Borussia Dortmund droht der frühe K.o. in der Europa League! Der BVB verlor das 1000. Heimspiel im 1974 eröffneten Westfalenstadion gegen die Rangers aus Glasgow nach einer erschreckenden Leistung sang- und klanglos mit 2:4 (0:2). Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag, den 24. Februar, im Ibrox Stadium statt.
Mats Hummels fand nach der Pleite bei RTL klare Worte: "Die erste halbe Stunde plätscherte das Spiel vor sich hin, gefühlt ist auf beiden Seiten nichts passiert. Ich glaube, wir waren tendenziell etwas gefährlicher. Die große Überschrift bei uns ist: seriöser, erfolgsorientierter Fußball. Wenn man Leverkusen sieht, da haben wir glaube ich vier Tore nach Ballverlust kassiert. Heute war das 0:1 ein leichter Ballverlust, das 0:2 ein unnötiger freier Ballverlust, das 1:4 ein unnötiger freier Ballverlust. Es ist für mich ein mehr als eindeutiges Thema, was unser Problem ist. Der Trainer spricht es oft an, wir setzen es auf vielen Positionen nicht um."
Hummels weiter: "Wir spielen sehr viel unsinnigen, unlogischen Fußball und machen Gegner damit unnötig stark, weil wir oft die einfache Lösung nicht wollen, sondern viel zu kompliziert Fußball spielen wollen. So gewinnst du mal, so verlierst du mal, aber so wirst du nie dauerhaft erfolgreich sein."
BVB-Trainer Marco Rose wurde auf der Pressekonferenz auf Hummels' Aussagen angesprochen. "Ich glaube, dass Mats genauso enttäuscht ist wie alle anderen und dass er vor allem die Mannschaft meint. Da ist er natürlich inkludiert. Und ich als Trainer übrigens auch, weil ich verantwortlich bin wie die Mannschaft auftritt und dass sie das umsetzt", meinte Rose, der zugleich die Hoffnung auf Weiterkommen noch nicht aufgab: "Wir haben zuhause mit zwei Toren Unterschied verloren, es gibt keine Auswärtstorregel mehr. Das hilft uns vielleicht ein bisschen. Aber zwei Tore im Ibrox-Park vor 50.000 Zuschauern - das ist eine Aufgabe. Und heute haben wir unsere Aufgabe nicht gut erledigt."
BVB - Glasgow Rangers: Die Analyse
Indiskutable Vorstellung des BVB in den ersten 45 Minuten: Die Borussia tat sich bereits bei der Spieleröffnung schwer, weil die im 4-2-3-1 agierenden Rangers mit bis zu sechs Spielern tief in der Dortmunder Hälfte pressten. Auch viele zweite Bälle landeten bei den Gästen. So fehlte dem BVB die Anbindung nach vorne, Tempo im Passspiel kam keines auf. Umschaltmomente ließen die Schotten ebenfalls nicht zu, weil sie vor allem im Zentrum kompakt und mannorientiert verteidigten.
Zwischenzeitlich fanden die Hausherren dann die Zwischenlinienräume besser, aber Richtung Strafraum blieb das Spiel nicht effektiv und zielstrebig genug. Angreifer Malen war vollkommen isoliert. Ganz anders dessen Gegenstück Morelos, der immer wieder aus seiner Neunerposition ausbrach, für Überzahlsituationen sorgte oder Räume aufriss. So war es mehr als bezeichnend für den Dortmunder Auftritt, dass die Tore der Rangers nach zwei altbekannten BVB-"Mustern" fielen: einem individuellen Fehler (Zagadous Handspiel) und einer schwach verteidigten Standardsituation (Reus).
Die verheerende Leistung des BVB fand auch im zweiten Abschnitt kein Ende. Trainer Rose stellte nach der Hereinnahme von Moukoko auf 4-4-2 um, die Unzulänglichkeiten in der Defensive und besonders der Restverteidigung blieben jedoch. Gerade über die Flügel entwickelten die Gäste viel Tempo, im Zentrum war Morelos seinen Gegenspielern physisch überlegen - schnell fanden zwei weitere Bälle den Weg ins BVB-Tor.
Dortmund versuchte es oft kopflos über das Zentrum, verdribbelte sich aber gleich einige Male im engmaschigen Rangers-Netz. Die Westfalen rannten zwar auch nach dem 1:4 noch an, doch insgesamt fehlte von Beginn an die Körperspannung sowie -sprache - vor allem erneut nach den abermaligen Rückschlägen.
BVB - Glasgow Rangers: Die Aufstellungen
Dortmund: Kobel - Akanji (55. Schulz), Hummels, Zagadou, Guerreiro - Dahoud, Witsel (46. Reyna) - Brandt (46. Moukoko), Reus (82. Reinier), Bellingham - Malen (68. Tigges).
Rangers: McGregor - Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic - Jack (86. Kamara), Lundstram - Arfield (66. Sands), Aribo (86. Ramsey), Kent - Morelos (90.+5 Wright).
BVB - Glasgow Rangers: Die Daten des Spiels
Tore: 0:1 Tavernier (38., Handelfmeter), 0:2 Morelos (41.), 0:3 Lundstram (49.), 1:3 Bellingham (51.), 1:4 Zagadou (Eigentor, 54.), 2:4 Guerreiro (82.)
- Manuel Akanji absolvierte sein 150. Pflichtspiel für den BVB.
- Dortmund hat nur eines seiner vergangenen sechs internationalen Heimspiele gewonnen.
- Der BVB kassierte zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte nach 1983 mindestens vier Gegentore in zwei aufeinander folgenden Heimspielen.
- Es ist erst das zweite Mal, dass der BVB in einem Europapokal-Heimspiel vier oder mehr Gegentore kassiert. Zuvor war das beim 8:4 gegen Legia Warschau in der Champions League 2016 der Fall.
Der Star des Spiels: Alfredo Morelos (Glasgow Rangers)
Der Kolumbianer war ein steter Unruheherd und gerade in körperlicher Hinsicht bärenstark. Führte die meisten Zweikämpfe der Rangers und gewann über die Hälfte davon. Traf zum 2:0 und war beim 4:1 entscheidend.
Der Flop des Spiels: Manuel Akanji (BVB)
Der Innenverteidiger erwischte rechts in der Viererkette einen rabenschwarzen Tag. Sah gegen den schnellen Kent kein Land und stand mehrfach falsch. Gewann nur elf Prozent seiner direkten Duelle und musste angeschlagen früh runter.
Der Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich)
Unaufgeregte Leistung des Unparteiischen. Falsch war es, dem BVB einen Eckball zuzusprechen (16.). Die Elfmeterentscheidung nach Zagadous klarem Handspiel war unstrittig. Den VAR hätte es vor dem 4:1 nicht benötigen müssen, da Morelos deutlich nicht im Abseits stand.