Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Serie A
von Oliver Birkner
Wie die Kinder: Jose Mourinho und Claudio Ranieri werden in diesem Leben wohl nicht mehr die besten Freunde. Nach dem 1:1 zwischen Inter und der Roma legten sich beide Trainer mal wieder an. Das ging dann so: "Wir haben nicht genug gemacht, um zu gewinnen. Aber die Roma wollte nicht einmal gewinnen", sagte Mourinho. Ranieris Konter: "Heute traf ein Team, das Fußball spielte, auf eines, dass immer taktisch foulte. Jedes Mal, wenn wir anzogen, wurden wir systematisch gelegt." Mourinho: "Ranieri heult nach dem Spiel immer und ist superfroh über ein Unentschieden." Ranieri: "Er sagt, ich sei alt und habe nur einen unwichtigen Pokal in meiner Karriere gewonnen. In Wirklichkeit habe ich vier Titel eingefahren und ihm mit Valencia zwölf Tore in drei Spielen eingeschenkt, als er Co-Trainer bei Barca war." usw. usf.
Rohdiamanten: Frage: Wer hat die beste Abwehr der Liga? Inter? Nein. Juve? Nein. Milan? Nein. Es ist Aufsteiger Bari. In zwölf Spielen bekamen die Süditaliener erst sieben Gegentore, fünfmal spielten sie zu Null. Zu verdanken hat das der AS hauptsächlich dem jungen Innenverteidiger-Duo Leonardo Bonucci (22) und Andrea Ranocchia (21). Trainer Giampiero Ventura weiß, dass er da zwei Juwelen im eigenen Hause hat: "Beide haben das Zeug, in ganz großen Mannschaften zu spielen. Wenn sie mit den Füßen auf dem Boden bleiben, werden sie bald Nationalspieler." Bari liegt mit 18 Zählern auf dem beruhigenden neunten Platz. Parma, ein weiterer Aufsteiger, ist übrigens Siebter (20 Punkte).
Sarden im Vormarsch: Das Team der Stunde kommt aber aus Cagliari. Die Mannschaft von der Insel feierte gegen den bisherigen Dritten Sampdoria den vierten Sieg in Serie und liegt damit nur noch einen Punkt hinter den Europa-League-Plätzen. Das Geheimnis? Coach Massimiliano Allegri. Der 42-Jährige mauserte sich bereits vergangene Saison zu dem aufstrebenden Trainer Italiens und bestätigt das auch in dieser Spielzeit eindrucksvoll. Nicht umsonst war er im Sommer als Nachfolger von Carlo Ancelotti bei Milan im Gespräch.
Premier League
von Raphael Honigstein
Meet my parents: John Terry war am Sonntagnachmittag ein glücklicher Mann. Nicht nur wegen des etwas glücklichen Sieges im Spitzenspiel gegen Manchester United. Nicht nur wegen seines Tores, das im Nachhinein vielleicht noch Nicolas Anelka zugeschrieben wird - der Franzose hatte den Ball zuletzt berührt. Nein, Terry war glücklich, dass sich nach dem obligatorischen Wirbel um die Schiedsrichterentscheidungen und Alex Fergusons nächster Schelte ("Der Schiedsrichter war bei dem Tor in einer lächerlichen Position, er konnte gar nichts sehen") niemand mehr für die eigentliche Story des Tages interessierte. Das Revolverblatt "The News of the World" hatte nämlich JTs Vater Ted Terry als Gelegenheits-Drogendealer überführt. Der 55-Jährige verkaufte einem Undercover-Reporter in einer Bar drei Gramm und ließ sich ein Gramm für den Eigengebrauch bezahlen. Niemand dürfe wissen, dass er John Terrys Vater sei, sagte der arbeitslose Ted dem Journalisten noch. Tja, was Verbrechen angeht, sind die Terrys leider ziemliche Dilettanten: Im März wurde Mutter Sue beim Ladendiebstahl im Supermarkt erwischt.
Ausflug in die Double-A: Am Dienstag saß Mark Hughes in der Allianz Arena. Zum Glück war er nicht auf Grund des traurigen Kicks gegen Bordeaux nach München gekommen, sondern um sich nach Franck Ribery zu erkundigen. Zumindest behaupten das einige englische Zeitungen. Und ging es um Philipp Lahm? So wie City derzeit spielt, könnten sie einen der beiden in der Tat bestens gebrauchen. Das 3:3 gegen Aufsteiger Burnley war schon das fünfte Unentschieden in Folge in der Liga. Glamour sieht anders aus.
Neues von Fettnäpfchen-Ashley: Newcastle-United-Eigentümer Mike Ashley ist aber auch jede Woche für einen neuen Brüller gut. Ashley, der den Klub immer noch nicht verkaufen konnte, hatte jetzt die geniale Idee, die Namensrechte für das Stadion zu verkaufen. Da sich leider niemand meldete, benannte der Einzelhandel-Magnat die altehrwürdige Spielstätte kurzerhand nach seiner eigenen Firma. Der St. James Park heißt ab sofort bis Ende der Saison offiziell "sportsdirect.com@St James Park". Toll, nicht wahr? Unerklärlicherweise fanden die Fans das irgendwie nicht so prickelnd und riefen zu einem Boykott von Ashleys Läden auf. Ob sich im Sommer ein neuer Sponsor für die Namensrechte finden lässt, ist fraglich. Aus wirtschaftlicher Sicht würde vielleicht ein Engagement von "EasyCredit" Sinn machen...
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Die Überzahl-Trottel: Es ist schon ein Kreuz mit Getafe. Letzte Woche spielte man gegen Real über eine Stunde in Überzahl, was Real nicht hinderte, die beste 10-Mann-Performance seit "Debbie does Dallas" hinzulegen, wie es im Podcast des "Guardian" zuletzt trefflich beschrieben wurde. Endstand: 2:0 für Madrid. An diesem Spieltag flog Depors Riki gegen Getafe schon nach 26 Minuten vom Platz, nur Minuten später musste Trainer Lotina auf die Tribüne. In der 72. Minute ging dann auch noch Sergio mit Gelb-Rot. Endstand trotzdem: 2:0 für La Coruna. Ob Getafes nächster Gegner Espanyol Barcelona schon überlegt, nur zehn Mann aufzustellen?
Assist des Jahres: Dass Zlatan Ibrahimovic ein durchaus passabler Kicker ist, wussten sie in Barcelona schon länger. Sonst hätten sie ihn nicht gegen Samuel Eto'o plus "Kleingeld" eingetauscht. Was Ibracadabra aber am Samstag mit dem Ball und Mallorcas Hintermannschaft anstellte, grenzte an Magie. Mit dem Rücken zum Tor und den Kettenhunden Josemi und Nunez am Ärmel, tänzelte der Schwede auf dem Ball herum und schickte ihn dann mit der Hacke durch ein Spalier von vier RCD-Spieler auf Pedro, der nur noch einzuschieben brauchte. "Einfach unglaublich", sagte Trainer Pep Guardiola später. Pokal-Gegner Cultural Leonesa muss indes nicht vor Ibrahimovic zittern: Wegen einer Oberschenkelblessur schenkt sich der Schwede den Pokalkick am Dienstag.
Geschichtsstunde mit Real: Bei Real Madrid spricht seit dem Abpfiff des Derbys (3:2 gegen Atletico) alles nur noch vom Pokal-Rückspiel gegen den Drittligisten AD Alcorcon. Am Dienstagabend gilt es immerhin die apokalyptische 0:4-Pleite aus dem Hinspiel wettzumachen. "Das Publikum muss unser zwölfter Mann und das Bernabeu wie ein Dampfkochtopf sein", machte Kaka die Real-Fans schon mal heiß.Zweimal hat Real übrigens schon ein 0:4 im Pokal noch umgebogen. 1947 siegte man gegen Betis Sevilla durch Tore von Barrinaga (3), Vidal, Molowny und Pruden ebenso mit 6:0, wie 1975 gegen UD Las Palmas durch Treffer von Santilla (3), Roberto Martinez und Pirri. Bemerkenswert: Beide Male gewann Real, derart gekickt, am Ende auch den Pokal.