Der Ausgleich der Hausherren, die nach einem frühen Platzverweis über 80 Minuten in Unterzahl agierten, hinterlässt trotz des guten Ergebnisses einen faden Beigeschmack.
Trainer Hütter veränderte seine Leipzig-Startelf und brachte überraschenderweise Gacinovic für Haller, beließ es aber bei dem gewohnten 3-4-3, in dem Gacinovic den Hybrid aus Zehner und hängender Spitze gab. Donetsk konzentrierte sich im 4-2-3-1 darauf, kompakt zu stehen und das Zentrum zu verdichten.
Das Konzept von Trainer Fonseca wurde jedoch in der Anfangsphase gleich über den Haufen geworfen: Einen Freistoß von Rode nickte Hinteregger zur frühen Führung ein, Donetsk-Keeper Pyatov gab dabei eine sehr unglückliche Figur ab. Die ukrainische Antwort folgte jedoch unmittelbar: Ndicka ging ungeschickt in einen Zweikampf mit Junior Moraes und der strenge Schiedsrichter Taylor entschied auf Strafstoß, den Marlos verwandelte.
Der frühe Platzverweis gegen Donetsk (Stepanenko flog in der 11. Minute mit Gelb-Rot vom Platz) spielte der Eintracht nur teilweise die Karten: Donetsk postierte sich im 4-3-2 sehr tief, Khotcholava und Krivtsov in der Innenverteidigung hatten ihren Aktionsradius nur knapp 25 Meter vor dem eigenen Tor.
Die SGE ließ sich auf das Geduldsspiel ein und mühte sich, die im Zentrum gut stehenden Ukrainer im Kollektiv zu bewegen und durch Hereingaben zum Erfolg zu kommen (zwölf Flanken bis zur Pause). Das gelang kurz nach Wiederanpfiff, als Kostic eine Jovic-Hereingabe zur erneuten Führung nutzte (67.).
Die SGE war fortan am Drücker und das 3:1 lag in der Luft. Jovic, Kostic und Rebic vergaben jedoch gute Einschussmöglichkeiten und Donetsk schlug nach etwas mehr als einer Stunde eiskalt zu (67.). Der Ausgleich durch Taison hält die Hoffnungen der Ukrainer auf den Achtelfinaleinzug am Leben. Die SGE muss sich hingegen vorwerfen lassen, nicht mehr aus den 80 Minuten in Überzahl gemacht zu haben.
Daten des Spiels Shakhtar Donetsk gegen Eintracht Frankfurt
Tore: 0:1 Hinteregger (7.), 1:1 Marlos (10./FE), 1:2 Kostic (50.), 2:2 Taison (67.)
Gelb-Rote Karten: Stepanenko (11./Donetsk)
- In der Europa-League-Historie (seit 2009/10) flog zuvor nur ein Spieler zu einem früheren Zeitpunkt eines Spiels mit Gelb-Rot vom Platz als heute Stepanenko in der 11. Minute - Atletico Madrids Vrsaljko gegen Arsenal im April 2018.
- Die Eintracht traf in jedem ihrer letzten 18 Europapokalspiele - letztmals nicht beim 0:0 gegen Newcastle am 30. November 2006 im UEFA-Cup.
- Für Kostic war es die neunte Torbeteiligung in Pflichtspielen 2018/19 (vier Tore, fünf Vorlagen). In Deutschland hatte er nur 2015/16 mit elf Torbeteiligungen für Stuttgart mehr.
- Kein Team erzielte in dieser Europa-League-Saison so viele Tore nach Flanken wie die SGE (sechs).
- In den vergangenen zehn Europapokalspielen traf die Eintracht stets mindestens doppelt. Das schafften unter allen deutschen Teams im Europapokal nur die Bayern zwischen 1995 und 1996 (sogar elfmal in Folge).
Star des Spiels: Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt)
Defensiv eigentlich mit einer guten Performance und nur wenigen Wacklern. Beim schön herausgespielten 2:2 von Donetsk aber nicht ganz auf der Höhe. Ansonsten sehr präsent in den Zweikämpfen (84 Prozent) und mit guter Abstimmung mit Abwehrchef Hasebe. Offensiv entscheidend an den beiden Aktionen beteiligt, die der Eintracht trotz des Ausgleichs in Überzahl eine glänzende Ausgangslage für das Rückspiel bescherten: Besorgte das 1:0 nach einem Standard höchstselbst und war Initiator des 2:1, als er Jovic auf rechts freispielte, der anschließend Kostic bediente. Ein gelungenes Europapokaldebüt für Hinteregger bei der Eintracht.
Flop des Spiels: Taras Stepanenko (Shakhtar Donetsk)
Stand zwar nur zehn Minuten auf dem Platz, doch die reichten aus, um Donetsk einen Bärendienst zu erweisen. Verschätzte sich in Minute sieben bei einem Steilpass auf Rebic und packte die Sense aus, der anschließende Freistoß führte zum 1:0 für die SGE. Setzte der Euphorie der Hausherren nach dem unmittelbaren Ausgleich dann ein jähes Ende und sah korrekterweise die Ampelkarte nach einem zweiten gelbwürdigen Foul an Rode.
Der Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)
Pfiff so, wie man ihn kennt: Legte das Regelwerk äußerst penibel und streng aus und hatte in der Anfangsphase alle Hände voll zu tun. Verwies Stepanenko bereits nach zehn Minuten mit Gelb-Rot des Feldes. Vertretbar, beide Foulsspiele waren durchaus gelbwürdig, aber zu einem so frühen Zeitpunkt zweimal Gelb zu zeigen, zeugt nicht unbedingt von Fingerspitzengefühl. Dem Elfmeter für Donetsk zum Ausgleich ging ein leichter Kontakt von Ndicka an Junior Moraes voraus. Kein glasklarer Elfmeter, aber einer den man bei strenger Regelauslegung geben kann.
Stimmen und Reaktion zu Donetsk gegen Eintracht Frankfurt
Adi Hütter (Trainer Eintracht Frankfurt): "Ich glaube, dass wir uns eine gute Ausgangsposition geschaffen haben. Ich ärgere mich aber trotzdem, dass wir nicht gewonnen haben. Wenn man 80 Minuten Überzahl hat und 2:1 führt, müsste man das eigentlich über die Runden bringen. Man hat gesehen, dass sie vorne Qualität haben. Wenn die mal ins Laufen kommen, dann wirds gefährlich. Wir haben nicht aufgepasst beim 2:2, aber insgesamt war es ein ordentliches Spiel von uns."
Fredi Bobic (Sportvorstand Eintracht Frankfurt): "Ein 2:2 ist vom Ergebnis her natürlich gut, wenn du zwei Auswärtstore machst. Nach dem Spielverlauf und den 80 Minuten in Überzahl kannst du auch mehr erwarten. Das haben wir verpasst, weil wir auch nachlässig waren nach dem 2:1 und zurecht das 2:2 bekommen haben. Das hat sich Shakhtar auch verdient. Das ist eine richtig tolle Truppe. Was sie da manchmal auf den Platz bringen mit einem Mann weniger, da hat man schon gesehen, was das für eine ausgereifte und ausgebuffte Champions-League-Mannschaft ist. Und man hat auch gesehen, dass wir vielleicht noch etwas grün hinter den Ohren waren."