Während man in Italien mit dem Schiedsrichter und seinen eigenen Spielern hadert, geht es in der Premier League friedlich zu. Aleksander Kolarov stimmt ein, Ashley Cole feiert mit dem Gegner. Die Primera Division beschäftigt sich mit verschieden schön ausgeprägten Körperteilen.
Serie A
Von Oliver Birkner
Pannen des Spieltags: Verstehen Sie Spaß drehte Italien am Sonntag im römischen Stadio Olimpico. Selten sah man in den letzten Jahren eine Anhäufung von Missgeschicken, die am Ende sogar Roma-Coach Rudi Garcia zum spontanen Lachanfall erheiterten. Das 2:0 durch Mattia Destro begünstigte der Catania-Keeper, als er den Ball aufnehmen wollte, ihn jedoch gegen den Kopf eines Kollegen flipperte, von wo aus das Spielgerät zum Stürmer vor dem leeren Tor prallte. Dann kam der große Auftritt von Gervinho, grandioser Verve, aber selten ein Killer vor dem Gehäuse. Der Ivorer vergab einige Chancen, dann traf er zur Krönung vor leerem Tor völlig ungestört den Pfosten und erhielt den Frank Mill des Monats. Gervinho muss eben Technik mal Technik sein lassen: Beim Tor zum 4:0-Endstand schoss er mit dem rechten Fuß seinen linken an und die Kugel hoppelte ins Netz. Geht doch. Eventuell war er etwas pikiert, da neben Garcia auch die Teamkumpanen und das Gros der Anhänger sichtbar losprusteten. Wirklich fies.
Würstchenbude des Spieltags: Cagliari-Patron Massimo Cellino war nach dem 1:1 gegen Napoli ganz in weihnachtlicher Stimmung. "Ich frage mich, warum zur Hölle meine Spieler überhaupt noch hier sind? Ab Montag kann jeder um einen Transfer bitten und darf zum Sonderpreis gehen. Die Jungs haben zwei Jahre lang auf der Straße gespielt und kicken jetzt in einer Würstchenbude, die nicht einmal für die Serie C reichen würde. Ich kann jeden verstehen, der endlich abhauen will - scheiße, ich an ihrer Stelle wäre schon längst weg!" Na das sind doch Aussichten. Grund für den Aufruhr? Cagliari verließ 2012 sein traditionelles Stadion Sant'Elia, um in die neue "ls Arenas" umzuziehen. Die wurde zunächst aus Sicherheitsbedenken gesperrt, Cellino in der Folge wegen Veruntreuung und Betrug verhaftet, später gab man das Projekt vollends auf. In der Zwischenzeit spielten die Sarden unter anderem in Triest, Parma oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mittlerweile ist man wieder im Sant'Elia, das allerdings gerade sehr gemächlich renoviert wird, und nur rund 5.000 Besuchern Platz bietet. Deserteur Nummer eins heißt wohl Radja Nainggolan - der von Inter, Florenz, Juventus und Milan umworbene Belgier wechselt womöglich bereits im Januar, laut Cellino früher: "Radja? Den lasse ich schon diese Woche im Winterschlussverkauf gehen." Erfrischend, dass jemand in den Wahnwitz-Millionen-Zeiten den Wechsel-Preis in vernünftige Dimensionen drückt.
Und sonst? Überhaupt, gäbe es die italienischen Patrone nicht, wäre der Fußball zweifelsohne um Einiges ärmer. Nach verdächtig langer Stille meldete sich am Wochenende Palermos Maurizio Zamparini wieder zu Wort. Zamparini hatte nämlich den wahren Grund der 0:1-Niederlage beim bescheidenen Carpi (siehe P.S.) in der zweiten Liga ausgemacht. Da der Referee zwei Spieler, den Trainer und Sportdirektoren mit Rot abstrafte, holte der Präsident aus: "Erst dachte ich, der Schiri wollte zeigen, dass es keine Sonderbehandlung gibt, weil er aus meinem Örtchen im Friaul kommt. Doch dann sagte mir der dortige Bürgermeister, ich hätte vor Jahren seinen Vater aus meinem Betrieb entlassen. Dafür wollte sich der Filius sicher revanchieren. Gegen diesen wissenschaftlichen Killer-Akt werde ich vorgehen." Aha. Bedenkt man, dass Trainer-Henker Zamparini in seinen 25 Calcio-Jahren stolze 44 Coaches entließ, könnte künftig eine inflationäre Gefahr erzürnter Pfeifen-Söhne auf Palermo warten.
P.S.: Noch eine kurze Info für etwaige Carpi-Reisende: Das Städtchen liegt in der Provinz von Modena. Kürzlich wollten amerikanische Touristen von Mailand per Mietwagen dort Verwandte aufsuchen und wunderten sich, als sie nach unendlichen Stunden plötzlich am Fährhafen von Neapel standen. Carpi oder Capri im Navi - ein kleiner Buchstaben-Wechsler bewirkt bisweilen eine Differenz von 600 Kilometern. Buon Natale!
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Premier League
Von Raphael Honigstein
Das Spiel des Spieltags: Arsenal gegen Chelsea ist der Knüller nach dem Ende des Wochenendes. Am Montagabend kämpft Arsene Wenger im Emirates gegen die eigene Horrorbilanz in Duellen mit Jose Mourinho an - von neun direkten Duellen hat der Elsässer kein einziges gewinnen können. Doch es steht mehr als persönliches Prestige auf dem Spiel. Bei einer weiteren Niederlage gegen die Blues würden die Gunners auf den vierten Platz zurückfallen; endlose Diskussionen um die mentale Schwäche und fehlende Klasse im Vergleich mit anderen Spitzenteams - Arsenal verlor bereits gegen beide Klubs aus Manchester - wären die Folge. Unter der Woche wird jedoch schon mal Weihnachten gefeiert. Mertesacker kam als Pirat, Özil as Superman, Podolski als Hulk, am besten aber sah Aaron Ramsey als Rambo aus. (So lautet auch sein Spitzname). Ex-Gunner Ashley Cole feierte übrigens auch mit, was Mourinho nicht so toll fand. "Am Montag wird er auf der Bank oder zu Hause sitzen", sagte der Portugiese. Der Linksverteidiger nahm es gelassen. "Vielleicht springt Cheryl ja aus dem großen Karton, der bei mir zur Hause steht", twitterte er am Vorabend seines 33. Geburtstags. Die beiden sind seit zwei Jahren geschieden.
Cunt des Spieltags: Vincent Tan war ganz klar der Mann des Spieltags, obwohl einige walisische Fans den Besitzer von Cardiff City beim 1:3 in Liverpool etwas anderes nannten. Laut einem Bericht des Mirror musste sich sich der malaysische Eigentümer den Satz "Vincent Tan is a cunt" von einem Lakaien erst übersetzen lassen, dabei hatte man eigentlich vermutet, dass er weiß, was das heißt. Tan, 61, hatte Trainer Malky Mackay am vergangenen Montag vor ein Ultimatum gestellt. Der Schotte sollte zurücktreten, um einer Entlassung zuvorzukommen. Mackay weigerte sich, blieb im Amt und Tan, der den Hosenbund gerne am Bauchnabel trägt, machte eine Rolle rückwarts: "Die Krise ist momentan vorbei, Mackay bleibt auf absehbare Zeit Trainer." Warten wir's ab.
Weihnachtssong des Jahres: Zu guter Letzt noch etwas ganz Festliches. Aleksandar Kolarov, der die Blitzlichter-Leser schon im Vorjahr mit der extrem souligen Interpretation von Jingle Bells begeisterte, hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal hat sich der Serbe den Klassiker "Santa Claus is coming to town" vorgeknöpft. Das Resultat lässt es einem ganz warm ums Herz werden. Merry Christmas!
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Primera Division
Von Frank Oschwald
Hintern des Spieltags: Vor allem in Spanien hat sich bei der professionell kickenden Zunft dank Twitter und Facebook in den letzten Jahren ein doch recht zweifelhafter Trend durchgesetzt. Bei jedem etwaigen Erfolg werden in der Kabine revolverartig die Smartphones gezückt, Fotos geschossen und im Anschluss dankenswerterweise der Welt zur Verfügung gestellt. Ganz wichtig dabei: 1. Eine äußerst lässige Handhaltung (ggf. Peace-Zeichen, Daumen oder Zeigefinger). 2. Eine Umarmung mit dem später als "best buddy" bezeichneten Mitspieler. Unnötig zu erwähnen, dass Pedro nach seinem Blitz-Dreierpack innerhalb von neun Minuten im Mittelpunkt der barcaschen Fotoorgie stand.
Mitspieler Cristian Tello twitterte aus der Kabine beispielsweise ein Bild von ihm (mit Zeigefinger) und Pedro (mit Daumen) samt Spielball. Was die beiden dabei nicht beachteten: Im Hintergrund des Bildes war skandalöserweise ein nackter Männer-Hintern zu sehen. Da das Gesicht des entblößten Mr. X verdeckt war, wurde im Internet und in den Zeitungen wild spekuliert, wem das Prachtstück denn gehört. Gerard Pique schränkte den Kandidaten-Kreis frühzeitig ein und versicherte: "Es gibt vier Optionen: Alex Song, Marc Bartra, Physio Aureli Altimira oder Pepe Costa." Gelöst wurde das Rätsel bis heute nicht, doch die Spekulationen wurden kurze Zeit später von einem schlagfertigen User beendet: "Pique, ich habe keinen blassen Schimmer, wem der Hintern gehört. Ist doch auch egal. Aber stell' bitte ein Bild von Shakiras Arsch online."
Frisur des Spieltags: Im unmittelbaren Umfeld des Arsch-Zwischenfalls noch für Schlagzeilen zu sorgen, scheint auf den ersten Blick schwer. Doch Barcas hauseigener Indianer Jose Manuel Pinto gelang dies trotzdem. Einerseits sah der Keeper beim ein oder anderen Gegentor am Wochenende nicht ganz astrein aus, andererseits entzwirbelte er für seine eigene Charity-Aktion seine seit Jahren geflochtene Haarpracht. Das Ergebnis? Mittelgeil. Sagen wir mal so, Harry Potters Hagrid und Bülent Ceylan hätten ihre wahre Freude daran. Am Tag vor dem Getafe-Spiel durften die Barca-Fans allerdings aufatmen: Pintos persönlicher Frisör Ivan nahm sich Zeit und bändigte die Mähne des Keepers.
Und sonst? Es gibt sicherlich lustigere Aufgaben als ein Copa-Rückspiel im Bernabeu gegen Real Madrid. Auch die Tatsachen, dass das eigene Team in der dritten Liga zu Gange ist und man die Übermacht im Hinspiel bereits geärgert hatte, machen die ganze Kiste nicht einfacher. Umso besser, wenn man vor dem Spiel der Spiele den Spaß nicht verliert und sich vor den Königlichen nicht in die Unterbuchse macht - ausgeführt in Perfektion von Olimpic de Xativa. Im Abschlusstraining vor dem Spiel erstellten die Spieler ein Video, in dem sie ententanz-ähnlich zum Bob-McFerrin-Klassiker "Don't worry. Be happy" rumhampelten. Genutzt hat's bekanntlich nichts. Eigentlich schade.
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