"Für Deutschland verzichte ich auf viel Geld"

Von Interview: Haruka Gruber / Fatih Demireli
Hasan Kabze schaffte 2004/05 den Durchbruch bei Galatasaray
© Imago

Er ist das Phantom des Transfermarkts - und er will nach Flirts mit Bremen und Hoffenheim unbedingt in die Bundesliga. Der viermalige türkische Nationalstürmer Hasan Kabze über das russische Meister-Double mit Rubin Kasan, seine Liebe zu Deutschland und ein Türkei-Comeback.

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SPOX: Sie sind so etwas wie das Phantom des deutschen Transfermarkts. In den letzten zwei Jahren wurde Ihr Name immer wieder in der Bundesliga gehandelt. Mal in Bremen, mal in Hoffenheim, mal in Köln oder Frankfurt. Wollen Sie womöglich gar nicht nach Deutschland?

Hasan Kabze: Ganz im Gegenteil: Ich liebe die Bundesliga und ich will unbedingt in Deutschland spielen. Die Klubs sind professionell, die Stadien sind klasse, die Fans lieben Fußball in einer positiven Art und Weise. Die Liste lässt sich mühelos fortsetzen. Zum Beispiel habe ich in der Vergangenheit von meinem Berater gehört, dass Bremen und Hoffenheim angefragt hätten. Aber leider hat es nie geklappt.

SPOX: Weil Sie womöglich zu hohe Gehaltsvorstellungen haben? Bei Rubin sollen Sie fürstlich entlohnt werden.

Kabze: Nein. Ich weiß, dass ich weniger verdienen würde - aber das wäre kein Problem. Ich möchte nach Deutschland und dafür verzichte ich auch auf viel Geld.

SPOX: Sie gehören beim zweimaligen russischen Meister zum erweiterten Stamm, sind aber seit vier Jahren nicht mehr in der türkischen Nationalmannschaft eingesetzt. Fehlt Ihnen die Lobby?

Kabze: Früher war es tatsächlich so, dass sich die Menschen in der Türkei einfach nicht dafür interessiert haben, was ich in Russland mache. Selbst nach dem ersten Titel kam kein türkischer Journalist nach  Kasan, sondern haben einfach irgendeinen Schund aus einer russischen Zeitung kopiert. Daher war ich eine Zeit lang sehr sauer. Aber seit der Titelverteidigung im letzten Jahr hat sich die Wahrnehmung geändert. Beim Europa-League-Rückspiel in Wolfsburg habe ich zum Beispiel gehört, dass Guus Hiddinks Co-Trainer vor Ort war.

SPOX: Als Sie 2007 von Galatasaray zum damals unbekannten Rubin gewechselt sind, sorgte der Transfer für Erstaunen. Hätten Sie erwartet, dass sich der Verein derart erfolgreich entwickelt?

Kabze: Wenn ich ehrlich sein soll: nein. Als ich damals nach Kasan kam, war die sportliche Situation unbefriedigend und wir haben gerade so den Abstieg vermieden. Mit der Verpflichtung von Spielern wie Sergei Semak gelang dem Verein jedoch die Wende - und plötzlich wurden wir zweimal hintereinander russischer Meister. Wahnsinn...

SPOX: In Kasans Kader stehen Spieler aus elf Nationen, dafür fehlen anders als bei den Moskauer Vereinen die großen Namen. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Kabze: Es klingt wie eine Phrase, aber in der Mannschaft stehen sehr viele gute Freunde. Das ist die beste Erklärung. Wenn einem Spieler ein Fehler unterläuft, wird er von den anderen aufgebaut und nicht niedergemacht. Das ist nicht selbstverständlich.

SPOX: Kasan ist eine Stadt mit einer türkischen Gemeinde. Wünschen Sie sich nicht dennoch eine Rückkehr in Ihr Heimatland?

Kabze: Nach drei Jahren habe ich mich an Russland gewöhnt, aber ich werde immer die Türkei vermissen. Und ich bekomme immer wieder ein Angebot aus der türkischen Liga - aber ich sage jedes Mal ab, weil ich mich im Ausland durchsetzen will.

SPOX: Bei Galatasaray wurden Sie damals vom damaligen sportlichen Leiter Karl-Heinz Feldkamp aussortiert. Dabei gelangen Ihnen kurz davor im Derby gegen Besiktas zwei spektakuläre Tore, die Gala die türkische Meisterschaft sicherten Sind Sie nach wie vor verbittert?

Kabze: Ich werde niemals das Besiktas-Spiel vergessen. Hätte ich nicht getroffen, wären wir nicht Meister geworden. Ich habe mir und allen Gala-Fans einen tollen Abend beschert und seitdem werde ich in Istanbul immer wieder auf die beiden Treffer angesprochen. Warum mich dann Herr Feldkamp weg haben wollte, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Dabei kannte er mich nur aus einem Trainingslager. Er hat mich damals komplett ignoriert - aber die Sache ist so lange her, ich will lieber an die Zukunft denken, statt etwas Vergangenem nachzutrauen.

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