Ein Großer des Fußball hat die aktive Bühne für immer verlassen. Ronaldo, WM-Rekordtorjäger, dreimaliger Weltfußballer, zweimaliger Weltmeister, ein Genie am Ball, der in seiner Karriere alle Höhen und Tiefen mitgemacht hat, tauschte am Dienstag endgültig das gelbe Nationaltrikot mit der Nummer neun gegen den Anzug des schon erfolgreich agierenden Geschäftsmannes.
Vier Monate nach seiner Rücktrittserklärung lief der 34-Jährige beim spielerisch enttäuschenden 1:0 (1:0) der brasilianischen Selecao gegen Rumänien in Sao Paulo noch einmal für 17 Minuten auf. Der Bauch wölbte sich deutlich unter dem Trikot, nur im Trab ging es über den Rasen. Heraussprangen drei Großchancen, doch der untrügliche Torriecher vergangener Tage versagte ausgerechnet beim Abschiedsspiel.
Torhüter verhindert Abschiedstreffer
"Alle haben zum Fest beigetragen, nur der Torhüter nicht", scherzte R9, der mit zwei Schüssen aus kurzer Distanz am rumänischen Schlussmann Ciprian Tatarusanu scheiterte und dann noch einen Versuch freistehend relativ kläglich Richtung Tribüne des mit 40.000 Zuschauern gefüllten Pacaembu-Stadions schoss.
Die Heimstätte des SC Corinthians - sein letzter Verein - und auch Gegner Rumänien waren sicherlich nicht der würdige Rahmen einer Abschiedsgala für einen Profi, der sich in 18 Jahren u.a. bei den europäischen Topklubs Inter und AC Mailand sowie FC Barcelona und Real Madrid in die Herzen der Fans gespielt hatte.Jede Sekunde genossen
Dennoch genoss O Fenomeno jede Sekunde der Zeremonie, schritt fast gemächlich auf der Ehrenrunde an Fahnenträgern vorbei, die ihm auf Standarten mit den Spieldaten seine 15 WM-Tore noch einmal vorhielten. Die Söhne Ronald und Alex wichen ihm dabei wie auf der Pressekonferenz im Februar nicht von der Seite.
Die Fans zollten ihm auf ihre Weise Respekt: verkleidet mit Hasenzähnen, verschönert mit der seltsam unvollendeten Kahlschnitt-Frisur, die er im WM-Finale 2002 bei seinen zwei Toren gegen Deutschland (2:0) zur Schau trug, aber auch mit Plakataufschriften wie "Für immer ein Phänomen" oder "Brasilien dankt Ronaldo".
Ehe der 105-malige Auswahlspieler in die Katakomben verschwand, ging es ein letztes Mal auf den Platz. Schüchtern, wie man ihn abseits vom Ball kennt, nahm er das Mikrofon am Mittelkreis in die Hand, entschuldigte sich für die drei vergebenen Chancen und sprach: "Vielen Dank und bis bald. Dann aber außerhalb des Fußballfeldes." Der letzte Vorhang einer beispiellosen Karriere war gefallen.
Der Steckbrief von Ronaldo