Sergio Ramos kriegt an seinem Geburtstag gar nichts gebacken, nicht einmal einen Platzverweis. Napoli und Juventus schmeißen mit den Millionen nur so um sich - und in England geht's ausschließlich um... Eier.
Serie A
Von Oliver Birkner
Rechnungen des Spieltags: Es ist niemals eine Butterfahrt, wenn Juventus nach Neapel reist. Schon bei Hotel-Ankunft und Abfahrt hätten die neapolitanischen Tifosi am liebsten den Bus des Erzrivalen in Einzelteile zerschraubt - diese Arbeit übernahmen schließlich die Profis auf dem Rasen und nahmen die Turiner auseinander, während ein Transparent der Kurve enthüllte: "Neapolitanische Juve-Fans: Ganz Neapel ekelt sich vor euch und ganz Turin ebenfalls!"
Juventus erlitt die erste Ligapleite seit dem 20. Oktober bei 20 Siegen und zwei Remis in Folge. Coach Rafa Benitez rechnete dennoch vor: "Juventus macht 300 Millionen Euro Umsatz, natürlich holen sie deshalb auch die Meisterschaft." Das musste Antonio Conte allerdings überprüfen und kam zum Ergebnis: "Napoli gab im Sommer über 100 Millionen Euro für neue Spieler aus, soviel wie wir in den letzten drei Jahren. Damit müsste man eigentlich Titel holen, doch in Neapel lautet das Motto: Teilnehmen ist alles. Aus im Europapokal und 17 Punkte hinter uns."
War's das? Mitnichten. Zu ganz später Stunde legte SSC-Patron Aurelio De Laurentiis seine Abschlussrechnung vor: "300 Millionen Euro Umsatz pro Jahr - damit würde ich bis mindestens 2024 Abomeister." Soso. Und im Triumph der Stunde legte er noch eine Spitze drauf: "Ich bin eigentlich zum Sky-Interview gegangen, um Frau D'Amico zu trösten. Leider war sie nicht im Studio."
De Laurentiis spielte damit auf den vermeintlichen Flirt zwischen der "Sky"-Moderatorin und Gigi Buffon an. Und so war die wahre Rechnung letztlich ganz einfach: 300 Millionen Euro gleich Abomeister. 150 Millionen Dritter und Euro-Aus. Alena Seredova zur Frau und eine Affäre mit Ilaria D'Amico - priceless.
Hokuspokus des Spieltags: Was macht der Torrichter überhaupt die ganze Zeit anderes, als unattraktiv in halber Hockenstellung gebückt in den Strafraum zu starren? Bei der Partie Sassuolo gegen die Roma meldete sich der Mann ausnahmsweise mal gewichtig zu Wort. Nicola Sansone ging im Roma-Sechzehner zu Boden, Referee Nicola Rizzoli ließ weiterspielen, entschied nach dem Summen seines Kollegen dann aber auf Elfmeter.
Inmitten eines hysterischen Knäuels befragte der Schiedsrichter Herrn Sansone, der zu den Akten gab: "Ich wurde berührt und bin dann ausgerutscht." Referee Rizzoli hakte einige Male nach, während Domenico Berardi bereits zum Elferschuss bereit stand. Nach grotesken fünf Minuten (!) Tohuwabohu beschloss der Unparteiische: kein Strafstoß.
Kommentar von Sassuolo-Trainer Francesco De Eusebio: "Der Schiri muss Verantwortung übernehmen und kann nicht einen ganzen Tag zu seiner Entscheidung benötigen." Romas Rudi Garcia bemerkte: "Solch einen Hokuspokus habe ich noch nie erlebt. Außerdem ist es dubios, einen Spieler zu befragen, der im Abstiegskampf steckt. Immerhin hat die Ehrlichkeit am Ende gewonnen." Und Sansone gewann zweifelsohne ganz viele neue Freunde bei den eigenen Anhängern.
Und sonst? Manchmal ist Schweigen einfach mehr. Das weiß nun auch Torino-Trainer Giampiero Ventura. Befragt, warum sein Torschütze Omar El Kaddouri polemische Gesten zur eigenen Kurve aufführte, erklärte er: "Das war an seine Frau gerichtet. Wer weiß, wann und woher sie nachts nach Hause kommt, Omar ist schließlich Marokkaner." Fall lupenrein und mit Anstand aufgeklärt, Signor Ventura.
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Premier League
Von Raphael Honigstein
Eier des Spieltags: "Bälle. Wir wollen Bälle sehen", lautete das Motto beim 0:1 von Chelsea bei Crystal Palace. Jose Mourinho gelang nach der überraschenden Niederlage ein echtes Kunststück: Er meldete sich von einem Titelrennen ab, an dem sein Team angeblich nie teilgenommen hatte. "Wir haben alle Chancen verloren, Erster zu werden", sagte der Portugiese, "wir sind zu sehr von den Ergebnissen der Konkurrenz abhängig".
Schuld an dem Ergebnis war ausnahmsweise nicht der Schiedsrichter, schon eher die Balljungen. Mourinho knöpfte sich einen vor, nachdem die Jungs in der Schlussphase die Bälle nicht mehr hergegeben hatten. "Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht machen soll, weil ihn eines Tages einer der Spieler schlagen wird", sagte der Trainer, "aber es ist nicht seine Schuld. Die Kinder werden dazu angehalten".
Gerücht des Spieltags: Gut, dass das auch geklärt ist. Fehlende Bälle bzw. "balls", wie Mourinho auf einen Notizblock schrieb, seien der ausschlaggebende Faktor gewesen, meinte er noch. Mou wollte das Wort nicht vor laufenden Kameras in den Mund nehmen, weil es nicht nur der Plural des Spielgeräts ist, sondern in der englischen Umgangssprache auch für "Eier" steht.
Tim Sherwood hatte beim 0:4 seiner Spurs in Liverpool mal wieder den Überblick. Der Trainer der Londoner schaute sich das Debakel von der Ehrentribüne aus an. "Von dort oben habe ich eine bessere Sicht auf das Spiel", sagte Sherwood, "das heißt aber nicht, dass ich nicht Verantwortung übernehme." Das ist beruhigend.
Zuletzt hatte der 45-Jährige ja gerne die mangelnde Berufseinstellung - Stichwort: "no balls" - seiner Schützlinge für Niederlagen verantwortlich gemacht. Am Sonntagabend machte auf Twitter das Gerüchte die Runde, dass Sherwood einen seiner Spieler in der Kabine geschlagen hätte, doch die Story erwies sich als falsch. Die Treffer landeten mal wieder nur die Gegner. Liverpool hat nach dem Sieg alle Bälle (jetzt reicht's aber!) in der eigenen Hand: Sechs Dreier in den letzten drei Spielen, und die Reds wären zum ersten Mal seit 1990 Meister.
Und sonst? Das englische Boulevardblatt "The Sun" ist in Liverpool seit der tendenziösen Berichterstattung zur Hillsborough-Katastrophe von 1989 geächtet. Seit dieser Woche wird die Zeitung auch in Sunderland boykottiert: vom AFC Sunderland, um genau zu sein.
Der Grund ist allerdings nicht ganz so ernst. Die "Sun" hatte vor dem 2:1-Sieg von Liverpool gegen die "Black Cats" am Mittwoch die Aufstellung der Gäste korrekt vorweg genommen. Sunderland war daraufhin überzeugt, dass die Information von einem Kabinen-Maulwurf stammte. Anstatt den Spion zu jagen, wurde kurzerhand die "Sun" bis zum Saisonende ausgesperrt.
Die Zeitung kündigte an, trotzdem über die Partien zu berichten und rächte sich bereits vor dem Match gegen West Ham am Montagabend. "Nachdem Sunderland die Sun verbannt hat, haben wir die Sun aus Sunderland entfernt", teilte Redakteur Andrew Haig über Twitter mit. Von nun an firmiert der Klub aus dem Nordosten tatsächlich nur noch als "Derland" im auflagenstärksten Blatt auf der Insel.
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Primera Division
Von Ben Barthmann
"Fans" des Spieltags: Das Spiel FC Barcelona gegen RCD Espanyol ist auch immer ein Duell der ganzen Stadt. Die Ramblas sind zweigeteilt, in den Restaurants und Cafes wird geschimpft und in Erinnerungen geschwelgt. Kaum ein Fan lässt es sich nehmen, das Trikot des favorisierten Vereins über den ganzen Tag zur Schau zu stellen.
Dass manche es auch gerne mal übertreiben, ist ebenfalls nichts Neues, doch die Espanyol-Fans schlugen im Cornella ein ganz neues Kapitel auf. In Fangesängen wurde lautstark der Tod von Ex-Barca-Coach Tito Vilanova und Gerard Piques Sohn Milan angeregt, wenig später ein Banner mit der Aufschrift "Odio eterno" (Ewiger Hass) aufgerollt.
Street Fighter des Spieltags: Real Madrid wieder in der Spur - Ronaldo, Bale und die Sorgenkinder Morata und Carvajal treffen. Besser hätte das Wochenende für einen Anhänger der Königlichen eigentlich gar nicht laufen können. Lediglich einer war wohl nicht ganz zufrieden: Sergio Ramos feierte am Sonntag seinen 28. Geburtstag und hätte sich wohl gerne selbst entlohnt.
Doch so wirklich laufen wollte es nicht. Ramos probierte es aus dem Spiel, per Freistoß, nach Standards - nichts funktionierte.
So entschloss er sich kurzerhand dazu, seine Kung-Fu-Künste zu demonstrieren und sprang Saul Niguez in allerbester De-Jong-Manier und ausgefahrenen Stollen entgegen. Egal wie er es anstellte, am Samstag sollte es einfach nicht sein: Ferreiro drückte beide Augen zu und so verpasste Ramos auch seinen 20. Platzverweis.
Und sonst? Zehn Jahre ist es erst her, dass der FC Valencia mit dem Double aus Liga und UEFA-Cup-Sieg die spanische Fußballwelt auf den Kopf stellte. Das Mestalla war eine gefürchtete Festung.
Das ist wie gesagt erst zehn Jahre her, kommt einem aber vor wie 100. Die Xes haben inzwischen den Ruf eines Aufbaugegners, gelangen doch dem Tabellenkeller-Trio aus Real Valladolid (7 Spiele ohne Sieg), UD Almeria (10 Spiele ohne Sieg) und nun Getafe (15 Spiele ohne Sieg) die Wende in Valencia.
Da also ohnehin mit einer Niederlage zu rechnen war, konzentrierte man sich lieber auf Nebenschauplätze. Lisandro Lopez warf Jonas erbost den Ball dorthin, wo es ganz besonders weh tut. Borja trat dem theatralisch fallenden Stürmer im Rückwärtslaufen noch auf den Arm. Zufall oder böse Verschwörung?
Als Pedro Leon das 3:1 für Getafe erzielte und vor den Fans der Gastgeber jubelte, war alles vorbei. Mathieu tickte aus, verteilte Backpfeifen und sah Rot. Ein Fan zum Debakel-Spektakel: "Madre mia. Drei News zum Spiel und alles dreht sich nur um Polemik. Ist Valencia denn wirklich so schlecht?"
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