Nichts wie weg vom Ort der Blamage: Binnen weniger Sekunden waren alle Profis der TSG Hoffenheim nach dem peinlichen Europa-League-Aus mit hängenden Köpfen in die Kabine verschwunden. Nur der bediente Trainer Sebastian Hoeneß verharrte noch eine Zeit lang in Schockstarre auf der Bank.
Der Coach konnte nicht fassen, dass der Fußball-Bundesligist den erstmaligen Einzug in ein Europacup-Achtelfinale verpasst hatte. Die maßlos enttäuschenden Kraichgauer unterlagen im Zwischenrunden-Rückspiel 0:2 (0:1) (hier die Highlights im Video) gegen den viermaligen norwegischen Meister Molde FK.
"Wir sind tief enttäuscht. Es fühlt sich sehr bitter an", sagte Hoeneß: "Wir werden uns wieder aufrichten, aber für den Moment ist es extrem hart." Ähnlich sah es TSG-Kapitän Oliver Baumann. "Irgendwie sollte es nicht sein. Es ist Wahnsinn, dass man nach den beiden Spielen nicht weiterkommt", äußerte der Torwart Oliver Baumann bei DAZN: "In der zweiten Halbzeit war es ein Tick zu wenig. Wenn man es am Ende sieht, ist das Aus doch verdient."
Eirik Ulland Andersen (20. und 90.+4) traf zweimal für den krassen Außenseiter Molde. Nach dem 3:3 (3:1) im Hinspiel galten die nach wie vor personell gebeutelten Hoffenheimer trotz des Ausfalls von zehn Profis als klare Favoriten auf den Einzug in die nächste Runde. Nun jedoch geht die Auslosung am Freitag ohne die TSG über die Bühne. "Ein Weiterkommen wäre für uns als Klub, für uns als Team und für mich persönlich ein großer Erfolg", hatte Hoeneß vor der Partie gesagt: "Dann hätten wir etwas Historisches geschafft."
Dem Überraschungssieger aus Norwegen gratulierte am Donnerstagabend einer der prominentesten Ex-Spieler des Klubs. "Beeindruckend", schrieb BVB-Stürmer Erling Haaland via Twitter. Der 20-Jährige war von 2017 bis 2019 für Molde auf Torejagd gegangen, ehe er zu RB Salzburg und im Janaur des vergangenen Jahres zu Borussia Dortmund gewechselt war.
Hoffenheim vergibt Großchancen - Molde eiskalt
Beim Geisterspiel in Sinsheim waren die Gastgeber zu Beginn deutlich überlegen. Die Hoffenheimer, die mit fünf Siegen aus sechs Partien, 16 Punkten und 17:2 Toren die zweitbeste Gruppenphase eines Bundesligisten hatten, schnürten die Norweger in deren Hälfte ein. Florian Grillitsch vergab die erste Möglichkeit (5.).
Kurz darauf hatte Bayern-Leihgabe Chris Richards die Führung auf dem Kopf. Der Verteidiger konnte aber ebenso wenig vollstrecken wie Munas Dabbur Sekunden später (beides 15.). Die mangelhafte Chancenverwertung wurde umgehend bestraft. Ulland Andersen traf beim ersten gefährlichen Vorstoß der Gäste.
Der Rückstand verunsicherte die Hoffenheimer, die für mehrere Minuten komplett ihre Linie verloren. Dabbur hätte für Beruhigung sorgen können, der Israeli scheiterte aber per Kopf an Moldes starkem Torwart Andreas Linde (29.). Bis zur Pause fiel den Kraichgauern nicht mehr viel ein, um das Abwehrbollwerk der Norweger zu überwinden.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs war es erneut Dabbur, der an Linde scheiterte (48.). Kurz darauf brachte Hoeneß seinen zuletzt angeschlagenen Star Andrej Kramaric (56.). Der kroatische Vizeweltmeister sollte die Wende bringen.
Kramaric belebte zwar auch das statische Offensivspiel, ein Treffer gelang den Hoffenheimern aber auch nach über einer Stunde nicht. Den Gastgebern fehlten im Angriff vor allem Ideen und Tempo. Nach 65 Minuten agierte die Hoeneß-Elf zunehmend nervös und kopflos. Kramaric verzog in der 72. Minute einen Schuss aus der Distanz nur knapp.
TSG Hoffenheim - Molde FK: Die Aufstellungen
- Hoffenheim: Baumann - Vogt, Grillitsch, Richards - Kaderabek (70. Adamyan), Rudy, Samassekou (83. Rutter), John (70. Sessegnon) - Baumgartner (56. Kramaric) - Bebou, Dabbur
- Molde: Linde - Pedersen, Sinyan, Risa, Haugen - Ellingsen - Aursnes, Ulland Andersen - Knudtzon (78. Hestad), Sigurdarson (63. Bolly), Eikrem