"Herr Giggs, Sie sind eine F****"

SPOX
02. Dezember 201320:24
Joey Barton (l.) ist offenbar nicht gut auf Ryan Giggs und dessen Image zu sprechengetty
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Zum 40. bekam Ryan Giggs einen netten Geburtstagsgruß von Twitter-Rüpel Joey Barton. In Italien beherrschen Panzer und ein Außerirdischer den Spieltag und Spanien feiert nicht Bale, sondern Valencias Jonas. Dies und mehr von unseren Korrespondenten aus ganz Europa.

Serie A

Von Oliver Birkner

Panzer des Spieltags: Der Sonder-Choreographie-Preis ging am Wochenende an Atalanta. In der Fankurve präsentierte man neben einer Fahne mit Panzer-Emblem auch hunderte von weißen Pappschildern in Panzer-Form. So erinnerten die Tifosi aus Bergamo die Gäste der Roma plastisch an vergangenen Juli, als man zur jährlichen Sommerparty einen Panzer auslieh, und damit unter Johlen zwei Autos in den Klubfarben der Erzfeinde Brescia und Roma zermalmte. Darauf muss man erstmal kommen - und natürlich erstmal einen Panzer finden. Bilder und Vorbilder für das noch lernfähige U-13-Publikum in Turin. Dort füllten 13.200 Bis-13-Jährige die wegen rassistischer Gesänge geschlossenen Kurven. Die Anfeuerung klang bisweilen beängstigend nach einem schrägen Stimmbruchstart. Ganz so naiv waren die Kleinen nicht - jeder Abstoß vom Udinese-Keeper wurde von einem langgezogenen "Merda" begleitet wie es schließlich auch die Großen traditionell tun. Vielleicht finden die Jungen bei ebay demnächst ja ebenfalls einen Panzer im Angebot.

Indonesier des Spieltags: Showtime in San Siro - das hatte es schon länger nicht gegeben. Erick Thohir sorgte bei seinem Auftritt jedoch gleich mal für Stimmung. 54 ehemalige Inter-Größen zierten vor dem Anpfiff den Rasen, die Fans hatten Willkommens-Spruchbänder gebastelt und auf der Ehrentribüne stellte sich der Indonesier wirklich jedem der inflationären Foto- und Autogrammwünsche. Thohir tanzte dann sogar löblich zu "Wer nicht hüpft, ist ein Rossonero", lächelte womöglich aber nicht über das Plakat "Wer nicht hüpft, ist ein Lossonelo". ET wird der Besitzer aus Djakarta bereits genannt, doch außerirdisch fand er lediglich den geringen Komfort des San Siro. Aus den USA, wo Thohir Anteile an den Philadelphia 76ers und DC United hält, ist er fraglos anderes gewohnt. Sampdoria crashte die Party in letzter Minute dann noch per Ausgleichstor und der neue Präsident mäkelte: "Demnächst müssen wir nicht bloß 45, sondern 90 Minuten gut spielen." Der Mann weiß Bescheid. Entgegen seines Rivalen-Pendants Silvio Berlusconi mag Medienmogul Thohir übrigens nicht in die Politik. Die sei ihm viel zu langweilig. Na da hat er die italienische aber noch nicht kennengelernt. SPOX

Und sonst? Noch besser als die Willkommens-Party für Thohir war die Kapitänsbinde von Javier Zanetti. Für den ersten Einsatz des 40-Jährigen in der Startelf nach dem Achillessehnen-Riss vor sieben Monaten trug er am Arm sein Konterfei neben "Doc" Emmett Brown und die Aufschrift "01 Dezember - Back to the Future" in den Vereinsfarben Schwarz-Blau. Dass er im DeLaurean DMC-12 heimfuhr stellte sich später als Gerücht heraus.

Ein Königreich für einen Lippenleser. Mario Balotelli schoss beim Milan-Sieg in Catania sein erstes Ligator seit 70 Tagen, wurde 15 Minuten vor Ende dann zum Rumpelstilzchen. Gegenspieler Nicolas Spolli soll ihn als "Scheißneger" beschimpft haben. An Schiedsrichter und Mitspielern war die vermeintliche Beleidigung vorbeigegangen, Coach Max Allegri musste den wutentbrannten Balotelli in der 83. Minute vom Platz nehmen, bevor er wegen nervöser Proteste flog. Die wären bei einer tatsächlichen Verunglimpfung allerdings sehr wohl nachvollziehbar gewesen. Die TV-Bilder bewiesen nichts, und so bleibt es wohl bei Aussage gegen Aussage und einer offenen Rechnung fürs Rückspiel.

Serie A: Panzer und Außerirdische

Premier League: Üble Abrechnung mit Fourty-Giggs

Primera Divison: Bale Spieler des Spieltags? No Way!

Premier League

Von Raphael Honigstein

Spiel des Spieltags: Das 2:2 von Tottenham gegen Manchester United hatte alles, was ein anständiges Premier-League-Spiel braucht: eine merkwürdige Anstoßzeit (Sonntagmittag), viele Tore, eine Schwalbendebatte (Danny Welbeck flog vor Rooneys verwandeltem Foulelfmeter sehr schnell), Zweifel an Uniteds Qualität in der Zentrale und viel Zoff in der Pressekonferenz. Andre Villas-Boas bezichtigte in einem Radio-Interview den früheren Spurs-Eigentümer Lord Sugar, eine Kampagne gegen ihn zu fahren, und watschte dann einen Reporter der Daily Mail ab, der den Portugiesen nach dem 0:6 gegen Man City in einer Kolumne mehr oder minder als unfähig beschrieben hatte.

"Das ist ein persönlicher Angriff auf meine menschlichen Werte", sagte Villas-Boas. Kollege Sam Allardyce, der selbst nur allzu gerne einen Spitzenklub trainieren würde, beschrieb AVBs Reaktion prompt als "unreif". In der Tat hätte sich der 36-Jährige nicht ganz so dünnhäutig zeigen müssen. "Es gibt keine größere Schwäche für einen Trainer, als Zeitung zu lesen", twitterte Rory Smith. Der Mann muss es wissen: er schreibt als Fußballreporter für die Times.

Mann des Spieltags: Aufsteiger Hull City gewann ziemlich sensationell 3:1 gegen den FC Liverpool. Aber der Sieg wurde von neuerlichen Unverfrorenheit von Eigentümer Assen Allam. Der 74-Jährige will den Klub bekanntlich in "Hull Tigers" umbenennen. Unter dem Banner "City till we die" (City bis zum Tod) kämpft eine Fangruppierung gegen diese Maßnahme, Allam findet das nicht so gut. "Von mir aus können die so schnell wie möglich sterben", sagte er in einem Interview mit dem Independent on Sunday. "Wenn man mich nicht will, biete ich den Klub sofort zum Verkauf an", fügte der sympathische, traditionsbewusste Unternehmer hinzu.

Anything Else? Auch unser alter Freund Joey Barton hatte nicht gerade nette Worte für Ryan Giggs übrig. Der am Freitag 40 Jahre alt gewordene Waliser wurde überall gefeiert, nur Barton sah das etwas anders. "Er ist der britische Paolo Maldini", begann Barton auf Twitter dezent, doch dann wurde es heftig. "Ich respektiere ihn als Spieler, aber die Alte vom eigenen Bruder zu knallen geht gar nicht. Niedriger kannst du nicht sinken, das ist 100 mal schlimmer als das, was JT gemacht hat. Ein Held? Du knallst die Alte von deinem Bruder. Mir ist egal, wie gut du bist. Du, mein Herr, bist eine Fotze." Das kann man schon irgendwie so sehen, aber vielleicht doch anders formulieren. Nicht ganz so übellaunig, aber doch schön war übrigens auch die Begründung von Garth Crooks für seine Nominierung von Wayne Rooney in die Elf des Tages. "Ich sprach am Samstag mit meinem Onkel Ben und sagte, dass Aaron Ramsey fast sicher zum Fußballer des Jahres gewählt wird", schrieb der BBC-Experte in seinem Blog. "Er nahm mir das Champagner-Glas aus der Hand und sagte: 'Du meinst Wayne Rooney, oder?' Ich sagte ihm, dass das ein gutes Argument war und ging prompt nach Hause." Darauf noch einen Schampus, Garth!

Serie A: Panzer und Außerirdische

Premier League: Üble Abrechnung mit Fourty-Giggs

Primera Divison: Bale Spieler des Spieltags? No Way!

Primera Division

Von Frank Oschwald

Geste des Spieltags: Nach dem erwarteten Sieg in der Champions League beschäftigte man sich in Madrid unter der Woche hauptsächlich mit einem Thema: Offenbar soll sich Sergio Ramos bei Vertragsverhandlungen mit Real-Präsident Florentino Perez überworfen haben und inzwischen seit drei Monaten kein Wort mehr mit dem Chef wechseln. Ein gefundenes Fressen für die spanischen Medien, wurden die Verletzungen von Ronaldo und Messi doch bereits bis in die letzte Muskelfaser beschrieben. Ein Video zeigte die beiden bei einem offiziellen Sponsorentermin. Als der Präsi am Abwehrchef mit gut einem Meter Abstand vorbeischlenderte, schaute der plötzlich in die andere Richtung. Boah, das geht natürlich gar nicht. Der kann doch nicht einfach falsch schauen. Das Verhältnis muss völlig im Eimer sein, interpretierten die Medien. Aber wie das Wochenende zeigte, war alles halb so wild. Ramos, der unter der Woche seinen 17. Platzverweis im Real-Trikot kassierte (den siebzehnten!!) und seine klare Führung in dieser Klub-Statistik somit weiter ausbaute, schenkte seinem Präsidenten nach der Partie gegen Valladolid sein getragenes Trikot.

Darauf schrieb er: "Für den Mann, der mich nach Madrid geholt hat." Keine Ironie, ohne bösen Hintergedanken und vermutlich auch mit dem richtigen Blick. Wir fassen zusammen: Real-Präsi Perez erhält von genau dem Spieler, den er aufgrund völlig überzogener Gehaltsvorstellungen vermeintlich in die Wüste schicken wollte, ein Trikot. Ein popliges Trikot...seines eigenen Klubs...da wird er sich gefreut haben, der Florentino.

Verschwörungstheorie des Spieltags: Um Himmels willen, La Liga! Lionel Messi? Verletzt. Cristiano Ronaldo? Verletzt. Die beiden Oberstreber der spanischen Liga waren bei den Spielen ihrer Teams jeweils zum Zuschauen verbannt. Seit Ronaldo im Sommer 2009 zu den Königlichen gewechselt ist, gab's an einem Spieltag eine derartige Star-Abstinenz noch nicht. Ja, und jetzt? Kann das gutgehen? Madrid meldete abgesehen vom Ramos-Perez-Techtelmechtel grünes Licht. Grund eins: Gareth Bale - mehr gibt's dazu nicht zu sagen. SPOX

Grund zwei: Der angeschlagene Superstar weilt weiterhin in der spanischen Hauptstadt. Genau das ist das Problem in Barcelona. Messi ist aufgrund seiner Verletzung in seine Heimat Argentinien geflogen und lässt sich dort von ortsansässigen Wunderheilern behandeln. Die Katalanen verstehen die Welt nicht mehr. Warum lässt sich der denn nicht hier bei uns behandeln? Völlig logisch, dass die ersten Verschwörungstheorien auch die Runde machen: Der Argentinier denke bei der Genesung von La Pulga ausschließlich an die WM 2014 beim Nachbarn, so der gemeine Katalane. Bis zum Sommer komme Messi nicht nach Spanien zurück. Gegen diese Verschwörungstheorie ist das übliche Schwarzmalen Kindergeburtstag. Mit Partyhüten. Und Topfschlagen.

Spieler des Spieltags: Bale? Ja ja, schon nicht so schlecht. Zum Prädikat "Spieler des Spieltags" hat's für den Waliser trotz dreier Tore gegen Valladolid nicht gereicht. Denn Valencias Jonas schnürte gegen Osasuna innerhalb von neun Minuten einen Dreierpack und hauchte dem strauchelnden Riesen im erbitterten Kampf gegen die Mittelmäßigkeit somit wieder Leben ein. Gegner Osasuna machte es dem ehemaligen Champions-League-Teilnehmer aber auch nicht sonderlich schwer. Punal sah nach grobem Foul bereits nach 17 Minuten Rot. Und 73 Minuten in Unterzahl ist dann eben schon eine ganze Menge Holz. Aber auch generell scheint das Team von Javier Garcia zuletzt ausschließlich mit sich selbst zu kämpfen. Vier der letzten sechs Partien beendete Osasuna in Unterzahl. Wer jetzt auf die glorreiche Idee kommt, dass Sergio Ramos bald für Osasuna aufläuft, glaubt auch, dass Messi bis zur WM in Argentinien bleibt.

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