Mersin Idmanyurdu (Türkei)
5 Spiele - 3 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage - 8:4 Tore - 10 Punkte
Tabellenplatz: 2
Der türkische Klubfußball ist normalerweise fest in der Hand von Istanbul - Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas machten in den letzten beiden Jahren die ersten drei Plätze unter sich aus, wobei es insgesamt gar nur sieben Spielzeiten gab, in denen der Meister nicht aus der Metropole vom Bosporus kam.
Da kann es nur eine erfrischende Abwechslung sein, wenn das traute Bild durch einen Außenseiter wie Mersin etwas aufgewertet wird. Dabei klappte der Aufstieg in der letzten Saison nur knapp, nachdem sich das Team von der Mittelmeerküste als Sechster der 1. Lig gerade noch so für die Playoffs qualifizierte.
"Ein Traum geht in Erfüllung"
"Damit geht ein Traum in Erfüllung, und ich bin einfach froh, dass ich den Schritt in die Türkei gewagt habe", erklärte der Wangener Berkan Afsarli nach dem Aufstieg. Vom beschaulichen Allgäu in die großen Stadien der Süper Lig - ein gewaltiger Schritt, für den ehemaligen Jugendspieler vom VfB Stuttgart aber kein Problem. "Hier herrscht eine etwas andere Fußballkultur. Auch wenn dort manchmal vielleicht nur 2000 oder 3000 Leute in einem Stadion sind, machen die Stimmung für 20.000 bis 30.000."
Zwar wartet der 23-Jährige noch auf seinen ersten Einsatz in der höchsten Spielklasse, seine Kollegen leisten jedoch ganze Arbeit und sind Tabellenführer Besiktas auf den Fersen. Und das unter Trainer Riza Calimbay, eine Legende bei den Kara Kartal (dt. Schwarze Adler).
So bestritt der 51-Jährige insgesamt 494 Erstligaspiele für den aktuellen Tabellenführer und feierte sechs Meisterschaften sowie vier Pokalsiege. Calimbay weiß also, wie erfolgreich sein funktioniert, und vermittelt dies in absoluter Perfektion an seine Mannen auf dem Rasen.
System: Atomameise
"Wir sind eine komplett neue Truppe, die noch ihre Defizite hat. Wir müssen jede Phase nutzen, um zusammenzuwachsen", so der wegen seiner Größe und Spielweise von den Fans seines Ex-Klubs auf Atomameise getaufte Coach.
Harte Arbeit, Leidenschaft und der Glaube an sich selbst - Tugenden, welche Calimbay stets selbst verkörperte. Dazu zählt auch, eine demütige Haltung an den Tag zu legen: "Wenn jeder seine Hausaufgaben macht, wird das eine gute Saison. Wichtig ist, dass wir Kontinuität reinbekommen und dauerhaft ein Teil der Liga sind."
Es wird darauf ankommen, sich die Kräfte gezielt einzuteilen, das weiß auch der Coach: "Die Liga ist ein Marathon. Wir brauchen Punkte und Siege. Wir müssen besser werden, wir hätten unsere Spiele auch alle verlieren können. Nur weil wir drei Mal gewonnen haben, ist noch nicht alles super. Mit drei Siegen hast du deine Ziele nicht erreicht."
"Es kann alles passieren"
Am Ende wird es ohnehin schwer werden, die Klubs aus Istanbul von der Spitze zu verdrängen, was aber auch nicht das erklärte Ziel ist. "Fenerbahce hat im Titelrennen Vorteile. Sie haben ihren Kader gehalten und machen mit der gleichen Mannschaft weiter", so Calimbay über seinen persönlichen Favoriten.
Trotzdem muss der Titelträger am Ende der Saison nicht zwangsweise aus der 14-Millionen-Einwohner-Stadt kommen: "Es kann alles passieren. Es kann auch aus Anatolien ein Meister kommen."
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