Ibrahimovic: "Ich habe soviel Scheiß gebaut"

Von SPOX
Zlatan Ibrahimovic sorgt mal wieder für Schlagzeilen - dieses Mal mit seiner Autobiographie
© Getty

Zlatan Ibrahimovic plaudert in seiner Biographie fleißig aus dem Nähkästchen. In England outet sich ein Fergie-Hasser und in Spanien erlebt Real Madrid einen historischen Tag. Außerdem dabei: Die Platzschrumpfer aus Stoke und Bestien aus Bilbao. Die Blitzlichter von unseren Korrespondenten vor Ort.

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Serie A

von Oliver Birkner

Ibras Geheimnisse, Teil I: Man ist ja wirklich erleichtert, endlich die Wahrheit zu erfahren. Wie intensiv hat jeder von uns nicht nächtelang gegrübelt, was Zlatan Ibrahimovic in all seinen Jahren so getrieben hat. Mitte November erscheint dessen Autobiographie, die, das ließ Schweden stolz verlauten, dort selbst die Vorbestellungs-Rekorde von Harry Potter in den Schatten stellte.Das verwundert wiederum wenig, denn wer ist schon dieser langweilig bleiche Messdiener mit Zauberstab im Vergleich zu Ibrakadabras feinen Füßen und Extravaganzen. In einem Vorabdruck erfährt man, wie Ibra einst in einem Ferrari mit 325 km/h der Polizei entfloh - das soll ihm Potters schnöder Besen erst einmal nachmachen. "Ich habe soviel Scheiß gebaut, dass ich kaum wage, mich an alles zu erinnern", schreibt der Stürmer und wagt es auf reichlich Seiten schließlich doch.

Ibras Geheimnisse, Teil II: Interessant wird es freilich in den Barcelona-Passagen. "Hat er dich heute schon angeschaut?", fragte ihn Thierry Henry bei einem Training in Bezug auf Pep Guardiola. "Nein, aber ich habe ihn wenigstens von hinten gesehen." - "Phantastisch, eure Beziehung verbessert sich", so der Franzose. Ibrahimovic jammert über das Verbot, im Porsche oder Ferrari zum Training zu erscheinen, und kritisierte den Barca-Coach folgerichtig unter vier Augen: "Ich bin ein Ferrari und du fährst mich wie einen Fiat." Laut Ibra kam es zum endgültigen Bruch, als er Guardiola in der Kabine anfauchte: "Du hast keine Eier und scheißt dir vor Mourinho in die Hose. Im Vergleich zu ihm bist du ein Nichts - fick' dich!" Als charmante Garnierung verriet Carles Villarubi, Vize-Präsident der Katalanen, kürzlich, dass der Stürmer während einer Sitzung drohte, Guardiola vor der Presse handgreiflich an den Kragen zu gehen, falls Barca den Wechsel zu Milan nicht absegne. Gut abgepasst, liegt das Buch eine Woche vor dem Duell zwischen Milan und Barcelona im Laden. "Sicher werden einige versuchen, das Spiel unnötig mit meinen Sätzen anzuheizen", sagte Ibrahimovic.

Römische Prioritäten: Einen Feiertag gab es in Rom, als beide ansässigen Vereine am Wochenende drei Punkte einfuhren. Lazio durchbrach kurz vor Schluss die Mauer aus Parma durch einen formidablen Assist von "Mito" Klose, der 33 sein mag, aber weiterhin bestechende Spritzigkeit offeriert.

Die Laziali sind nun Zweiter und Präsident Claudio Lotito bremste: "Unser Weg ist das Carpe Diem von Horaz, Spiel für Spiel, step by step, machen wir weiter mit unserem work in progress." Nicht auszudenken, wie einzigartig Ibras Biographie geworden wäre, hätte Lotito mitgekritzelt. Tags zuvor siegte die Roma 2:0 in Novara mit der zwölften unterschiedlichen Startformation im zwölften Pflichtspiel. Auch die AS ist also ein einziges Carpe-Diem-Step-By-Step-Work-In-Progress-Unternehmen, besitzt aber zumindest in puncto Lebensprioritäten absolute Klarheit. Ein Transparent machte deutlich: "Erst die Roma, dann meine Mutter." Amen.

Premier League

von Raphael Honigstein

Der Mann mit dem Plakat: Länger als die Liste der Titel von Sir Alex Ferguson ist nur die Liste aller Listen, die zum 25. Amtsjubiläum des knorrigen Schotten in den englischen Zeitungen veröffentlicht wurden. Es gab die 25 besten Spiele, die 25 wichtigsten Momente, die besten Fergie-Teams, die schlechtesten und vieles mehr. Eine der hübschesten Randnotizen hatte jedoch der "Guardian" parat. Das Blatt machte jenen United-Fan ausfindig, der im Dezember 1989 nach der 1:2-Heimniederlage ein vielbeachtetes Plakat in die Kameras hielt. "Three years of excuses and it's still crap...", stand darauf, "Ta ra, Fergie". (Drei Jahre Ausreden und es ist immer noch Scheiße - auf Wiedersehen Fergie).

Pete Molyneux, der Urheber der Schmähschrift, erinnerte sich, dass ihm viele Fans im Old Trafford applaudierten; nach drei titellosen Jahren im Amt war die Geduld der Red Devils mit dem Coach so gut wie am Ende. Sir Alex überstand jedoch die Revolte, gewann bald den FA-Pokal und der Rest ist Geschichte. "Seit Jahren machen sich meine Freunde über mich lustig", sagt Molyneux, der Ferguson zwischenzeitlich getroffen hat. Gegenüber dem Mann aus Glasgow hat er sich jedoch nicht als "Mann mit dem Plakat" geoutet. Sehr vernünftig von ihm.

Feiern mit Gaddafi: QPR-Stürmer Jay Bothroyd hat den Aufstand in Libyen mit gemischten Gefühlen verfolgt, denn er ist mit Saadi Gaddafi, dem dritten Sohn von Colonel Gaddafi befreundet. "Wir kennen uns seit meiner Zeit in Perugia", erzählte Bothroyd. Gaddafi junior verdingte sich dort als Hobby-Profi, ließ sich von Maradona und Ben Johnson trainieren und feierte ansonsten die besten Parties. "Wir sind zusammen zum Grand Prix nach Cannes geflogen, und er hat meine Flitterwochen bezahlt. Sein Vater war ein Tyrann, aber Saadi war anders. Immer freundlich und höflich." Nun ja. Der für sein zügelloses Leben und "polyvalente" Vorlieben - wie Lucien Favre sagen würde - bekannte Diktatorsohn steht momentan in Niger unter Hausarrest. Wie geht gleich noch mal das Sprichwort? Wer solche Freunde hat....

Die Platzschrumpfer aus Stoke: Die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz. Aber was ist, wenn der Platz selbst nur die halbe Wahrheit ist? Bei unseren Freunden von Stoke City wird die Taktik nicht dem Spielfeld angepasst, sondern umgekehrt. In der Europa League müssen Tony Pulis' Männer auf mindestens 105 mal 68 Metern spielen, doch wenn es in der heimischen Premier League zur Sache geht, wird das Feld auf nur 100 mal 64 Meter zurück geschrumpft. Weniger erlaubt die englische Liga nicht. Kleineres Feld = mehr Bälle im Aus = mehr Einwürfe, lautet die simple, aber erstaunlich effektive Rechnung des walisischen Trainers. Zum Glück für die eher an Fußball im herkömmlichen Sinne interessierte Konkurrenz gibt es aber noch Auswärtsspiele. Im geräumigen Reebok-Stadion von Bolton setzte es am Sonntag eine saftige 5:0-Niederlage für die rot-weiß gestreiften Anti-Kicker.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Ein historischer Tag: Real Madrid hat in dieser Saison schon viele Teams auseinander genommen, das 7:1 war nun allerdings der höchste Saisonsieg - und noch dazu einer von historischer Bedeutung. Zunächst war da mal Cristiano Ronaldo. Der Portugiese, vor der Partie mit dem Goldenen Schuh als erfolgreichster Torschütze Europas ausgezeichnet, erzielte bereits seinen vierten Dreierpack in dieser Saison. Nie zuvor war das einem Spieler in Spanien in den ersten elf Partien gelungen. Insgesamt hat Ronaldo nun sogar schon 12 Mal dreifach für die Königlichen getroffen.Um 13.24 Uhr folgte schließlich ein weiterer bedeutender Moment: Nuri Sahin feierte sein Pflichtspiel-Debüt im Real-Trikot. Der Türke ist damit der elfte Profi, der aus der Bundesliga nach Madrid wechselte und in der spanischen Liga zum Einsatz kam. "Es ist ein großartiger Tag für mich. Ich möchte allen bei Real Madrid danken, meinen Teamkollegen, dem Trainer und dem Präsident. Jetzt muss ich weiter hart arbeiten, um dem Team zu helfen", so der 23-Jährige. Und: Weil um 12 Uhr mittags gespielt wurde, sollen angeblich rund 60 Millionen Chinesen die Partie verfolgt haben.

Bestien aus Bilbao: Noch immer ist der FC Barcelona in dieser Saison ungeschlagen. In Bilbao gab's allerdings bereits das vierte Remis in dieser Saison. Erzrivale Real Madrid liegt dadurch nun drei Punkte voraus - und damit soweit wie noch nie, seit Pep Guardiola Barca-Coach ist. Eine lange nicht erlebte Erfahrung gab's auch für Victor Valdes. Erstmals nach 897 Minuten ohne Gegentor musste der Barca-Keeper in Bilbao wieder hinter sich greifen. Durch Messis Tor in der 90. Minute durften sich Valdes und Kollegen immerhin noch über einen Punkt freuen. Zuvor hatte es Bilbao den Katalanen richtig schwer gemacht. Das Team von Coach Marcelo Bielsa kämpfte aufopferungsvoll und verlangte Barca alles ab, ohne dabei zu unfairen Mitteln zu greifen. Das nötigte auch Guardiola Respekt ab: "Ich habe Marcelo Bielsa gesagt, dass sie Bestien sind. Ich habe noch nie gegen ein so intensiv und aggressiv auftretendes Team gespielt."

Atleticos Auswärtsangst: Klar, mit Diego Forlan und Kun Agüero haben zwei Klasse-Stürmer Atletico im Sommer verlassen. Die Madrilenen machten den Geldbeutel allerdings weit auf und verpflichteten unter anderem Falcao (40 Millionen) als Ersatz. Und so ging man bei Atletico auch guter Dinge und mit großen Hoffnungen in die neue Spielzeit. Die Realität allerdings: Drei Siege, vier Remis, vier Niederlagen, Platz elf. Vor allem auswärts geht bislang überhaupt nichts. Ein mickriges Pünktchen gab's bisher in der Fremde - schlechter ist kein anderes Team der Liga. "Zuhause fühlen wir uns einfach wohler", sagt Antonio Lopez. Auch in Getafe setzte sich der Auswärtshorror fort, dabei musste Atletico nur wenige Kilometer in den Madrider Vorort reisen. Trotz 1:0-Führung und einem Mann mehr verlor man am Ende mit 2:3. Trainer Gregorio Manzano war richtig bedient: "Ich habe keine Erklärung. Das Spiel war eine einzige Katastrophe. Mir fehlen die Worte für die Verwandlung, die die Mannschaft innerhalb von ein paar Tagen durchgemacht hat. Gegen Udine haben wir noch gut gespielt." Aber das war eben auch zuhause.

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