Bremen scheidet nach wildem Spiel aus

Von Stefan Rommel
Unfassbar! Mesut Özil und Werder Bremen vergaben gegen Valencia unzählige Torchancen
© Getty

Werder Bremen ist im Achtelfinale der Europa League am FC Valencia gescheitert. Die Bremer spielten nach dem 1:1 aus dem Hinspiel vor eigenem Publikum 4:4 (1:3) und müssen damit den Traum vom Einzug ins Finale von Hamburg auf Grund der Auswärtstorregel beenden.

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Die lediglich 24.300 Zuschauer erlebten ein unglaubliches Spiel. David Villa mit einem Dreierpack (2., 45. und 65.) und Mata (15.) trafen für die Gäste.

Hugo Almeida (23.), Torsten Frings per Elfmeter (57.), Marko Marin (62.) und Claudio Pizarro (84.) erzielten die Tore für Werder.

Video von ran: Bremen - Valencia: Die Highlights

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bremen wie gewohnt mit Frings und Borowski auf der Doppel-Sechs. Davor die Troika Marin, Hunt und Özil, sowie Pizarro im Sturm.

Valencia sehr offensiv aufgestellt. Neben Silva und Villa sollen auch Mata und Joaquin für Druck sorgen. Für den gesperrten Banega fängt Baraja an.

2., 0:1, Villa: Langer Ball von Valencia. Naldo köpft ihn unbedrängt in die Mitte, zu Silva. Der legt raus auf Villa. Trockener Schuss aus halblinker Position, unter Wiese hindurch ins lange Eck.

7.: Langer Ball auf Silva. Fritz ist meilenweit weg. Silva legt quer auf Villa, der aber aus vier Metern am überragend haltenden Wiese scheitert.

10.: Konter Werder. Özil zieht zwei Mann auf sich und sieht Pizarro auf links. Der Peruaner ist frei vor Cesar, schlenzt den Ball aber aus zehn Metern hauchdünn rechts am Tor vorbei.

15., 0:2, Mata: Silva hebt den Ball mit links wundervoll in die Spitze, Mata entkommt Fritz und schließt ganz souverän ab. Links unten schlägt die Kugel ein, Wiese ohne Chance.

19.: Özil gibt völlig ungedeckt Gas über links, kommt alleine gegen Keeper Cesar zum Abschluss. Doch das war weder ein Torschuss, noch ein Pass in die Mitte. Dealbert klärt.

26., 1:2, Almeida: Marin schickt Pizarro schön über links. Der Peruaner legt perfekt zur Mitte, wo Almeida aus sechs Metern nur noch einschieben muss.

35.: Marin mit einem wundervollen Heber Richtung Hunt, der es aus spitzen Winkel direkt probiert. Knapp links am langen Eck vorbei.

45., 1:3, Villa: Mata schickt Silva steil. Der lässt Hunt mit einer Drehung unfassbar lächerlich aussehen und spielt in die Mitte. Dort hat Villa sieben Meter vor dem Tor alle Zeit der Welt, um seelenruhig links unten einzuschieben.

Halbzeit-Fazit: Ist das Spitzen-Fußball oder ein Kick auf dem Bolzplatz? Ein abenteuerliches Spiel ohne Defensivarbeit und mit Chancen für zwei Spiele. Werder braucht ein Wunder.

47.: Bei einem Freistoß sind die Innenverteidiger aufgerückt. Naldo haut aus fünf Metern über den Ball, eine anschließende Flanke köpft der Brasilianer aus fünf Metern aufs Tor - Riesenparade von Cesar!

55., Elfmeter für Bremen: Jordi ist eigentlich vor Marin am Ball, reißt aber völlig unnötig noch an der Schulter des Bremers. Schiri Blom zeigt auf den Punkt.

57., 2:3, Frings: Der Kapitän knallt einfach mal in die Mitte. Cesar bleibt stehen, der Ball flutscht ihm aber unglücklich über die Fäuste.

62., 3:3, Marin: Freistoß Bremen, ca. 30 Meter vor dem Tor. Özil legt in den Lauf von Marin, der über den Ball gelaufen war. Schuss aus 16 Metern, Silva fälscht noch ab. Im kurzen Eck schlägt's ein.

63.: Hunt flankt in die Mitte, Pizarro rauscht vorbei, Cesar wehrt den Ball vor die Füße von Özil ab. Dessen Schuss aus fünf Metern pariert Cesar glänzend.

65., 3:4, Villa: Konter Valencia, Werder völlig offen. Mata mit dem Seitenwechsel auf Villa, der knapp im Abseits steht. Frings kann ihn nicht mehr ablaufen und der Spanier knallt den Ball aus 14 Metern unter die Latte.

77.: Pizarro legt am Sechzehner ab, Almeida hält aus halblinker Position drauf und jagt die Kugel knapp am langen Eck vorbei.

84., 4:4, Pizarro: Pasanen flankt ungehindert von links zur Mitte. Pizarro ist am Fünfer völlig blank und köpft den Ball unter die Latte.

90.: Almeida setzt sich durch über links, seine Hereingabe klärt Cesar im letzten Moment vor Pizarro.

Fazit: Der pure Wahnsinn - leider mit dem falschen Ausgang für Werder Bremen.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Der Star des Spiels: David Silva wird sich manchmal gefragt haben, ob er jemals schon so viele Freiheiten während eines Pflichtspiels genießen durfte. Der Spanier hatte im Prinzip nie einen Gegenspieler und fädelte so alle Tore vor der Halbzeit ein, ohne sich dabei auch nur im Ansatz wirklich anstrengen zu müssen. Trotz der Bremer Defensiv-Nicht-Leistung zeigte Silva ein Bombenspiel und stellte eindrucksvoll unter Bewies, warum halb Europa hinter ihm her ist.

Die Gurke des Spiels: Tim Borowski sollte zusammen mit Frings eigentlich den Raum besetzen, in dem Silva sein Unwesen trieb. Der Ex-Nationalspieler trottete aber überall umher - nur nicht in seinem primären Aufgabenbereich. Nach dem 0:2 und der zweiten Torvorbereitung durch Silva hatte Trainer Schaaf genug, stellte das System auf eine Raute um und nahm den völlig indisponierten Borowski für Almeida vom Platz.

Die Pfeife des Spiels: Kevin Blom aus den Niederlanden zeigte lange Zeit eine angenehm unaufgeregte Vorstellung, hatte aber trotz seiner zurückhaltenden Linie beide Mannschaften und damit das Spiel im Griff. Der Elfmeterpfiff ging in Ordnung, ebenso wie die Verhältnismäßigkeit bei den persönlichen Strafen. Aber: Bei Villas drittem Tor übersah sein Assistent Villas Abseitsstellung und bei Fernandes' Foul an Marin in der Nachspielzeit wurde er von seinem Torrichter im Stich gelassen.

Die Lehren des Spiels: Ein wahnwitziges Spiel in Bremen. Beide Mannschaften in der ersten halben Stunde völlig von Sinnen, ohne jede Rückwärtsbewegung und demnach so offen, wie man es nicht mal in einer handelsüblichen Trainingseinheit sein darf.

Beide Mannschaften bekamen im Mittelfeld, das quasi nur auf Offensiv-Modus taktete, nie Druck auf den Ball und ließen damit eine wahre Flut von Torchancen zu. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es ein wenig besser.

Der entscheidende Unterschied: Während Werder eine katastrophale Chancenverwertung an den Tag legte, nutzten die Gäste ihre Möglichkeiten deutlich besser. 26:11 Torschüsse standen am Ende zu Buche.

Bremen hatte in Hin- und Rückspiel alle Vorteile auf seiner Seite, brachte sich aber völlig unnötig selbst um den Erfolg. Umso ärgerlicher ist das Ausscheiden. Aber eine Abwehrleistung dieser Art genügt eben nicht für gehobene Ansprüche auf europäischem Niveau.

Werder Bremen - FC Valencia