: Flink, technisch versiert und trickreich, aber eben auch mit dem Hang zur Übertreibung.
Trotz der individuellen Klasse will sich Hecking nicht auf einen Spieler versteifen. "Ich glaube nicht, dass wir mit Manndeckung gegen Nani spielen", gab Hecking vor dem Hinspiel zu Protokoll. "Wir wollen unser Spiel aufziehen."
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Heckings taktische Vorgabe war im ersten Aufeinandertreffen von Erfolg geprägt: Das Hinspiel gewannen die Wölfe dank eines Doppelpacks von Bas Dost mit 2:0. Kann der Bundesligazweite im Rückspiel an diese Leistung anknüpfen, könnte es das letzte internationale Spiel für Nani in Diensten Sportings werden.
Mit Ablauf der Saison soll Nani nach aktuellem Stand nämlich auf die Insel zurückkehren. Bleibt abzuwarten, ob er dort auf den zweiten Versuch sein Glück findet.
Nani im Steckbrief