Bernd Schröder ist kein Mann leiser Töne. Doch wenn der Trainer von Turbine Potsdam über Anna Felicitas Sarholz spricht, tut er das derzeit in einer selbst für ihn ungewöhnlich lauten Art. "Wer auch nur ein bisschen Ahnung von Fußball hat, hat heute wieder gesehen, dass dieses Mädchen unbedingt in die Nationalmannschaft gehört", sagte Schröder aufgebracht nach dem Finaleinzug in der Champions League Mitte April. Das Problem ist nur: Der DFB ist ganz offensichtlich anderer Ansicht.
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Die 18 Jahre alte Sarholz, vor einem Jahr beim Sieg von Turbine in der Königsklasse nach einem denkwürdigen Auftritt im Elfmeterschießen als "Heldin von Getafe" gefeiert, wird vom Verband ignoriert. Sie steht weder im Kader von Trainerin Maren Meinert für die U19-EM in Italien (30. Mai bis 11. Juni) noch im vorläufigen Aufgebot von Nationaltrainerin Silvia Neid für die Heim-WM (26. Juni bis 17. Juli).
Stammspielerin in der U 17
Das war nicht immer so. Bei den EM-Triumphen der U 17 stand die gebürtige Kölnerin 2008 und 2009 noch im deutschen Tor. In insgesamt vier Endrundenspielen kassierte sie dabei nur einen einzigen Gegentreffer.
Das vorläufige Aus beim DFB für Sarholz kam wenige Tage nach ihrem größten Tag, dem Champions-League-Endspiel 2010 in Getafe. Im Madrider Vorort hielt die damals 17-Jährige zwei Elfmeter, ehe sie ihren Strafstoß im finalen Shootout selbst verwandelte und Potsdam so zum Titel verhalf.
Schon im Halbfinale gegen den FCR 2001 Duisburg hatte Sarholz drei Elfmeter pariert. Entsprechend stark stand die "Elfmeterkillerin" nach dem Endspielsieg im Fokus des öffentlichen Interesses. Von den Ereignissen übermannt, bat sie den DFB, bei der folgenden U-19-EM pausieren zu dürfen. Seitdem wurde sie nicht mehr berücksichtigt.
Von Silvia Neid ignoriert
Neid berief in ihren Kader neben ihrer Nummer eins Nadine Angerer (1. FFC Frankfurt) Ursula Holl (Duisburg) sowie Almuth Schult, die erst im Juni von Zweitligist Magdeburger FFC in die Bundesliga zum SC Bad Neuenahr wechseln wird, und Lisa Weiß (SG Essen-Schönebeck).
Dabei hat Sarholz in dieser Saison sogar noch einen Schritt nach vorne gemacht. Mittels eines persönlichen Trainingsplans hat sie etwas abgenommen, ihre Reflexe seien dadurch schneller geworden, sagt sie. Lyons Torfrau Sarah Bouhaddi lobt die Konkurrentin: "Sie ist jung, aber sie hat schon einen starken und beeindruckenden Charakter."
Sarholz: "Nichts zu verlieren"
Beim Weg zurück zum DFB baut Sarholz auf die Eigenschaften, die ihr auch im Duell Frau gegen Frau helfen: Nicht zu viel grübeln, einfach handeln. Wenn sie auf einen Elfmeterschuss warte, sagte sie im Gespräch mit der Internetseite der UEFA, habe sie "nichts zu verlieren".
Das gilt auch für Sarholz' Ausgangslage im Kampf um den Platz im deutschen Tor. Unterstützung bekommt sie von Schröder - nicht nur öffentlich. "Er bringt einem diese Stehauf-Mentalität bei. Da ist nichts mit liegenbleiben, da wird aufgestanden und weitergerannt", sagte sie.
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