Maribel Dominguez: Von Mario zu Marigol

Von Laura Romano
Die Mexikanerin Maribel Dominguez gehört aktuell zu den besten Fußballerinnen der Welt
© Getty

In den Slums von Mexiko musste sie sich als Junge ausgeben, um Fußball spielen zu können. Später verbot ihr die FIFA, bei den Männern in der 2. Liga zu spielen. Maribel Dominguez musste in ihrem Leben viele Kämpfe austragen. Heute ist sie eine der besten Spielerinnen der Welt und eine Ikone in ihrer Heimat.

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Sie ist 32 Jahre alt, doch ihre Lebensgeschichte könnte schon ein dickes Buch füllen. Maribel Dominguez ist in den Slums von Mexiko City geboren. In einem Land, das Frauenfußball während ihrer Kindheitsjahre nicht tolerierte.

Auch heute noch ist Frauenfußball in Mexiko ein heikles Thema. Frauenmannschaften werden nicht gefördert, die meisten Spielerinnen müssen in die USA oder nach Europa wechseln, wenn sie nur annähernd professionell spielen wollen.

Doch Maribel wurde mit einem Herz für Fußball geboren. Dafür war ihr kein Hindernis zu groß. Als "Mario" schleuste sie sich als Kind in eine Jungenmannschaft ein, heimlich und gegen den Willen ihrer Eltern.

"Ich wollte einfach trainieren", sagt Maribel. Und sie trainierte hart. Sie setzte sich gegen die Jungs durch, stach mit ihrem Geschick am Ball und ihrer Schnelligkeit sogar heraus. Doch je älter sie wurde, umso schwieriger war ihr Geheimnis zu wahren. Sie wurde vom Mädchen zur Frau - und das war nun mal kaum zu verbergen.

Ein Profivertrag - bei den Männern!

Zu ihrem großen Glück wurde sie aber schnell von Scouts entdeckt und sie wechselte in die Frauen-Profiliga der USA. Wenig später folgte ein weiteres Angebot. Ein höchst bemerkenswertes sogar.

Der Zweitligist Atletico Celaya legte ihr einen Vertrag vor. Es gab nur einen Haken: Es war eine Männermannschaft. Für Maribel war das kein Hindernis, doch die FIFA machte ihr einen Strich durch die Rechnung und untersagte den Wechsel.

Heute spielt Maribel bei den Frauen des FC Barcelona und ist Kapitänin der Mexikanischen Nationalmannschaft. Auch wenn ihr eine Menge Steine in den Weg gelegt wurden, hat sie sich durchgesetzt und ihren Traum verwirklicht. Sie gehört heute zu den besten Spielerinnen der Welt.

Ihr Kampfgeist ist eines ihrer Markenzeichen geblieben: "Ich kämpfe gern und trainiere nach wie vor hart." Das sind ihre Grundsätze. Mit Schnelligkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Geschick wurde sie Mexikos Vorzeigefußballerin. Statt "Mario" nennen die Landsleute sie nun: "Marigol".

"Maribel ist eine Ikone"

"Sie ist eine Ikone und die Führungsspielerin, sie hält die ganze Mannschaft zusammen", schwärmte Nationaltrainer Leonardo Cuellar nach dem 2:2 im letzten Gruppenspiel gegen Neuseeland. Mexiko verabschiedete sich damit von der WM 2011.

Für Maribel, die von der FIFA als "Player oft he Match" ausgezeichnet wurde, eine herbe Enttäuschung: "Es tut ziemlich weh, dass wir heute gescheitert sind." Für einen kurzen Moment hat sie sogar eine Träne im Auge.

Doch dann atmet sie tief durch - und ihr markantes Gesicht zeigt wieder die taffe, selbstbewusste Frau, als die man sie auf dem Spielfeld kennt. Sie ist die Mutter der Mannschaft. Lenkt das Spiel von ihrer Stürmerposition aus. Ständig feuert sie ihre Mannschaft an. Motiviert ihre Mitspielerinnen lautstark. Sie der unumstrittene Chef.

Das merkte sogar die Schiedsrichterin: Als die mexikanische Torwärtin sich zu viel Zeit lässt, den Ball wieder ins Spiel zu befördern, spricht die Unparteiische nicht etwa sie selbst an sondern Maribel - die dann von der Mittellinie aus lautstark das Kommando gibt und die Torhüterin anhält, sich zu sputen.

Ein Vorbild für Frauen in Mexiko

Dass die zierliche Frau mit Herzblut Fußball spielt und lebt, sieht man aber nicht nur auf dem Platz. Auch ihr nur 54 Kilogramm leichter Körper trägt die Spuren ihrer Leidenschaft. So zieren ein Engel mit einem Fußball und ihre Trikotnummer 9 als Tattoos ihre Haut.

Für viele junge Frauen in Mexiko ist sie ein leuchtendes Vorbild. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass man es trotz Armut, schwierigen familiären Verhältnissen und gesellschaftsbedingten Hindernissen schaffen kann, seinen Traum zu verwirklichen.

Ihr Werdegang macht vielen Mädchen Mut und animiert sie dazu, sich auf das Fußballspielen zu konzentrieren und einfach zu tun, was das Herz sagt. "Es geht langsam aufwärts mit dem Frauenfußball in Mexiko", sagt Maribel selbst nicht ohne Stolz. Noch immer gibt es zwar nur regionale Ligen in ihrem Heimatland, aber immerhin: "Heute muss sich kein Mädchen mehr als Mario ausgeben."

Laura Romano (18) begleitet als DB Schülerreporterin die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011. Während der WM berichtet sie vor Ort von den Spielen in Sinsheim.

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