Nazi-Quatsch um van Persie

Von SPOX
Unnötige Aufregung um Robin van Persies Tor-Jubel: "Van Nazi Krach" oder "Robin van Jay-Z"?
© Getty

Arsenals Goalgetter wird nach dem 5:3 gegen Chelsea wegen einer "provokanten" Handbewegung attackiert. Die Spieler von Juventus machen sich absichtlich hässlich und Cristiano Ronaldo vergisst seine gute Kinderstube. Die Blitzlichter aus Europas Top-Ligen.

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Serie A

von Oliver Birkner

Hier, Bankdrücker, Balla-Balla! Am Mittwoch wird Napoli in der Allianz Arena auf das Aufwärmen der Ersatzspieler verzichten. Denn sonst kommt Ezequiel Lavezzi wieder völlig durcheinander und spielt womöglich seherisch Teamkameraden an, die offiziell erst später zu den Elf auf dem Feld gehören. Beim 1:2 in Catania folgte der Argentinier der alten Fußballer-Weisheit: Wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, dann spiele ihn zu einem Kollegen, der sich gerade warmmacht.

Bayern, Barca, Bayern, Barca...: Abgesehen davon vergab Napoli-Coach Walter Mazzarri für die Vorstellung bei der Niederlage überraschend eine "1 plus Sternchen". In der 47-minütigen Unterzahl besaß man zwar Chancen zum Ausgleich, doch allzu sprudelnd agierte der SSC mit fünf geschonten Akteuren keineswegs. Folglich wird in München zu einer möglichen Überraschung eine 1 plus mindestens drei Sternchen erforderlich sein. Denn Mazzarri ordnete die Bayern in Neuordnung europäischer Geographie so ein: "Es ist das beste Team Europas. Ja vielleicht sogar der Welt, da nur Barcelona stärker ist." Vor zwei Wochen waren die Münchner laut Mazzarri übrigens noch besser als Barca und vor einer Woche gleichstark. Es wird Zeit, dass die Katalanen zum Kräftemessen gegen den FCB antreten, damit er sich endlich mal entscheidet. Gemäß dem Mazzarri-Atlas wäre das aber wohl erst im Galaxis-Pokal möglich.

Hässliche alte Dame: Zur Feier des Sieges bei Inter und zu Halloween veröffentlichte Juventus auf ihrer Facebook-Seite gruselig entstellte Bilder des Teams. Arturo Vidal beispielsweise hätte so fraglos ausgezeichnete Chancen, bei KISS einzusteigen. Lediglich bei Giorgio Chiellini scheint es, als habe man das ganz normale Panini-Porträt verwendet. Wie dem auch sei freute sich Vampir Antonio Conte über das 2:1 in San Siro besonders, da "der Sieg für uns wichtig war, weil er uns drei Punkte beschert hat". Na dann, Happy Halloween!

Premier League

von Raphael Honigstein

Lächerliche Nazi-Diskussion um van Persie: Robin van Persie war mit drei Toren der Star des vogelwilden Londoner Derbys zwischen Chelsea und "AR53NAL", wie der verletzte Gunner Jack Wilshere tweetete. Das Traum-Resultat schien Andre Villas-Boas vorübergehend in Arsene Wenger zu verwandeln - "wir bleiben unserer Philosophie des schönen Fußballs treu und wollen die Dinge richtig machen", säuselte der 34-Jährige. Am nächsten Tag soll es im Trainingszentrum von Cobham eine verbale Abreibung für die Blauen und Sondereinheiten gegeben haben. Ärger bekam allerdings auch van Persie. "Van 'Nazi' Krach", titelte die "Sun" am Montag, weil der Niederländer mit seinem ausgestreckten rechten Arm nach seinem Tor zum 4:3 einige Internetidioten an den Hitlergruß erinnert hatte. "Absolut lächerlich, daraus irgendetwas zu konstruieren", erklärte der 28-Jährige. "Ich habe nur meine Schultern berührt, um meine Freude zu zeigen. Alle anderen Interpretationen sind absurd und beleidigend." Das stimmt natürlich, denn wer die ganze Jubelszene sieht, bemerkt, dass der Stürmer eine Art von "brush the dirt of your shoulder"-Move hinlegte, der im Trubel der Emotionen etwas eckig ausfiel. "Robin van Jay-Z" wäre also die bessere Überschrift gewesen.

Apropos rechte Hand und so: John Terry hatte natürlich ebenfalls einen schweren Stand - wie man beim 4:3 sah, sogar wortwörtlich. "Racist, racist", skandierten die Fans der Gäste, während Kollege Ashley Cole sich "Simon Cowell shags your wife" anhören musste. (Diesen Schmähgesang lassen die Blitzlichter aus Rücksicht auf jüngere Leser jetzt mal unübersetzt) Terry war von den Sportsfreunden vom Chelsea-Stadionheft übrigens auf dem Cover vor einem schwarzen Hintergrund abgebildet, aber das wird nicht ganz reichen, um die Rassismusdebatte zu beenden. Anton Ferdinand, das angebliche Opfer, trug vor QPRs 1:3 bei den Spurs ein Anti-Rassismus-T-Shirt und soll am Montag sein Statement bei der Football Association einreichen. QPR-Coach Neil Warnock sprach sich nach dem Match für eine Nominierung von Rios kleinem Bruder in die englische Nationalmannschaft aus. Terry und Anton in der Innenverteidigung gegen Weltmeister Spanien? Das wäre in der Tat eine interessante Konstellation.

Weight Watcher Kolo mit Brille: Kolo Toure hat ganz andere Probleme. Der Ivorer wehrt sich nach seiner Sechs-Monate-Sperre gegen Man Citys Bestreben, ihm eine Strafe von mehreren hunderttausend Pfund aufzubrummen. Ursprünglich wollte ihm der Klub eine halbe Million vom Gehalt abziehen, aber nach Rücksprache mit der Spielergewerkschaft versucht City nun, ihm Zahlungen für Imagerechte vorzuenthalten. Wir erinnern uns (vielleicht): Toure hatte Appetitzügler geschluckt, aber ausgesagt, dass dies aus Versehen geschah. Die Pillen sollen seiner Frau gehört haben. Kein Wunder, dass sich der Verteidiger wehrt, einen Teil seiner Werberechte abzutreten, denn nachdem Mario Balotelli ernsthaft für Feuerwerkskörper-Sicherheit wirbt, öffnen sich ja nun auch für ihn ganz neue Möglichkeiten. Weight Watchers, Slim Fit... oder Brillen-Fielmann.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Der Augen-Elfer von Malaga: Es gibt Elfmeter, die kann man geben (Foul Lahm an Cherundolo in Hannover) und es gibt Elfmeter, die muss man geben (Foul Molinaro an Götze in Stuttgart). In Spanien gab es am Wochenende einen Elfmeter, der so ziemlich das albernste ist, seitdem auf der Welt professionell Fußball gespielt wird. Beim Spiel FC Malaga gegen Espaynol Barcelona entschied Schiedsrichter Delgado Ferreiro in der 73. Minute auf Strafstoß. Was war passiert? Tohuwabohu im Espanyol-Strafraum, der Ball fliegt Malagas Rechtsverteidiger Gamez vor die Füße. Gamez zieht aus 18 Metern ab, der Ball fliegt Romaric, der auf Höhe des Elfmeterpunktes steht, mit voller Wucht ins Gesicht. Romaric geht benommen zu Boden, Malagas Spieler reißen die Hände hoch und Ferreiro zeigt auf den Punkt. Und das alles nur, weil Romaric reflexartig die rechte Hand hochzog, um sein Gesicht zu schützen, den Ball aber nicht einmal mit der Hand berührte. Stattdessen schwoll Romarics Auge fies an, die Gegner der Klitschko-Brothers sehen auch immer so aus. "Von fast 7 Milliarden Menschen auf der Welt hätte einer auf Elfmeter entschieden: Delgado Ferreiro. Für mich der größte Witze, seit ich Fußball spiele", sagte Espanyol-Verteidiger Moreno. Der Referee bekam übrigens von der "Marca" 0 von 10 möglichen Punkten für seinen Auftritt.

Ronaldo wird ausfällig: Cristiano Ronaldo machte beim 1:0 von Real Madrid bei Real Sociedad eines seiner schwächeren Spiele im königlichen Trikot. Bereits nach 1:30 Minuten flankte der Portugiese mit rechts hinter dem linken Standbein und erntete für seine alberne Bogenlampe hinters Tor höhnischen Applaus der Zuschauer. Wie so oft in fremden Stadien wurde er bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. In San Sebastian soll er sich dafür recht unsittlich revanchiert haben. Die Zeitung "El Mundo Deportivo" berichtet von einem Wortgefecht zwischen Ronaldo und Sociedad-Fans auf dem Weg in die Kabine nach Spielende und zitiert Ronaldo mit folgendem spanisch-portugiesischem Wortmix: "Geht f*****, ihr Schwänze!" Wenn das Mama Dolores liest...

Levante ist doch sterblich: Innerhalb von fünf Minuten verspielte UD Levante in Osasuna die Tabellenführung. Cejudo und Nino trafen in Minute 39 bzw. 43 zum 2:0. Nach sieben Siegen in Folge ist Levantes Höhenflug erstmal vorbei. Vor allem in der Offensive lief nichts zusammen. Stürmer Kone fehlte die Unterstützung. "Er war die ärmste Sau. Wir haben es nicht verstanden, ihn vernünftig in Szene zu setzen", sagte Mittelfeldmann Barkero. Für Trainer Ignazio Martinez hat die Niederlage etwas Gutes: "Jetzt ist endlich das Gerede vorbei. Es kann ja nicht sein, dass wir als beste Mannschaft der Primera Division bezeichnet wurden." Osasuna darf übrigens am nächsten Sonntag im Bernabeu antreten. Coach Jose Luis Mendilibar frohlockt angesichts der ungewöhnlich frühen Anstoßzeit um 12 Uhr: "Vielleicht ist Real Madrid um diese Zeit noch etwas verschlafen." Das waren die Königlichen aber schon gegen Real Sociedad.

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