SPOX: Sie werden am 26. Mai in der namibischen Hauptstadt Windhoek an einem Promi-Benefizspiel teilnehmen, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Initiator ist der deutsche Fußball-Globetrotter Lutz Pfannenstiel und sein Projekt "Global United FC". Warum machen Sie mit?
Stig Inge Björnebye: Lutz wurde mir über meinen Schwager, der ihn in Norwegen trainiert hat, vorgestellt - und ich habe ihn als einen Menschen kennengelernt, der von einer Liebe zum Fußball getrieben wird, die sehr selten ist. Dass er seine Kontakte für einen guten Zweck nutzt und versucht, die Aufmerksamkeit auf die entfernten Ecken der Welt zu richten, die unter dem Klimawandel jetzt schon zu leiden haben, ist ehrenwert. Solch einen Idealismus muss unterstützt werden.
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SPOX: An einem Benefiz-Spiel teilzunehmen ist das eine, Umweltschutz aktiv zu leben das andere.
Björnebye: Deswegen versuche ich, auch im Kleinen ein Zeichen zu setzen, indem ich beispielsweise mein Auto gewechselt habe. Jetzt fahre ich einen wesentlich energiesparsameren Wagen. Oder indem ich in der Erziehung meiner drei Kinder einen besonderen Fokus auf verantwortungsbewusstes Handeln lege.
SPOX: Geht das konkreter?
Björnebye: Sie sollen verstehen, was es bedeutet, Müll zu produzieren oder nachts zu vergessen, das Licht auszumachen. Damit das den Kindern gegenüber glaubwürdig rüberkommt, muss ich dies natürlich auch vorleben, egal ob ich früher ein bekannter Fußballer war oder nicht. Ich finde, dass durch den Wohlstand die Werte in den westlichen Gesellschaften teilweise verloren gegangen sind. Wir nehmen alle Annehmlichkeiten als gegeben hin und arbeiten nicht mehr so hart. Dabei muss man Angst um die eigenen Kinder haben, wenn man an die Zukunft denkt.
SPOX: Werte sind ein wichtiges Thema für Sie. Sie prangerten bereits zu Ihrer aktiven Zeit an, dass die Welt des Profi-Fußballs keine richtigen Werte habe.
Björnebye: Es gibt genügend Spieler, die moralisch integer sind und verantwortungsbewusst handeln. Aber: Das Geschäft an sich ist oberflächlich. Eine Tendenz, die sich in den letzten Jahren verfestigt hat. Während der Fußball taktisch immer raffinierter und dadurch auch besser wird, scheinen Werte wie Anstand, Treue oder Verantwortungsbewusstsein verloren zu gehen.
SPOX: Steht Ihr Ex-Klub Liverpool stellvertretend für Ihre Ausführungen?
Björnebye: Ich glaube fest daran, dass sich über kurz oder lang die Tradition Liverpools durchsetzt - egal ob irgendwelche Investoren angelaufen kommen und die Historie und damit auch die Fans des Vereins mit Füßen treten. Ich hoffe darauf, dass der neue Eigentümer versteht, welche Bedeutung die Reds für Millionen von Menschen haben und dass der Klub nur Erfolg haben kann, wenn er diese im Rücken weiß.
SPOX: Es gilt als sicher, dass die bisherigen nordamerikanischen Besitzer Tom Hicks und George Gillett Ihre Anteile an Liverpool verkaufen werden. Waren Sie wirklich so schlimm?
Björnebye: Absolut. Die zwei haben versagt und alles vermasselt. Sie sollen dahin zurück, wo sie hergekommen sind, und nie wieder nach Liverpool zurückkehren.
SPOX: Lassen sich Liverpools sportliche Probleme einzig mit Hicks und Gillett erklären?
Björnebye: Nicht alles. Dass Liverpool den Anschluss an die anderen drei großen Teams verloren hat, liegt an zwei Gründen. Erstens: Vor allem wegen Hicks und Gillett geriet der Klub in große wirtschaftliche Probleme, weswegen die Mannschaft die letzten Jahre nicht substanziell verstärkt werden konnte. Zweitens: Unabhängig von Hicks und Gillett gelang es dem Verein als Ganzes nicht, die eigenen Talente so zu fördern, dass sie eine Alternative für die Profis sind. In beiden Bereichen, den Finanzen und der Jugendarbeit, weist Liverpool große Mängel auf, daher fehlt den Reds die so wichtige Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern.
SPOX: Wäre ein Verkauf von Steven Gerrard oder Fernando Torres eine Lösung?
Björnebye: Ich habe hautnah miterlebt, wie Steven seine ersten Schritte in der ersten Mannschaft gemacht hat. Damals sagte mir einer der Jugendtrainer, dass aus ihm eine Legende wird - womit er vollkommen recht hatte. Und Fernado ist der beste Stürmer, den die Reds in den letzten zehn Jahren hatten. Umso schwerer würde ein Verlust wiegen. Aber: Wenn ein Verein kommt, sein Konto plündert und 50 Millionen Euro für Steven oder Fernando bietet, müssten sie gehen.
SPOX: Ob mit oder ohne Gerrard und Torres: Liverpool steht vor einem Neubeginn. Ist Rafael Benitez der richtige Trainer?
Björnebye: Es ist äußerst verblüffend, welche guten Resultate Benitez trotz aller vereinsinternen Streitereien in den letzten Jahren erreicht hat. Seine Kompetenz steht außer Frage, zumal sich die Führungsspieler, eigentlich die gesamte Mannschaft, noch nie über ihn beschwert hat. Das zeigt am besten, dass Benitez weiterhin der richtige Trainer für Liverpool ist.
Mehr Infos zu Global United FC? Hier geht's zur Website von Lutz Pfannenstiel