Serie A
von Oliver Birkner
Ist es Dida? Am Mittwoch galt Milans Torwart Dida nach seinem grotesken Patzer in Madrid als "Dida-ster", am Sonntag sorgte er gegen Chievo bei jedem Festhalten seines runden Erzfeindes für höhnischen Applaus. Wartet nur ab, dachte sich der stoische Brasilianer, und hielt den AC kurz vor Schlusspfiff im Spiel, als er beim Stand von 1:1 einen Kopfball aus vier Metern heroisch parierte. Der Rest war Nesta, denn der 33-Jährige köpfte beide Treffer zum späten 2:1-Sieg. Ein Doppelpack war Nesta zuvor nicht einmal beim Kicken im heimischen Garten gelungen, überhaupt hatte der neue rot-schwarze Bomber in den vorherigen 359 Ligaspielen ganze vier Mal geknipst.
Cassanos Wink an Lippi: Beim 4:1 über Bologna lieferte Sampdorias Antonio Cassano nicht nur zwei Vorlagen, er spielte wie seit Monaten üblich mal wieder Ü-BER-RA-GEND. Überhaupt lässt sich der früher als infantiler Chaot Bezeichnete seit urlanger Zeit keine Ausraster zu Schulden kommen. Italien hält es für einen Skandal, dass Marcello Lippi ihm ohne Begründung keine Chance bietet. Vielleicht fürchtet sich der "Commissario tecnico" ja wie Gennaro Gattuso, der während der EM 2008 sagte: "Antonio ist endlich erwachsen geworden. Aber ich sage lieber nichts mehr. Nachher komme ich zur Mannschaft zurück, und er hat das Teamquartier abgefackelt."
Mourinho tadelt Jugend: Am Wochenende schrieb Jose Mourinho ein neues Kapitel seiner wöchentlichen Rundumschläge. Dieses Mal wählte er die junge Spielergeneration zum Thema. Den 19-jährigen Mario Balotelli habe er beim 2:1 über Catania nur aufgestellt, weil er keine Alternativen im Sturm hatte: "Ansonsten hätte er auf der Tribüne gesessen, denn sein Trainingseinsatz war unterirdisch. Ein generelles Generationsproblem im Fußball. Vor 20 Jahren waren Spieler in diesem Alter Männer. Heute grenzt es an ein Wunder, einen normalen Jungen zu finden, der hart arbeitet und nicht nur ans Geld oder daran denkt, einen Ferrari oder Bentley zu fahren." Balotelli kann er nicht gemeint haben, der fährt nur einen Geländewagen - im Wert von 80.000 Euro.
Premier League
von Raphael Honigstein
Giggsy knows best: Auf der Insel hat man noch nie etwas davon gehört, dass der Gefoulte nicht selber Elfmeter schießen darf. Dafür genießt ein anderes Klischee große Popularität: 2:0, glauben die Briten, sei ein gefährlicher Zwischenstand. Genau das hat Ryan Giggs erst kürzlich wieder ernsthaft behauptet, worauf sich nicht nur der "Guardian" ein wenig lustig machte: "Wenn 2:0 so gefährlich ist, muss eine 1:0-Führung ja der blanke Horror sein." Natürlich wusste es Giggsy mit seinen 16.741 Pflichtspielen auf dem Buckel besser, das Wochenende untermauerte seine These. Sowohl Man City als auch Arsenal verspielten nach einem 2:0 leichtfertig den Sieg. Auch die Bolton Wanderers taten ihr Bestes, diese Fußballweisheit zu bestätigen. Doch dann kam der offenbar ahnungslose Ivan Klasnic und schoss doch noch den 3:2-Siegtreffer für die Wanderers. Typisch Ausländer.
Don't blame me! Es gibt Trainer, die sich unabhängig vom Ergebnis vor die Mannschaft stellen und Verantwortung übernehmen. Und dann gibt es Harry Redknapp. Der Spurs-Coach hatte im vergangenen Jahr nach einem Fehlschuss von Darren Bent den Verdacht geäußert, dass seine Oma das Tor wohl gemacht hätte. Diesen Samstag hatte er nach der Niederlage gegen Stoke City schnell zwei andere Schuldige in den eigenen Reihen gefunden: Aaron Lennon und Jermain Defoe. Bemerkenswert, standen beide doch zum Zeitpunkt des Gegentores gar nicht auf dem Platz. Defoe war nach seinem Platzverweis gegen Portsmouth gesperrt. Redknapp meinte dazu: "Wäre Defoe dabei gewesen, hätte er getroffen. Dass er letzte Woche Rot gesehen hat, hat uns das Spiel gekostet." Lennon hingegen musste gegen Stoke nach einem Foul vom Platz, Redknapp hatte zu dem Zeitpunkt aber schon drei Mal gewechselt. Redknapp: "Ich wollte, dass er weiter spielt, aber er meinte, sein Knöchel tut ihm weh. Plötzlich waren wir nur noch zehn Mann. Mehr will ich dazu nicht sagen. Ich möchte keinen Wirbel machen." Natürlich nicht. Lennon, das Weichei, verließ übrigens später mit einer Plastikschiene am Fuß das Stadion.
Mein Name ist Scheich, ich weiß von nichts: Wenn die Sache nicht so traurig wäre, müsste man lachen: Es gibt schon wieder Neues vom FC Portsmouth. Gegen Hull City bestritt Pompey eine Partie, die von der "Sunday Times" so beurteilt wurde: "In keiner Liga der Welt wird man so ein schlechtes Spiel finden". Das (und der Punktgewinn) war allerdings die gute Nachricht. Leider haben sich nämlich auch die Al-Faraj-Brüder zu Wort gemeldet, die neuen Eigentümer. "Wir sind keine Milliardäre und wir haben keine Ahnung von Sport", erklärten die Saudis in der Zeitung "Asharq Al-Aswat" offen. "Portsmouth ist ein reines Investment für uns. Wir wollen mindestens sechs Monate dort bleiben, bis der Klub wieder auf den Füßen steht." Der Verein erklärte das Interview umgehend als Fälschung, musste dann aber schnell zurück rudern, als die Zeitung die Tonbänder vorlegte.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Wie steigert man "peinlich"? Ganz einfach: Atletico. Der Madrider Klub ist seit Wochen das Gespött des ganzen Landes. Die Mannschaft faul, der Vorstand inkompetent, sagt man hinter vorgehaltener Hand. In der Liga hängt man nach dem Spiel gegen Mallorca immer noch unten drin, weil man schlichtweg zu blöd war, das Spiel zu gewinnen. Kurzer Auszug: Mallorca spielte die letzten 38 Minuten nur noch zu neunt (!), schaffte in der 93. Minute durch Borja Valero aber doch noch den Ausgleich. Zudem verschoss Diego Forlan, im letzten Jahr immerhin Europas Torschützenkönig, einen seiner beiden Handelfmeter. Fazit: Auf den neuen Coach Quique Sanchez Flores kommt viel Arbeit zu. Flores ist übrigens der 44. Trainer von Atletico, seit Jesus Gil y Gil 1987 die Geschicke des Vereins in die Hand genommen hatte. Eine atemberaubende Zahl. Zum Vergleich: Sogar Erzrivale Real hat in dieser Zeit "nur" 24 Trainer verschlissen.
Ein Kopfballungeheuer geht um: Apropos Real: Während sich die Königlichen in Gijon zu einem 0:0 murksten, schoss sich Barca gegen Aufsteiger Saragossa mit einem halben Dutzend Tore aus der Mini-Krise. Gefeierter Held: Der dreifache Torschütze Seydou "Horst" Keita. Der Mittelfeldspieler mausert sich im Camp Nou zum echten Kopfballungeheuer, traf gegen Saragossa zweimal mit der Rübe und einmal mit links. Durch seinen ersten Karriere-Dreierpack schraubte er sein Torekonto auf fünf Treffer (alle daheim erzielt) und bleibt damit Zlatan Ibrahimovic (sieben Tore) dicht auf den Fersen.
Sechs, Sechs, Sechs: Walter Pandiani erlebt gerade bei CA Osasuna seinen vierten oder fünften Frühling. Der 33-Jährige erzielte in Santander bereits sein sechstes Saisontor und wenn er so weiter macht, ist die eigene Bestmarke in der Primera Division (13 Tore) in Gefahr. Dass Osasuna nach dem Spieltag nicht von Platz sechs grüßt, ist die Schuld von Racings Manuel Arana Rodriguez - der traf nämlich in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum Ausgleich und vermasselte Osasuna so den dreifachen Punktgewinn.