Olympique Marseille (Frankreich)
9 Spiele - 7 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage - 23:8 Tore - 22 Punkte
Tabellenplatz: 1
"Möglicherweise ich", antwortete Andre-Pierre Gignac einst auf die Frage, wer denn der schlechteste Spieler im Training sei. Auch wenn das wohl nicht ganz ernst gemeint war, scheint es im Moment jedenfalls so, als hebe sich der Mittelstürmer seine Glanzmomente für die wichtigen 90 Minuten auf dem Platz auf.
Neun Tore in neun Spielen für Marseille in der Ligue 1 sind eine beeindruckende Quote, der 28-Jährige befindet sich in bestechender Form. Insgesamt hat der Führende der Torjägerliste einen Treffer mehr auf dem Konto als der komplette AS Monaco und ist einer der Erfolgsgaranten für den perfekten Lauf von OM.
Mit Abstand die beste Offensive der Liga
Ohnehin gilt die mit 23 Toren beste Offensive der Liga um Florian Thauvin, Andre Ayew, Dimitri Payet und eben jenem Gignac als Prunkstück des neunmaligen französischen Meisters - selbst die Monegassen und Paris Saint-Germain zusammen haben noch nicht mehr Tore erzielt.
Obwohl den Verein im Sommer mit Mathieu Valbuena ein wichtiger Spieler verlassen hat, funktioniert die Mannschaft in einem klassischen 4-2-3-1-System hervorragend, was auch ein Verdienst des neuen Coaches Marcelo Bielsa ist. Der Argentinier, der Athletic Bilbao einst bis in das Finale der Europa League führte, ist nach einem Jahr Pause wieder zurück auf der Trainerbank.
Holpriger Start unter "El Loco"
Dabei verlief der Start in die neue Spielzeit nicht optimal, zum Auftakt gab es nur ein 3:3-Remis gegen den SC Bastia und gar eine 0:2-Heimpleite gegen den HSC Montpellier. Doch Bielsa, der sich wegen seiner Art über die Jahre hinweg den Spitznamen "El Loco" (Der Verrückte) verdient hat, machte seinen Kickern schnell Beine. Die Folge waren zuletzt sieben Siege in Serie.
"Wir haben gerade mal neun von 38. Spieltagen absolviert. Im Moment konzentriere ich mich darauf, dass wir guten Fußball spielen, und schaue nicht auf die Tabelle", so Bielsa bescheiden, der trotz seiner speziellen Methoden eher zurückgezogen und schüchtern wirkt.
Auf der anderen Seite setzt der Argentinier aber auch voll auf Attacke - gnadenloses Pressing, kompakte Verteidigung, schnelle Angriffe bei Ballbesitz, Flexibilität und taktische Disziplin. "Mir geht es gut, wenn meine Mannschaft mehr angreift als verteidigt", beschreibt er seine Philosophie. Als Anschauungsmaterial dient dabei seine 7000 Spielaufzeichnungen starke Videosammlung.
"Schaue nur auf das nächste Spiel"
Die Ambitionen an der Cote d'Azur sind nach den starken Vorstellungen gestiegen, zu gerne hätten die Fans den insgesamt zehnten und ersten Meistertitel seit der Saison 2009/10. Doch der Taktikfuchs, dessen Pressekonferenzen gerne mal mehrere Stunden dauern, will sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: "Ich werde jede Woche danach gefragt und ich gebe jede Woche die gleiche Antwort - ich schaue nur auf das nächste Spiel."
Bislang blieben Marseille die ganz großen Kaliber noch erspart, doch in den nächsten Wochen warten die direkten Verfolger von PSG, Olympique Lyon oder Girondins Bordeaux. Dann wird sich zeigen, ob die mit einem Durchschnittsalter von 23,7 Jahren jüngste Mannschaft in Frankreichs höchster Spielklasse dem Druck der Etablierten standhalten kann.
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