Die Nadeshiko zaubern wie der FC Barcelona und feiern bei der WM in Deutschland einen historischen Triumphzug wie einst die Helden von Bern:
Japans Frauen-Fußball-Nationalmannschaft hat dem nach der furchtbaren Fukushima-Katastrophe gebeutelten Volk mit dem erstmaligen Einzug ins WM-Finale gegen die USA am Sonntag in Frankfurt (20.45 Uhr) wieder Mut und Würde geschenkt.
"Das ganze Land ist stolz auf uns. Wir haben Japan in der Aufbauphase nach dem Erdbeben-Unglück mit unseren Leistungen sicher geholfen, wieder neuen Mut zu finden. Jetzt wollen wir im Finale am Sonntag auch die USA schlagen und als neuer Weltmeister in die Heimat zurückkehren", sagte Japans Trainer Norio Sasaki nach dem überragenden 3:1 (1:1)-Erfolg im Halbfinale gegen Schweden.
Taktische und technische Extraklasse
Die taktische und und vor allem technische Extraklasse der kleinen und wuseligen Japanerinnen begeisterte am Mittwochabend die 45.434 Zuschauer in Frankfurt/Main.
Als Homare Sawa und Co. im Mittelfeld den Ball zirkulieren ließen, dachte man sofort an Spaniens Weltmeister Andres Iniesta und Xavi. Fußballerisch sind die Asiatinnen mit Abstand das Beste, was die Frauen-WM in Deutschland zu bieten hat.
Zudem schießen sie die schönsten Tore. Bereits das entscheidende 1:0 gegen Deutschland war in der Entstehung eine Augenweide. Und der 35-Meter-Heber zum 3:1 gegen die Schwedinnen durch Japans Angreiferin Nahomi Kawasumi riss die Zuschauer ebenfalls von ihren Sitzen.
Sasaki: "Spiel des Gegners klein halten"
"Das liegt insbesondere daran, dass unsere Mädchen bereits im Kindesalter auf der Straße mit dem Fußballspielen anfangen und bereits bestens ausgebildet zur Nationalmannschaft kommen. Deshalb haben wir auch Spielerinnen in der U17, die noch viel besser sind. Man darf auf die Zukunft gespannt sein", sagte Coach Sasaki und verriet das Erfolgsgeheimnis der Japanerinnen bei der WM:
"Wir versuchen, dass Spiel des Gegners kleinzuhalten. Das ist unser Trainings-Menü. So haben wir auch Deutschland geschlagen, und so wollen wir auch das Finale gegen die USA gewinnen."
Duell zweier Stilrichtungen
Beim Endspiel in Frankfurt am Sonntag kommt es damit zu einem spannenden Duell zweier grundverschiedener Stilrichtungen. Die wuchtigen USA treffen auf exzellenten Kombinationsfußball der Japanerinnen.
Für die kleinen Asiatinnen wird der Schlüssel zum Erfolg vor allem eine starke Abwehrleistung gegen die groß gewachsene US-Starspielerin Abby Wambach sein, deren Kopfballstärke dem Sasaki-Team einige Kopfschmerzen bereiten wird.
Doch Spielmacherin Sawa, die nach ihrem unglücklichen Fehlpass zum 0:1 gegen die Skandinavierinnen erneut eine glänzende Vorstellung zeigte und mit vier Treffern gute Aussichten auf die Torjäger-Kanone hat, will sich mit ihrem Team weiter nur auf die eigenen Stärken konzentrieren.
Sawa: "Mit dem Pokal nach Hause"
"Das WM-Finale ist schon lange mein großer Traum. Japan hat noch nie gegen die USA gewonnen. Aber das galt auch für Deutschland. Da wir nun gegen Deutschland gewonnen haben, können wir es auch gegen die USA schaffen. Wir wollen mit dem Pokal nach Hause fahren", sagte Sawa, die bereits ihre fünfte WM-Teilnahme absolviert.Und sollte Nippon tatsächlich erstmals in der Geschichte des Frauenfußballs mit dem WM-Pokal nach Hause kommen, dann werden sie sicher ähnlich euphorisch empfangen, wie einst 1954 die deutschen Helden von Bern.
Hoffnung auf bessere Zeiten haben sie ihrem Heimatland durch die sensationellen Auftritte bei der Frauen-WM ohnehin schon längst gemacht.