Die englische Nationalmannschaft sucht das richtige Medikament für den zweiten WM-Titel. Cristiano Ronaldo hat seinen Fuß gegen UD Almeria nicht im Griff. James Beattie leistet sich eine handfeste, weihnachtliche Auseinandersetzung mit Trainer Tony Pulis. Und: In Italien hat sich ein Zweitligist ohne Gegenwehr ein Tor einschenken lassen - aus gutem Grund. Die Blitzlichter aus Europa.
Serie A
von Oliver Birkner
Der Faire ist der Dumme: Einen Fair-Play-Preis hat sich das Zweitligateam von Ascoli sicher jetzt schon verdient. Nachdem sich ein Verteidiger des Gegners Reggina verletzt und seine Auswechslung signalisiert hatte, unterbrachen die Gastgeber die Partie nicht und trafen zum 1:0. Ascoli-Coach Bepi Pillon erzählte später: "Die Verletzung habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Direkt nach dem Treffer sagte ich meiner Elf also, das Missverständnis auszugleichen." Gesagt getan. Nach Wiederanstoß blieb Ascoli reglos stehen und ließ Reggina ungehindert zum Ausgleich kommen. Umso erstaunlicher, weil der Klub auf einem Abstiegsplatz steht und die Partie 1:3 verlor. Den eigenen Tifosi schmeckte die Aktion jedoch weniger - sie protestierten nach Spielschluss stundenlang gegen ihr Team und Pillon erklärte: "Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal machen würde. Der Fußball in Italien ist wirklich krank."
Traumtor zum kaputtlachen: In einem schrecklich hektischen Derby d'Italia siegte Juventus 2:1 über Inter Mailand. Für den entscheidenden Treffer sorgte Claudio Marchisio mit einem absoluten Traumtor. Der 23-Jährige ist eigentlich für defensive Mittelfeldaufgaben verantwortlich und meinte anschließend: "Als ich die Aktion im Fernsehen sah, habe ich mich kaputtgelacht. Ich wusste nicht, dass ich zu so etwas überhaupt in der Lage bin."
Mourinho arbeitet an Rekord: In Turin wurde Inter-Coach Jose Mourinho nach einem sarkastischen Beifall in Richtung Referee nach 20 Minuten auf die Tribüne verbannt. Für den Portugiesen war es in 18 Monaten Italien übrigens schon die vierte Hinausstellung. In drei Jahren Premier League hatte er das lediglich ein Mal geschafft.
Premier League
von Raphael Honigstein
Besinnliche Weihnachsschlägerei bei Stoke City: Bei Weihnachtsfeiern von englischen Fußballmannschaften geht es gerne hoch her. Manchmal kommen ein paar Stripper. Manchmal bekommt ein deutscher Profi von seinen Kollegen "Mein Kampf" geschenkt (Didi Hamann in Newcastle). Manchmal versucht ein Spieler, seine Zigarre auf dem Auge eines Mitspielers auszudrücken (Joey Barton). Manchmal erinnert sich hinterher keiner an irgendetwas. Neu dagegen ist, dass schon vor der Feier die Fetzen fliegen. Nach Stoke Citys 0:2-Niederlage beim FC Arsenal strich Trainer Tony Pulis kurzfristig die trainingsfreien Tage. Das stieß Stürmer James Beattie sauer auf, der zwei Wochen lang mit der Organisation der Christmas-Party für den Samstagabend beschäftigt gewesen war. Die beiden stritten sich in der Kabine so heftig, dass es Prügel setzte; ein Mitarbeiter musste die Kampfhähne trennen. Merry Christmas!
Medikamententest für die WM: Um in der Höhenluft von Rustenburg die Durchblutung anzuregen, sollen Englands Nationalkicker während der WM Viagra-Pillen schlucken. Das berichtete am Sonntag die "News of the World". Liest sich wie ein arg verspäteter Aprilscherz, war aber ernst gemeint. Der englische Verband dementierte jedoch umgehend. "Die medizinische Abteilung erforscht in Absprache mit Experten die Möglichkeiten", wurde verkundet, "aber Viagra steht dabei nicht zur Diskussion und es gibt definitiv keine Pläne, (das Medikament) den Spielern zu verschreiben." Ist vielleicht auch besser so, denn Fabio Capello will den Spielerfrauen kaum Zugang gewehren und über mehrere Wochen hinweg wäre dieser, ähem, Zustand wohl sehr schmerzhaft gewesen. Das englische Hauptquartier steht übrigens in einem Dorf namens Phokeng. Vorsicht bei der Aussprache.
Lampard macht's wie Ballack: "When in Rome, do as the Romans do" lautet ein englisches Sprichwort. Frei übersetzt: Man muss sich den Gepflegenheiten des Landes anpassen. Diese Woche nahmen das ein Ivorer, ein Spanier und ein Deutscher wörtlich. Aruna Dindane (Portsmouth gegen Burnley), Cesc Fabregas (Arsenal gegen Stoke) und Michael Ballack (im Ligapokal gegen Blackburn) verschossen allesamt Strafstöße. Die Einheimischen wollten da natürlich nicht nachstehen - Frank Lampard (Chelsea gegen City) und Jermaine Defoe (Spurs gegen Everton) versagten am Wochenende ebenfalls aus elf Metern.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Den Six-Packer juckt's im Fuß: 3000 Situps macht Cristiano Ronaldo täglich. Vom atemberaubenden Resultat der Schinderei durften sich die Real-Fans im Bernabeu bei Madrids 4:2-Sieg gegen Almeria überzeugen. Nach seinem Treffer zum Endstand riss sich Ronaldo das Leibchen vom Leib und spannte aber mal richtig an. Solche Muskelwölbungen im Bäuchlein sieht man normalerweise nur bei der Bodybuilding-WM. Aber wer's in den Muskeln hat, dem fehlt's halt manchmal im Köpfchen. Kurz vor Ende der Partie ließ sich Ronaldo zu einer fiesen Tätlichkeit hinreißen, als er Almerias Verteidiger Juanma Ortiz seinen rechten Fuß in die Wade rammte und mit Gelb-Rot vom Platz flog. Ortiz hatte Ronaldo zuvor mit der Hand im Nacken erwischt. "Ich muss mich bei meinen Mitspielern und unseren Fans für diesen Fauxpas entschuldigen", sagte Ronaldo voller Reue. An einer Sperre kommt er damit aber nicht vorbei. Ausgerechnet im Spitzenspiel in Valencia muss Real auf seinen Six-Packer verzichten.
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"Wir ham die Schnauze voll": In neuem Stadion und mit hohen Ambitionen war Espanyol Barcelona in die Saison gestartet. Der Start war dann auch passabel, mittlerweile aber mutiert Barcas Stadtrivale zur Lachnummer der Liga. Die 0:4-Klatsche gegen Racing Santander war die vierte Pleite in Folge ohne ein einziges selbst geschossenes Tor. In 13 Spielen erzielte Espanyol mickrige acht Treffer, in den letzten neun Spielen nur drei und in neun Spielen überhaupt keinen. Gegen Santander gingen die Fans auf die Barrikaden: "Trainer raus", "Vorstand raus". Präsident Daniel Sanchez Llibre reagierte kleinlaut und etwas trotzig: "Die Fans haben ein Recht, sich zu beschweren. Ich übernehme die Verantwortung für das, was derzeit passiert. Und wenn es jemanden gibt, der meint, er könne meinen Job besser ausführen, bitte schön..." Espanyols nächster Gegner kommt übrigens aus der gleichen Stadt...
Reyes kann wieder lachen: Seit Jose Antonio Reyes im August 2006 nach dreieinhalb erfolgreichen Jahren den FC Arsenal verließ, ist er nirgendwo glücklich geworden. Nicht bei Real Madrid, nicht bei Benfica Lissabon und auch nicht bei Atletico Madrid. Das lag laut Reyes an Ex-Trainer Abel Resino. "Am Tag seiner Entlassung habe ich Luftsprünge gemacht. Ich war der glücklichste Mensch der Welt", sagte Reyes: "Resino war unfassbar. Er hat mir gesagt, ich sei ein Führungsspieler. Gespielt habe ich aber meistens nicht und wenn ich mit ihm reden wollte, hat er sich einen Scheißdreck für mich interessiert." Unter Quique Sanchez Flores stand Reyes zuletzt zweimal in der Startelf und konnte bei den Siegen gegen Espanyol (4:0) und in Xerez (2:0) überzeugen.