Der heimliche König des Fußballs

Von Michael Stadtler
Jorge Mendes ist der beste seines Fachs: Kein anderer Spielerberater vollzieht größere Deals als er
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Um eine solche Strategie fahren zu können, wird ein Mann mit Einfluss und Verbindungen zu Topklubs, Besitzern und Managern benötigt, ein Mann wie Mendes. Der Portugiese handelt etliche Millionen-Profit-Deals des FC Porto aus und macht den Klub zum weltweiten Transfer-König. Die Talente, die er dem Serienmeister vermittelt, reifen über die Jahre zu Topspielern, vervielfachen ihren Marktwert und zählen seit jeher zu seinem Klientel.

Zu den Porto-Deals von Mendes gehören die Transfers von Anderson (Einkaufspreis: 5 Millionen Euro/Verkaufspreis: 31,5 Millionen Euro), Pepe (2/30), Ricardo Carvalho (eigene Jugend/30), Ricardo Quaresma (6/24,6), Jose Bosingwa (1/20,5), Paulo Ferreira (2/20), Maniche (ablösefrei/16), Bruno Alves (eigene Jugend/22) und schließlich auch Radamel Falcao (5,5/47). Der Kolumbianer ist im Jahr 2013 der begehrteste Spieler auf dem Markt.

Mendes vermittelt den Angreifer bereits 2009 für 5,4 Millionen Euro nach Porto. Zwei Jahre später tütet er dessen Wechsel zu Atletico Madrid ein - für die fast zehnfache Ablöse. Ein millionenenschwerer Falcao-Transfer zu einem europäischen Spitzenklub noch in diesem Jahr gilt als wahrscheinlich. Die Millionen fließen.

Mendes zeichnet den Weg der Top-Stars

Doch nicht alle seine Juwelen vermittelt Mendes zum FC Porto. Sein größtes Pferd im Stall steht bereits zu Beginn seiner Karriere bei einem portugiesischen Topteam unter Vertrag, eine Durchgangsstation ist nicht notwendig. Sein 17-jähriges Super-Talent soll sofort zu einem europäischen Spitzenklub vermittelt werden. Dies geschieht im Jahre 2003 auch. Manchester United verpflichtet den noch weitestgehend unbekannten Cristiano Ronaldo für 17,5 Millionen Euro von Sporting.

Ein Jahr später wechselt der damalige Porto-Coach Jose Mourinho zu Mendes und seiner Agentur "Gestifute". Auch der exzentrische Star-Coach sollte nicht mehr lange in Portugal auf einer Trainerbank Platz nehmen. Mendes hat Großes mit dem frisch gebackenen und leicht zu vermittelnden Champions-League-Sieger vor.

Noch im selben Jahr fädelt der Agent den Transfer zu dem mit Geld um sich werfenden FC Chelsea von Milliardär Roman Abramowitsch ein. Seine beiden Klienten Carvalho und Ferreira schickt er zusammen für knapp 50 Millionen Euro gleich mit nach London. Ein enge Geschäftsbeziehung entsteht.

Überhaupt agiert Mendes längst auf der ganz großen Bühne des europäischen Spitzenfußballs und leitet die Blockbuster-Deals in die Wege. 2007 bringt er die Portugiesen Nani, Simao und Pepe sowie den Brasilianer Anderson für insgesamt rund 100 Millionen Euro bei neuen Teams unter. 2008 sind es knapp 90 Millionen Euro für Bosingwa, Danny, Deco und Quaresma.

Der Königs-Transfer des "Superagenten"

Noch im selben Jahr kommt das Aus von Mourinho beim FC Chelsea. Mendes ist wieder am Zug und bringt ihn auf die Gehaltsliste von Inter Mailand. Den Namen Mourinho findet man dabei ganz weit oben. Denn sein Agent machte das, was er am besten kann - und besorgt seinem Schützling den höchstdotierten Trainervertrag aller Zeiten.

Mendes jongliert seine Klienten zwischen den größten Vereinen der Welt hin und her und kassiert dabei ordentlich ab. Nach nur zwei Jahren Mailand schickt er Mourinho weiter zu Real Madrid. Der Champions-League-Triumph des Coaches mit Inter liefert in der Außendarstellung den perfekten Grund für einen Tapetenwechsel - aufhören wenn's am Schönsten ist. Um seine finanzielle Lage muss sich The Special One auch in der spanischen Hauptstadt nicht sorgen - Mendes sei Dank.

Sein Meisterstück feierte der Agent aber nicht mit den Mourinho-Transfers, sondern 2009 mit dem Blockbuster-Deal um Cristiano Ronaldo. Der Spielervermittler handelt für seinen Klienten einen Sechs-Jahres-Vertrag mit einer wöchentlichen Vergütung von 200.000 Euro aus. Der Wechsel geht für eine irrwitzige Ablöse von 94 Millionen Euro über die Bühne.

"Einer der mächtigsten Männer des Fußballs"

Als sich der portugiesische Superstar drei Jahre später in Madrid nicht mehr wohl fühlt und sich traurig gibt, besorgt ihm Mendes einen neuen Vertrag mit einem geschätzten Gehalt von 16 Millionen Euro per annum.

Bereits vor dem Abschluss des Ronaldo-Deals bekommt Mendes seinen simplen wie gleichsam treffenden Spitznamen. Der englische "Independent" tauft ihn kurzerhand zum "Superagent". Der Portugiese sei "einer der mächtigsten Männer des Fußballs, und was Deals angeht, vielleicht der mächtigste".

Macht, die Mendes fortan verstärkt bei den Madridistas einsetzt. Seine beiden wichtigsten Schützlinge Ronaldo und Mourinho stehen bei den Königlichen unter Vertrag, das Verhältnis zu Real-Präsident Florentino Perez wird seit jeher gepflegt und ist intakt. Die Chance, weitere Klienten in der spanischen Hauptstadt zu parken. Für 71 Millionen Euro schickt er Fabio Coentrao, Angel di Maria und Carvalho zu Real und kassiert dafür selbst kolportierte 10 Prozent der Ablöse, also 7,1 Millionen Euro.

Überhaupt gehört Mendes längst zu den absoluten Top-Verdienern im Fußball-Geschäft. Betrachtet man die 15 größten Wechsel des Spielervermittlers und geht von einem bei Mendes-Transfers üblichen Satz von 10 Prozent Berater-Honorar aus, so hat er - respektive seine Agentur - alleine an diesen Transfers umgerechnet rund 50 Millionen Euro verdient.

Loyalität und Zurückhaltung

Neben seinem Spürsinn für erfolgsversprechende Talente und seinem einzigartigen Verhandlungsgeschick, schaffte Mendes vor allem durch die Loyalität seinen Klienten gegenüber und durch seine Zurückhaltung in den richtigen Momenten den Sprung auf den Thron der Fußball-Agenten.

Als Lionel Messi Anfang des Jahres zum vierten Mal in Folge zum Weltfußballer gewählt wird, titelt Mendes' Agentur "Gestifute" auf ihrer Website: "Eine Ungerechtigkeit gegenüber Cristiano Ronaldo." Ein Zeichen der Loyalität, weiß er doch, wie sehr sich Ronaldo über die Auszeichnung gefreut hätte.

Dennoch ist sein Wirken auch von gelegentlicher strategischer Zurückhaltung geprägt. Dies zeigte Mendes, als er sich eben nicht wie zu erwarten mit Pini Zahavi anlegte, der ehemaligen Nummer eins unter den Spielerberatern. Stattdessen teilte er sich den Markt an südamerikanischen Nachwuchstalenten friedlich mit dem Israeli auf.

Angriff auf Paris Saint-Germain

Trotz zahlreicher Mega-Transfers und Einnahmen im Millionenenbereich ist die Arbeit von Mendes aber noch lange nicht getan. Auch 2013 hat er wohl wieder ein geschäftiges Jahr vor sich. Das neue strategische Ziel scheint mit Paris Saint-Germain auch längst gefunden. Eine Goldgrube für Mendes. Der neureiche Hauptstadt-Klub könnte sein ganz persönliches zweites FC Porto werden. Durch den Transfer seines Schützlings Thiago Silva im vergangenen Sommer für 42 Millionen Euro vom AC Mailand nach Paris hat er schon mal einen Fuß in der Tür.

Dem Vernehmen nach soll der Portugiese auch schon am größten Deal aller Zeiten arbeiten. Ein Wechsel von Cristiano Ronaldo in die französische Hauptstadt soll den bisherigen Rekordtransfer pulverisieren. Neben dem Real-Star kokettieren auch seine Klienten Falcao und Mourinho offen mit einem Wechsel. Lässt Mendes in der französischen Metropole ein neues Trio Infernale entstehen?

Wen auch immer der Superagent im Jahr 2013 in einem Millionen-Deal bei einem anderen Team unterbringen wird: Bei der Wahl zum "Besten Agenten" bei den "Globe Soccer Awards" Ende des Jahres in Dubai wird der Strippenzieher aus Lissabon mal wieder zu den großen Favoriten gehören.

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