Pikant daran ist, dass durch den Lizenzentzug für Neuchatel Liga-Konkurrent Sion jetzt trotz der drastischen Strafe wohl dem direkten Abstieg entgeht. Xamax kann an der Rückrunde nicht mehr teilnehmen, womit Sion in der Liga bleiben würde.
Allerdings wollte die SFL nicht näher darauf eingehen, was passieren würde, wenn Xamax in der zu erwartenden Berufung erfolgreich sein sollte. "Das ist hypothetischer Natur", erklärte die Liga, die davon ausgeht, dass der Lizenzentzug nicht rückgängig gemacht werden kann und mit sofortiger Wirkung bindend ist.
Neuchatel erhebt Vorwürfe
Neuchatel, der Verein des umstrittenen tschetschenischen Vereinsbesitzers Bulat Tschagajew, wittert einen Komplott. "Die Führung von Neuchatel nimmt die Anschuldigungen und Behauptungen bestürzt zur Kenntnis und zieht daraus den Schluss, dass die Schweizer Fußball Liga einen Konkurs von Neuchatel Xamax will - wenn möglich schnell und endgültig. Ein Konkurs, der vieles regeln könnte...", hieß es in einer Stellungnahme, die bereits am Dienstag auf der Vereinshomepage veröffentlich worden war.
Die Disziplinarkommission (DK) der SFL bestrafte Neuchatel wegen Nichteinreichung wichtiger Dokumente, der ausbleibenden Zahlung von Löhnen und des Verdachts auf Dokumentenbetrugs. Nach Aussage von Heinrich Schifferle, Präsident der Swiss Football League (SFL), steht zudem der Konkurs des Klubs kurz bevor. 120 Gläubiger mit offenen Forderungen von über 8 Millionen Franken (knapp 6,5 Millionen Euro) können nicht bedient werden.
Bankgarantien wurden nicht erbracht
Auf einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag nannte der Vorsitzende der Disziplinarkommission, Daniele Moro, als Hauptgrund für die Entscheidung das Fehlen der von der Liga geforderten Bankgarantien. "Schon im September hätte Xamax Dokumente einreichen sollen. Die sind aber leider immer noch nicht eingereicht worden", sagte Moro.
Schifferle wählte drastischere Worte: "Es tut mir sehr leid für die Region Neuenburg. Es ist wie eine Beerdigung. Aber ich glaube an die Auferstehung." Die Auswirkungen für den Verein sind dramatisch, wie Claudius Schäfer, der Vorsitzende des Ligaverbands, erklärte: "Bleibt der Lizenzentzug (für die erste und zweite Liga) aufrechterhalten und kommt es zu keinem Konkurs, würde Xamax nächste Saison in der 1. Liga Promotion (dritte Liga) spielen. Im Falle eines Konkurses müsste ein Nachfolgeklub gegründet werden, dieser würde in der 2. Liga interregional (vierte Liga) antreten."
Lachender Dritter - FC Lausanne-Sport
Neuchatel wehrt sich. In dessen Erklärung hieß es weiter, dass unter anderem im Oktober 2011 alle Konten des Vereins ohne Erklärung gesperrt worden seien und somit kein Geld von Sponsoren hätte fließen können. Zudem werfe man dem Schweizer Fußball-Liga vor, den Verein wissentlich auflaufen gelassen zu haben.
Dabei geht es um den vom Verband angeforderten Wirtschafts- und Finanzbericht. "Die SFL hat gewusst, dass der Verein derzeit keinen Rechnungsprüfer hat, weil dieser erst am 24. Januar auf der Hauptversammlung des Vereins bestellt wird."
Xamax fühlt sich als Bauernopfer, da der Schweizer Fußball-Verband zuletzt dem Druck des Weltfußballverbandes FIFA nachgegeben und dem FC Sion 36 Punkte abgezogen hat. Damit fiel der FC Sion mit fünf Minuspunkten auf den letzten Tabellenplatz der Liga der Schweiz zurück. Dem Klub aus dem Wallis wurde vorgeworfen, er habe mehrere nicht einsatzberechtige Profis spielen lassen.Der Internationale Fußball-Verband (FIFA) hatte dem nationalen Verband der Schweiz damit gedroht, ihn aus allen internationalen Wettbewerben auszuschließen, falls Sion nicht bestraft würde. Lachender Dritte ist nun der FC Lausanne-Sport, der vor den Strafen für Sion und Neuchatel abgeschlagen Tabellenletzter der Super League war.
Xamax Neuchatel im Steckbrief