Zahlungen an den Funktionär in Höhe von 500.000 Dollar (347.000 Euro) werden geprüft. Die Überweisungen auf Konten von Blazer in Übersee wurden ausgerechnet von der Karibischen Fußball-Union CFU und deren ehemaligen Vorsitzenden Jack Warner getätigt.
Die Anti-Korruptionskämpfer von Transparancy International fordern überraschend eine genaue Untersuchung der WM-Vergabe 2006 an Deutschland: Während das FBI Ermittlungen gegen CONCACAF-Generalsekretär Chuck Blazer eingeleitet hat, soll vor der von DFB-Präsident Theo Zwanziger geforderten Prüfung der WM-Vergabe 2022 an Katar zunächst einmal der Zuschlag für Deutschland im Jahr 2000 untersucht werden.
Prüfung der WM-Vergabe 2006 nach Deutschland gefordert
"Wenn Katar besonders auf deutsches Betreiben untersucht werden soll, gehört auch Deutschlands WM-Bewerbung 2006 untersucht - es gibt ja auch hier zumindest Gerüchte", sagte Sylvia Schenk, Sport-Expertin von Transparency International, der "Süddeutschen Zeitung". Für diese brisanten Untersuchungen forderte Schenk die Installation einer unabhängigen Kommission beim Weltverband.
Damit schlägt Schenk in die gleiche Kerbe wie im vergangenen Jahr der ehemalige FIFA-Funktionär Guido Tognoni, der behauptet hatte, dass Deutschland die WM 2006 nicht zuletzt durch eine umstrittene politische Entscheidung erhalten habe: "Die Bundesregierung hat für das Gewinnen der Stimme eines saudi-arabischen Delegierten kurzfristig das Waffenembargo aufgehoben. Die Bundesregierung hat alles getan - und auch das getan - um diese Stimme zu bekommen."
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte die Behauptung Tognonis, die nach dessen Aussage "publik und bekannt" sein soll, ins Reich der Fabeln verwiesen. "Das ist völliger Humbug, völliger Blödsinn. Ansonsten gibt es keinen Kommentar dazu", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Deutschland hatte im Juli 2000 den Zuschlag für die WM 2006 mit 12:11 Stimmen im entscheidenden Wahlgang im Duell gegen Südafrika erhalten, weil sich der Vertreter des ozeanischen Verbandes, Jack Dempsey (Neuseeland), seiner Stimme enthielt.
Unterdessen befindet sich die umstrittene Weltregierung des Fußballs weiter im Korruptionssumpf. Das FBI hat Ermittlungen gegen den US-Amerikaner Blazer, Mitglied der skandalträchtigen FIFA-Exekutive und Generalsekretär der CONCACAF-Konföderation, eingeleitet und prüft Zahlungen an den Funktionär in Höhe von 500.000 Dollar (347.000 Euro). Die Überweisungen auf Konten von Blazer in Übersee wurden ausgerechnet von der Karibischen Fußball-Union CFU und deren ehemaligen Vorsitzenden Jack Warner getätigt.
"Alle Überweisungen waren legal und sind ordnungsgemäß durchgeführt worden. Es handelt sich hierbei nur um die Rückzahlung eines persönlichen Kredits", sagte der 66-Jährige mit Blick auf den angeblichen "Schuldner" Warner: "Ich habe in den vergangenen Tagen lernen müssen, dass Herr Warner die Konten der CFU wie seine eigenen behandelt hat."
Blazer mit fragwürdiger Rolle im Fall Bin Hamman
Blazer soll zudem seit Jahrzehnten an CONCACAF-Marketingverträgen mitverdienen und damit rund zehn Millionen Dollar (sieben Millionen Euro) eingenommen haben. Das FBI prüft im Kampf gegen die organisierte Kriminalität aber offenbar nur die Zahlungen der vergangenen 15 Jahre auf Konten von Blazer auf den Bahamas und den Kayman-Inseln.
Blazer spielt eine zunehmend fragwürdige Rolle im FIFA-Exekutivkomitee. Denn der US-Amerikaner war der "Whistleblower", der FIFA-Präsident Joseph S. Blatter über die vermeintlichen Zahlungen von Ex-Herausforderer Mohamed Bin Hammam und Warner in Höhe von jeweils 40.000 Dollar (27.800 Euro) an 25 CFU-Mitglieder informiert hatte.Warner war anschließend von allen Ämtern im Fußball zurückgetreten, um sich weiterer Untersuchungen zu entziehen.
Der Katarer Bin Hammam war zuletzt vom FIFA-Ethik-Komitee lebenslang gesperrt worden.
Dass nun ausgerechnet Warner seinem ehemaligen Exko-Kollegen Blazer mehrfach hohe Beträge von den Konten der CFU überwiesen hat und das nur Rückzahlungen für einen persönlichen Kredit gewesen sein sollen, wirft neue Fragen auf.