Am Freitagabend trifft die DFB-Elf in der EM-Qualifikation auf Gibraltar. Mit im Kader sind dann wieder zwei besondere Spieler. Ron-Robert Zieler und Shkodran Mustafi. Sie unterscheiden sich von den anderen 19 Profis im Kader von Joachim Löw in einer Beziehung: Sie haben bereits in der Jugend den Sprung ins Ausland gewagt.
Der Erfolg, sich Weltmeister nennen zu dürfen und die erneute Nominierung für die Nationalelf zeigen eins: Dieser eingeschlagene Weg ist zwar durchaus unkonventionell, kann aber dennoch von Erfolg gekrönt sein.
Auch aktuell gibt es etliche verheißungsvolle Talente, die im Ausland in Jugendmannschaften von großen Teams zu Werke gehen, teilweise sogar schon ihre Profidebüts geben durften.
Beste Beispiele hierfür sind Gedion Zelalem, Serge Gnabry oder Thomas Eisfeld. Dabei gibt es auch Spieler, die bislang unter dem Radar der deutschen Aufmerksamkeit versuchen, den Sprung ins Profigeschäft zu schaffen. SPOX stellt drei von ihnen vor.
Leander Siemann: Gescheiterter Gunner
Wenn man an Jugendarbeit in Verbindung mit deutschen Spielern denkt, assoziiert man dies auch häufig mit dem FC Arsenal.Schließlich durften die bereits angesprochenen Talente Gnabry, Eisfeld und Zelalem dort bereits erste Schritte im Profifußball machen.
Auch Rohdiamant Leander Siemann wurde bei den Gunners von 2011 bis 2014 geschliffen. Die Geschichte des 1,86 Meter großen Innenverteidigers in London ist aber nicht von vergleichbarem Erfolg geprägt - zumindest auf den ersten Blick.
Nach dem Wechsel von Hertha BSC auf die Insel lief zunächst alles nach Plan. Noch für die U 18 spielberechtigt lief Siemann bereits in der U 21 auf. Abseits des Fußballplatzes entwickelte sich aber bei Weitem nicht alles optimal - auch das ist womöglich ein Problem bei so jungen Spielern im Ausland: Die Integration.
Schattenseiten der "riesengroßen Chance"
Zwei Mal musste Siemann die Gastfamilie wechseln und umziehen, 2014 wurde der Vertrag des heute 19-Jährigen nicht verlängert. Es folgte ein Wechsel nach Portugal in die ebenfalls hochangesehene Ausbildungsabteilung des FC Porto. Dort spielt Siemann jetzt für die zweite Mannschaft in der Segunda Liga.
"Im Rückblick war es für mich zu früh, mit 15 dort hinzugehen", sagt der sichtlich gereifte Berliner heute. Nach einem Auslandsaufenthalt in London wurde für Siemann mit 15 Jahren ein Probetraining bei Arsenal organisiert, was damals zu seinem Wechsel geführt hatte. Von einer "riesengroßen Chance" hatte Siemann damals gesprochen.
Doch er wurde in London schnell mit den Schattenseiten des Traumberufs Fußballer konfrontiert: Hohe Konkurrenz, Anpassungsprobleme und fehlende Kollegialität. "Es ist schon professioneller und kein Spaß mehr", sagt Siemann über seine Zeit bei Arsenal. "Fußball sollte schon Spaß machen, aber man sollte nicht vergessen, dass alle Konkurrenten den selben Platz wollen. Das habe ich anfangs nicht so realisiert. Freunde gibt es nicht wirklich, zumindest nicht auf deiner Position."
Auf den Spuren von Hulk und James
Ein bisschen Reue kann man den Zeilen bei Siemann im Rückblick durchaus entnehmen. Dennoch gewinnt er seiner London-Zeit etwas Positives ab: "Fußballerisch hat es mich auf jeden Fall weitergebracht, die Sprache kann ich nun perfekt, das ist ein Pluspunkt. Jetzt kann ich schon besser damit umgehen, nicht zu Hause zu sein."
Nun, im sonnigen Portugal angekommen, weht ein angenehmerer Wind. Siemann wohnt inzwischen zusammen mit Mitspielern in Porto. Der Traum vom großen Wurf lebt weiter und auch Siemanns Vater weiß den neuen Klub zu schätzen. Durchlässigkeit, das in diesem Zusammenhang scheinbar magische Stichwort, fällt auch hier erneut: "Porto hat Stars wie Hulk und James Rodriguez herausgebracht, die höchsten Transferüberschüsse Europas, Mourinho hat dort eine irre Trainingsanlage entworfen. Die haben eine unglaubliche Durchlässigkeit in die erste Mannschaft."
Auch Siemanns Weg scheint noch lange nicht beendet, zumal es etliche Parallelen zu einem Weltmeister gibt. Auch Mustafi schaffte beim FC Everton im Alter von 19 Jahren nicht den Sprung in die Premier League. Es folgte ein Wechsel zu Sampdoria Genua, wo er in seiner ersten Rückrunde nur ein Spiel absolvieren konnte - wie Siemann - in der zweiten Liga. Siemann abzuschreiben, wäre also noch viel zu früh.
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