Vielleicht hatte man im Lager des US-amerikanischen Fußball-Verbandes frühzeitig geahnt, dass für die Mannschaft von Jürgen Klinsmann auch an diesem Abend wenig bis gar nichts zu holen sei. "Holy shit!", fluchte ein USSF-Mitarbeiter auf der Tribüne des Brüsseler König-Baudouin-Stadions bereits kurz vor der Halbzeit.
Sicherheitshalber stopfte sich ein weiterer Teambetreuer dann in der Pause die Taschen mit Gratis-Sandwiches aus dem Pressebereich voll. Mit leeren Händen steht schließlich niemand gerne da.
Niederlage gegen Belgien
Klinsmann nahm immerhin eine Umarmung, einen aufmunternden Klaps und warme Worte von Belgiens Trainer Georges Leekens mit. Ansonsten hieß es "ohne Spesen nichts gewesen", Klinsmanns US-Fußballer verloren in Belgien 0:1.
Seit inzwischen 81 Jahren warten die USA nun schon auf einen Sieg gegen die "Roten Teufel", zum ersten und einzigen Mal war das bei der WM 1930 in Uruguay (3:0) gelungen. Nichts Neues also, könnte man sagen. Und auch bei seiner Analyse griff der Reformer Klinsmann auf Altbewährtes zurück.
Ein "bisschen lustig" habe er die Aberkennung des Abseitstreffers von Maurice Edu in der 86. Minute gefunden, sagte Klinsmann mit vorsichtiger Schiedsrichterschelte.
Klinsmann bleibt positiv
Der zuständige Assistent sei unmittelbar nach dem Schlusspfiff in die Kabine gestürmt. Kein Handschlag mit den Kollegen, nichts. Vielleicht habe er ja "zu viel Klinsmann im Ohr" gehabt. "So etwas habe ich vorher noch nie gesehen."
Das gilt auch für einen Sieg seiner Mannschaft, einen solchen hat Klinsmann auch im dritten Spiel als US-Trainer noch nicht gesehen. Dafür aber bei der zweiten Pleite in Folge - wieder einmal - jede Menge Positives.
"In der zweiten Halbzeit war unsere Reaktion sehr positiv", sagte Klinsmann: "Wir ziehen eine ganze Menge aus diesem Spiel. Natürlich verliert man nicht gerne, aber alles in allem war es ein interessantes Spiel für alle."
"Der Trainer plant langfristig"
Mag sein, wirklich vom Hocker riss die mäßige Partie aber niemanden. Die USA waren gegen Belgien, am 11. Oktober letzter Gruppengegner der deutschen Nationalmannschaft in der EM-Qualifkation, die deutlich schwächere Mannschaft. Defensiv anfällig, offensiv hilf- und ideenlos: Der von Klinsmann angekündigte Umbruch braucht Zeit, das wurde am Dienstag deutlich.
"Fußball werden wir nicht neu erfinden, das Spiel bleibt gleich, die Spieler auch", sagte Bundesliga-Profi Steven Cherundolo von Hannover 96: "Der Plan des Trainers ist langfristig angelegt, wir schauen momentan nicht auf die Ergebnisse."
Wie auch schon bei seinem Radikal-Umbau des DFB-Teams, nachdem er 2004 auf Teamchef Rudi Völler gefolgt war, setzt Klinsmann auf junge Spieler, Fitness und eine Mitarbeiter-Armada. In Brüssel wurden sogar die Ersatzspieler beim Warmmachen an der Seitenlinie von einem Co-Trainer eigens angeleitet.
Ernst wird es ab dem Jahr 2012
"Er achtet auf sehr viele Kleinigkeiten, auf die vorher nicht geachtet wurde", sagte Cherundolo zum Vergleich mit der Arbeit von Klinsmanns Vorgängern Bob Bradley und Bruce Arena: "Klinsmann ist mehr als nur ein Motivator. Er hat im taktischen Bereich jede Menge drauf. Sein Stab achtet wirklich genau darauf, was jeder von uns macht - und wie wir es machen. Wir werden uns verbessern. Wir sind geduldig."
Wirklich ernst wird es für die USA erst im kommenden Sommer, wenn die US-Boys in die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien einsteigen. Bis dahin dürfte Klinsmann weiter viel testen.
Am 8. Oktober geht es in Miami zunächst gegen Honduras, Anfang des neuen Jahres möchte der Wahl-Kalifornier auch wieder zwei Testspiele gegen europäische Mannschaften absolvieren. Zu verbessern gibt es sicher noch einiges.