Serie A
Von Oliver Birkner
Pioniere des Spieltags: Der renommierte Journalist Gianni Brera schrieb einst: "Als Genua bereits organisiert dem Fußball nachging, beachteten die Menschen in Rest-Italien erst ihre Füße, wenn sie schmerzten." Schließlich stammt der CFC als ältester dokumentierter italienischer Verein von 1893 aus der Hafenstadt. Mit ein wenig Sporthistorie und Nostalgie forderte Genua am Sonntag also vereint das Spitzenduo aus Turin und Rom heraus. Sampdoria feierte ein beachtliches Remis bei der Juve, dabei traf Manolo Gabbiadini zum 1:1. Der 23-Jährige gehört seit 2013 eigentlich zur Hälfte den Turinern, erhielt jedoch nie eine Chance und wird im Januar wohl zu Neapel wechseln. Eine legitime Frage, warum der Rekordmeister Alvaro Morata für viel Geld von Real Madrid holte, wenn man es auch mit Gabbiadini, Simone Zaza (23) oder Domenico Berardi (20) hätte probieren können. Allesamt hoffnungsvolle, junge, einheimische Sturmtalente, an denen man die Hälfte der Rechte besaß.
Zurück zur Pionierstadt des Calcio, denn großes Kino stieg zwischen dem CFC Genua und der Roma. Frühes Rot für den Heimkeeper nach Notbremse, ein verschossener Elfer der Roma, die in der dritten Minute der Nachspielzeit Glück hatte, dass der Ausgleichstreffer wegen hauchdünnem Abseits zurecht aberkannt wurde. Nach Spielende präsentierte Radja Nainggolan dem Genua-Publikum ausgiebig seinen belgischen Sahnefinger. Im folgenden Handgemenge machte das Gesicht eines Profis enge Bekanntschaft mit der Werbebande, ein anderer lag hingestreckt auf dem Rasen. Zum feierlichen Ausklang kommentierte Genoa-Präsident Enrico Preziosi die 0:1-Niederlage: "In Rom laufen gerade sehr krumme Dinge ab. Wer weiß, ob da nicht auch der Fußball involviert ist." Damit spielte er auf die laufende Untersuchung einer kriminellen Hauptstadt-Vereinigung "Mafia Capitale" an. Ein bisschen Mafia-Verschwörungstheorie kann schließlich nie schaden. Und in Genua merkt Rest-Italien seit Sonntag, dass es um Calcio geht, wenn nicht der Fuß, sondern das Gesicht schmerzt.
Ohrdreher des Spieltags: Kopfballtor von Toto Di Natale, herrliche Antwort von Luca Toni. Zwei 37-Jährige drückten Udinese gegen Hellas ihren Stempel auf. Dabei feierte Toni das sagenhaft 300. Tor seiner Profikarriere, seit dem ersten Treffer der Saison 1994/95 für Modena in Liga drei. "300, nicht gerade wenig" las sein Feiershirt. Stimmt. "Ich sagte Toto nachher, wenn wir beiden alten Säcke noch treffen, sollten sich einige jüngere mal ernsthafte Gedanken machen", sagte Toni. Stimmt auch.
Und sonst? Bisweilen wird vor Anpfiff im TV wahrlich zu viel geredet und manch unnötige Statistik breitgetreten. Es geht auch anders. Exemplarisch begann zur Abwechslung Italiens bekanntestes Kommentatoren-Duo Fabio Caressa und Beppe Bergomi das Spitzenspiel Milan gegen Napoli. "Ciao Beppe!" - "Ciao Fabio!" - "Beppe, glaubst du, das wird schon eine vorentscheidende Partie um Platz drei?" - "Nein." Dann kam Werbung, es war alles gesagt.
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