Vor 50.000 Zuschauern in der Amsterdam Arena avancierte Ajax-Kapitän Davy Klaassen zum Mann des Abends. Der Niederländer erzielte mit einem verwandelten Foulelfmeter die Führung (23.) und sorgte nach dem Seitenwechsel für den Endstand (52.).
Ajax ist damit seit zwölf Europapokal-Heimspielen ungeschlagen, die letzten sechs Spiele gewannen die Niederländer. Gegen deutsche Teams hat Ajax sogar alle 14 Spiele in der heimischen Arena gewonnen.
Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag, 20. April auf Schalke statt. S04 hat erst einmal zuvor im Europapokal einen Zwei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufgeholt (EL-Playoffs 2011/12 gegen Helsinki 0-2 A und 6-1 H).
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Weinzierl muss kurzfristig reagieren, weil es bei Kolasinac (Adduktorenverletzung) nach dem Aufwärmen nicht geht. Aogo rückt in die Mannschaft. Für den ebenfalls verletzten Choupo-Moting spielt Schöpf.
Bei Ajax sind es drei Änderungen im Vergleich zum 5:1-Erfolg in Nijmegen. Für den gesperrten Schöne sowie de Ligt und David Neres (beide Bank) spielen de Beek, Sinkgraven und Kluivert. Der Sohn des ehemaligen Weltklassestürmers Patrick Kluivert steht erstmals in einem Europapokalspiel in der Startelf.
12.: Caliguiri köpft eine Flanke von links ins Zentrum auf van de Beek, der sofort volley abzieht. Fährmann rutscht der Aufsetzer fast über die Hände, hat den Ball aber im Nachfassen.
22., 1:0, Klaassen: Younes geht an Kehrer und Schöpf vorbei, der Österreicher bringt ihn zu Fall - Elfmeter! Klaassen tritt an, lässt den Ball über den Spann rutschen und nagelt das Ding hoch halbrechts unter die Latte.
31.: Ajax schnürt Schalke ein. Erst verpasst Sanchez nach einer Ecke knapp am langen Pfosten. Aber der Ball kommt nochmal von rechts vors Tor. Sanchez setzt sich im Kopfballduell durch, seine Bogenlampe landet knapp neben dem linken Winkel auf der Latte.
52., 2:0, Klaassen: Traore verlagert aus dem Zentrum auf rechts zu Kluivert. Der wird von Caligiuri und Aogo nur in den Strafraum begleitet. Seine Flanke setzt Klaassen per Dropkick neben den rechten Pfosten.
54.: Katastrophaler Fehlpass von Aogo im Mittelfeld in den Fuß von Younes. Der schickt Traore sofort in die Tiefe. Der Angreifer ist schneller als Nastasic und zieht aus sechs Metern halblinker Position ab, Fährmann verkürzt den Winkel stark und wehrt mit der Brust ab.
58.: Diesmal spielt Schöpf den Fehlpass in der Vorwärtsbewegung. Wieder kommt Traore von halblinks zum Abschluss, wieder rettet Fährmann in höchster Not, dieses Mal mit dem linken Knie.
67.: Klaassen mit dem Ballgewinn 30 Meter vor dem Schalker Tor. Der Abpraller landet bei Traore, der sofort auf Younes dursteckt. Desssen Lupfer aus elf Metern wehrt Fährmann ab. In der Mitte wäre Klaassen mitgelaufen.
76.: Younes kommt auf links im Strafraum an Kehrer vorbei und zieht aufs kurze Eck ab. Fährmann klärt mit dem rechten Arm zur Ecke.
77.: Schalke bringt den Eckball nicht weg und die Kugel fällt van de Beek vor die Füße. Der zieht aus 16 Metern ab, Fährmann lenkt den Ball mit den Fingerspitzen an die Latte.
87.: Kehrer mit dem taktischen Foul an Younes. Gelb! Er fehlt im Rückspiel.
Fazit: Schalke wird in Amsterdam vorgeführt und darf sich bei Fährmann bedanken, dass das Ergebnis noch erträglich blieb.
Der Star des Spiels: Davy Klaassen. Aggressiver Antreiber im Mittelfeld (75 Prozent gewonnene Zweikämpfe) und doppelter Torschütze, der Ajax' Überlegenheit auch in Tore ummünzte. Bei Schalke glänzte Fährmann mit elf Paraden.
Der Flop des Spiels: Alessandro Schöpf. Kehrer sah gegen Younes oft schlecht aus, was aber auch am ungenügenden Defensivverhalten des Österreichers lag. Gewann nur 32 Prozent seiner 22 Zweikämpfe, hatte keine klärende Aktion und nur einen abgefangenen Ball. Leistete sich dagegen 24 Ballverluste und brachte kaum einen Ball zum Mitspieler. Seine katastrophale Passquote: 36 Prozent, 14 Prozent in der gegnerischen Hälfte. Verursachte zu allem Überfluss den Elfmeter vor dem 0:1. Nach 70 Minuten erlöste ihn Weinzierl endlich.
Der Schiedsrichter: Sergey Karasev. Souveräner Auftritt, wenn auch ab und zu mit etwas übertriebener Gestik. Die Elfmeterentscheidung war korrekt.
Das fiel auf:
- Ajax dominierte die erste Halbzeit nach Belieben. Die Niederländer spielten mit enormer Intenstität, hoher Geschwindigkeit und deutlich mehr Aggressivität. Ajax hatte 58 Prozent Ballbesitz und gewann knapp 60 Prozent der Zweikämpfe. Vor allem über die linke Seite mit dem bärenstarken Younes rissen die Niederländer die S04-Defensive immer wieder auf.
- Schalke hatte der Schlagzahl von Ajax kaum etwas entgegen zu setzen, kam im Mittelfeld kaum in die Zweikämpfe und fand sich von Beginn an in einer Abwehrschlacht wieder. Immerhin schaffte es Schalke mit etwas Glück, das Tor und den Strafraum zu verteidigen, so dass Ajax "nur" zu sieben Abschlüssen und einem Treffer kam. Nach vorne hatten die Königsblauen kaum Entlastung, weil die Bälle viel zu schnell wieder weg waren (Passquote: 65 Prozent).
- Nach dem Seitenwechsel nahm Ajax den Fuß etwas vom Gas und ließ Schalke kommen. Schalke aber weiterhin hilflos im Offensivspiel und mit fatalen Fehlern, die Ajax mit schnellen Kontern bestrafte. Nur ein herausragender Fährmann verhinderte eine höhere Niederlage.
- Weinzierl reagierte spät mit der Auswechslung von Schöpf und stellte mit der Hereinnahme von Huntelaar auf 4-4-2 um. Schalke wurde dadurch kurzzeitig etwas gefährlicher, blieb aber ohne klare Torchance.
Ajax vs. Schalke: Die Statistik zum Spiel