Juventus Turins Trainer Antonio Conte mahnt Paul Pogba und droht mit Schlägen, zwei Spieler des AS Rom bringen sich in die Schusslinie. Manuel Pellegrini wird langsam alt, während Olivier Giroud weiter an seinem fast tadellosen Image bastelt. Atletico-Präsident Enrique Cerezo redet sich vor dem Madrid-Derby um Kopf und Kragen und lobt insgeheim die Schalker Mannschaft von 2008.
Serie A
Von Oliver Birkner
Knüppel des Spieltags Danke schön, arrivederci, Scudetto entschieden. Nach dem 2:0 der Juve beim AC Mailand können die Turiner die restlichen Partien relativ zurückgelehnt angehen. Komfortabler Vorsprung, das beste Team der Serie A und eine Konkurrenz, die Kontinuität aus dem aktiven Wortschatz gestrichen hat, werden zur dritten Meisterschaft in Serie führen. Das gelang Juve zuletzt in den 1930ern. Dabei offerierte Milan über weite Strecken eine ausgezeichnete Leistung, selbst der Cavaliere Silvio Berlusconi erklärte sich "trotz der Niederlage hochzufrieden" mit seiner Elf. Und wenn er das sagt, muss es schließlich stimmen. "Wir waren gnadenlos und hatten ein bisschen Glück", bewertete Gigi Buffon. Eine vorteilhafte Melange zum Titelgewinn. "Dieses Team kann höchstens noch ein Panzer stoppen", befand Clarence Seedorf und beglückwünschte Carlos Tevez zu seinem 25-Meter-Kracher mit 101 km/h zum 2:0: "Den hat er sich von mir abgeschaut - solche Dinger habe ich früher oft gemacht", erinnerte der Niederländer.
Tevez und Fernando Llorente formen nun das erfolgreichste Sturmduo der Liga (zusammen 26 Treffer), werden allerdings beide wohl nicht zur WM reisen. Der Spanier sieht harte Konkurrenz vor sich, Tevez hingegen schiebt es auf politische Gründe des Nationaltrainers: "Selbst bei über 100 Toren in dieser Saison könnte ich Brasilien vergessen. Den Sommer-Familienurlaub habe ich schon gebucht." Paul Pogba hingegen darf mit Frankreich sicher zur WM und wird froh sein, Trainer Antonio Conte mal einige Wochen nicht zu sehen. "Paul ist sehr weit für seine 20. Doch ihm unterlaufen immer wieder taktische Fehler. Solange er unter mir trainiert, weiß Paul, dass es manchmal eine Karotte gibt, häufiger aber einen zwei Meter langen Knüppel." Schmerzhaft.
Faust des Spieltags Cesare Prandelli bleibt seinem Ethik Code treu. "Glaubwürdigkeit ist ein höheres Gut als ein Sieg um jeden Preis - egal ob Freundschaftsspiel oder WM", betonte der Nationalcoach im letzten Jahr. Nun strich er für das Duell mit Spanien Daniele De Rossi, da der Römer dem Interista Mauro Icardi einen Fausthieb versetzt hatte (per TV-Beweis drohen drei Partien Sperre). Eine Art genetische Veranlagung des Roma-Spielers, den Prandelli schon zum zweiten Mal auslud. De Rossi hat ja schon einige Hallelujas hinter sich: Ellbogencheck bei der WM 2006 (vier Spiele Sperre), es folgten zwei weitere in Champions League und Meisterschaft und ein akkurater Haken im Derby (jeweils drei Spiele Pause). Zur Therapie sollte er eventuell einige Wochen in die Zwei-Meter-Knüppel-Kur von Conte wechseln.
Und sonst? Romas Radja Nainggolan darf De Rossi dann gleich mitnehmen. Denn entweder war sein Friseur auf allerheftigsten, synthetischen Drogen oder sein Dreijähriger Neffe hatte ihm den neuen Schnitt verpasst. Twitter lief nach der Partie dann prompt heiß. Etwa: "Darf jemand mit einem solchen Schnitt laut Reglement überhaupt in der Serie A kicken? Wurde sein Tor wegen der Haare aberkannt?" erkundigte sich jemand. Die Anfragen sind der Reihe nach mit einem definitiven Nein und Ja zu beantworten.
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Premier League
Von Raphael Honigstein
Trainer des Spieltags Fußball ist keine Mathematik. Wer wüsste das besser als Manuel Pellegrini? Der Chilene verrechnete sich bei Manchester Citys 3:2-Sieg in der Champions League bekanntlich ("hätten noch zwei Tore gebraucht"), was den Sieg in der Gruppenphase anging. Am Sonntag durfte er seinen ersten Titelerfolg als Trainer auf der Insel feiern - 3:1 im Ligapokalfinale gegen Sunderland - aber neben der Rechenschwäche scheint auch eine gewisse Farbenblindheit ein Problem. "Mir macht Druck nichts aus; Druck hat man, bei einem großen Klub wie Manchester United immer", sagte er. Kann mal passieren.
Nüsschen des Spieltags Irgendwas stimmte am Samstag auch bei Alan Pardew nicht zwischen den Ohren. Der Newcastle-United-Coach verpasste beim 4:1-Auswärtssieg gegen Hull City dem "Tigers"-Mittelfeldspieler David Meyler eine Kopfnuss. Ehrlich gesagt war es eher ein Kopfnüsschen, aber Strafe muss sein. Pardew sah die Rote Karte, wird nun lange gesperrt und bekam von Klubchef Mike Ashley gleich noch 100.000 Pfund vom Gehalt abgezogen.
Vielleicht wird er auch gefeuert. "Ich wollte ihn mit dem Kopf wegschieben", sagte der Trainer später kleinlaut. "Das Ansehen des Vereins wurde beschädigt", verkündeten die Magpies in einer Presseerklärung. "Welches Ansehen denn?", fragte sich so mancher Beobachter auf der Insel angesichts der an Peinlichkeiten und Verfehlungen aller Art kaum zu überbietenden Schreckensherrschaft von Ashley im "Sports Direct St. James' Park" - oder wie immer das Stadion auch gerade heißen mag.
Und sonst? Während Jose Mourinho es im Auswärtsspiel bei Felix Magaths Fulham schaffte, seine Jungs mit der kürzesten Halbzeitansprache aller Zeiten ("Es ist euer Scheiß, ihr müsst es richten") zu einem 3:1-Sieg inklusive Hattrick von Andre Schürrle zu motivieren, verloren die Stadtrivalen vom FC Arsenal Boden im Meisterschaftsrennen. Das 0:1 in Stoke war typisch, "wir wissen, dass es für sie schwer wird, wenn man sie ein bisschen tritt", sagte später Steven N'Zonzi über die mangelnde Widerstandskraft der Gunners. Olivier Giroud wurde besonders intensiv bearbeitet. Am Tag danach tat dem Franzosen wohl alles noch mehr weh. Die Sun berichtete von einer weiteren Affäre des verheirateten Franzosen. Er soll vor der 6:3-Niederlage bei Manchester City schon wieder speziellen Room Service im Hotel bestellt haben.
Die nächtliche Besucherin machte ein Foto von seiner "Sonic The Hedgehog"-Unterhose und erzählte, dass der Stürmer sie zu einem flotten Dreier mit einem Mannschaftskameraden überreden wollte. Sie sagte nein. Wer das wohl gewesen sein mag? Die "Sun" hat dem Vernehmen nach noch eine dritte Giroud-Sex-Story in petto. Mannschaftskamerad Laurent Koscielny rettete - das nur nebenbei - unter der Woche übrigens zusammen mit anderen Investoren eine Akkordeonfabrik in seiner Heimatstadt Tulle mit einer Finanzspritze in Höhe von 600 000 Euro vor dem Bankrott. Dass die Firma auf den Namen "Leierkasten" hört, ist allerdings nur ein böses Gerücht.
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Primera Division
Von Frank Oschwald
Argument des Spieltags: Jeder kennt diese Situation. Man merkt in einer wilden Diskussion selbst, dass die eigene Argumentationskette dann doch irgendwie ziemlich abstinkt gegen die des jeweiligen Gegenübers. Wild sucht man nach Argumenten, die bei nüchterner Betrachtung ziemlich an den Haaren herbeigezogen sind. Ganz anders Atletico-Präsident Enrique Cerezo. Dieser wurde nach der königsblauen CL-Demontage durch Real gefragt, ob sein Team denn jetzt im Derby am Wochenende ähnlich auf die Mütze bekommt. Cerezo hätte sicherlich zahlreiche Möglichkeiten gehabt, sachlich und analytisch zu argumentieren, schließlich steht man nur wenige Punkte hinter den Königlichen.
Doch aus irgendeinem Grund reagierte er eingeschnappt auf die Frage des Journalisten und antwortete wie ein 13-jähriges pubertierendes Mädchen mit einem direkten Gegenargument, welches erst bei genauerem Hinschauen zündet: "6:1-Sieg? Ja, aber wir haben vor vier oder fünf Jahren in der Champions-League-Quali auch 4:0 gegen Schalke gewonnen." Zack, dieses Totschlagargument saß. Denn im August 2008 gingen die Königsblauen bei Atletico tatsächlich mit besagtem Ergebnis unter. Dass sowohl auf Seiten von Atletico als auch auf königsblauer Seite kein einziger Spieler mehr im näheren Kaderumfeld herumschwirrt, kann dabei definitiv unter den Tisch gekehrt werden. Schließlich spielte Atletico gegen ein viel stärkeres Schalke. Der königsblaue Kader damals...ich mein...Mladen Krstajic saß zunächst auf der Bank. Game, set, match, Cerezo.
Zweifel des Spieltags: Noch zu Beginn der Saison war man sich in den katalanischen Sportzeitungen sicher, dass man sich mit Marc-Andre ter Stegen den neuen Torwartstern am Fußballhimmel gesichert hat. Man wusste zwar nicht wirklich, wer dieser ter Stegen ist, aber er sieht aus wie Oli Kahn, steht zwischen den Pfosten, soll laut Experten ein Talent sein und ist deutsch. Der muss gut sein. Inzwischen ist man sich der Sache allerdings nicht mehr ganz so sicher. Vielmehr geht in Katalonien die Angst um, dass sie eine fürchterliche Pappnase gekauft haben.
Als ter Stegen auf Amerika-Reise im DFB-Dress versuchte, Bälle zu stoppen, war das in der Medienlandschaft zwar ein Thema, doch die Kritik hielt sich im Rahmen. Reifeprozess eines jungen Keepers und so. Nach dem erneuten Lapsus gegen Braunschweig geht den Katalanen jetzt dann schon die Düse. Der soll ab Sommer das Barca-Tor hüten? Sofort wurden Videos auf der Homepage zusammengeschustert, die die Klöpse von ter Stegen zeigen. Teilweise wurden die Clips zum meistgeklickten Video der Homepage. Während unter den Artikeln eine heiße Diskussion über die Qualität des Deutschen entbrannte, beruhigte ein User das ganze katalanische Volk: "Er kann nicht kicken und patzt regelmäßig. Was wollt ihr? Er ist der geborene Nachfolger von Victor Valdes."
Und sonst so? Die Luft für Bernd Schuster bei Malaga wird inzwischen doch recht dünn. Im Abstiegskampf gegen Valladolid reichte es trotz einer Ich-Roque-Bude erneut nur zu einem 1:1. Drei Punkte Vorsprung hat man aktuell noch auf einen Abstiegsplatz. Kein Wunder, dass die Fans den Kopf des Trainers fordern. "Schuster, hau endlich ab!", skandierten die Fans minutenlang. Aber er wäre nicht der Blonde Engel, wenn er diese Situation nicht zu kontrollieren wüsste. Und das, obwohl man in einer solchen Situation eigentlich fast nur verlieren kann. Ich mein, was willst du sagen? "Ja, puh, ne, voll schön warm hier, ich bleib noch ein bisschen." Geht nicht. Also machte Schuster das einzig Richtige, eine Art gestisches Totschlagargument gegen wütende Fans und Unverständnis: Er ging zu den Fans lächelte und winkte.
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