Menschenfresser a.D.

SPOX
15. Dezember 201418:16
Soll Medienberichten zufolge inzwischen menschliche Züge annehmengetty
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In Italien schlägt man sich mit Mafia-Verschwörungstheorien herum und wundert sich über zwei Fast-Rentner. Ein angetüdelter Ian Wright muss sich in England rechtfertigen und Pepe soll diversen Medienberichten zufolge langsam menschliche Züge annehmen.

Serie A

Von Oliver Birkner

Pioniere des Spieltags: Der renommierte Journalist Gianni Brera schrieb einst: "Als Genua bereits organisiert dem Fußball nachging, beachteten die Menschen in Rest-Italien erst ihre Füße, wenn sie schmerzten." Schließlich stammt der CFC als ältester dokumentierter italienischer Verein von 1893 aus der Hafenstadt. Mit ein wenig Sporthistorie und Nostalgie forderte Genua am Sonntag also vereint das Spitzenduo aus Turin und Rom heraus. Sampdoria feierte ein beachtliches Remis bei der Juve, dabei traf Manolo Gabbiadini zum 1:1. Der 23-Jährige gehört seit 2013 eigentlich zur Hälfte den Turinern, erhielt jedoch nie eine Chance und wird im Januar wohl zu Neapel wechseln. Eine legitime Frage, warum der Rekordmeister Alvaro Morata für viel Geld von Real Madrid holte, wenn man es auch mit Gabbiadini, Simone Zaza (23) oder Domenico Berardi (20) hätte probieren können. Allesamt hoffnungsvolle, junge, einheimische Sturmtalente, an denen man die Hälfte der Rechte besaß.

Zurück zur Pionierstadt des Calcio, denn großes Kino stieg zwischen dem CFC Genua und der Roma. Frühes Rot für den Heimkeeper nach Notbremse, ein verschossener Elfer der Roma, die in der dritten Minute der Nachspielzeit Glück hatte, dass der Ausgleichstreffer wegen hauchdünnem Abseits zurecht aberkannt wurde. Nach Spielende präsentierte Radja Nainggolan dem Genua-Publikum ausgiebig seinen belgischen Sahnefinger. Im folgenden Handgemenge machte das Gesicht eines Profis enge Bekanntschaft mit der Werbebande, ein anderer lag hingestreckt auf dem Rasen. Zum feierlichen Ausklang kommentierte Genoa-Präsident Enrico Preziosi die 0:1-Niederlage: "In Rom laufen gerade sehr krumme Dinge ab. Wer weiß, ob da nicht auch der Fußball involviert ist." Damit spielte er auf die laufende Untersuchung einer kriminellen Hauptstadt-Vereinigung "Mafia Capitale" an. Ein bisschen Mafia-Verschwörungstheorie kann schließlich nie schaden. Und in Genua merkt Rest-Italien seit Sonntag, dass es um Calcio geht, wenn nicht der Fuß, sondern das Gesicht schmerzt.

Ohrdreher des Spieltags: Kopfballtor von Toto Di Natale, herrliche Antwort von Luca Toni. Zwei 37-Jährige drückten Udinese gegen Hellas ihren Stempel auf. Dabei feierte Toni das sagenhaft 300. Tor seiner Profikarriere, seit dem ersten Treffer der Saison 1994/95 für Modena in Liga drei. "300, nicht gerade wenig" las sein Feiershirt. Stimmt. "Ich sagte Toto nachher, wenn wir beiden alten Säcke noch treffen, sollten sich einige jüngere mal ernsthafte Gedanken machen", sagte Toni. Stimmt auch.

Und sonst? Bisweilen wird vor Anpfiff im TV wahrlich zu viel geredet und manch unnötige Statistik breitgetreten. Es geht auch anders. Exemplarisch begann zur Abwechslung Italiens bekanntestes Kommentatoren-Duo Fabio Caressa und Beppe Bergomi das Spitzenspiel Milan gegen Napoli. "Ciao Beppe!" - "Ciao Fabio!" - "Beppe, glaubst du, das wird schon eine vorentscheidende Partie um Platz drei?" - "Nein." Dann kam Werbung, es war alles gesagt.

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Premier League: Betrunkener Ian Wright und unnamed man

Primera Division: Pepe wird menschlich und CR7 trägt Spendierhosen

Premier League

Von Frank Oschwald

Betrunkener des Spieltags: Was wird Ian Wright unter der Woche wohl geritten haben? Die wilden Schmährufe gegen Coach Arsene Wenger gingen dem Ex-Arsenal-Spieler dermaßen auf den Keks, dass er seiner Wut via "Twitter" gleich Luft machen musste. Er sei enttäuscht, dass solche Flitzpiepen (eigentliches Schimpfwort wurde von der Redaktion entschärft) den Klub unterstützen, den er so liebt. "Ich wünschte, ich könnte die mal einzeln treffen. Das wäre ein Gemetzel", so Wright weiter. Nette Hools studierten fortan ihren Terminkalender und schlugen spontan bereits wenige Minuten später einen Treffpunkt und eine Uhrzeit vor. Als bereits sämtliche Date-Vorschläge bei Wright eintrudelten, stellte er gut eineinhalb Stunden später klar: "Nein, mein Account wurde nicht gehackt. Aber, ja, ich hab schon ein bisschen was getrunken." Handy aus beim Trinken, Ian! Was für ein Anfängerfehler...

Mr. X des Spieltags: Es ist halt aber auch immer schwierig mit diesen Bildunterschriften. Wenn die Spieler kein Trikot anhaben, auf dem eine riesige Zahl schimmert, sind viele Journalisten meist überfordert, den Spielern die richtigen Namen zuzuordnen. Diese Gesichter ähneln sich irgendwie auch immer. Ein Redakteur der Zeitung "The Sun" wird nach der letzten Woche ein Lied davon zwitschern können. Das Blatt druckte ein großes Bild der Weihnachtsfeier von QPR ab. Darauf zu sehen waren Rio Ferdinand, Eduardo Vargas und Charlie Austin in lustigen Weihnachtspullovern zu sehen.

Während der Redakteur allerdings die beiden ersten Gesichter perfekt identifizieren konnte, schien er bei Austin seine Probleme zu haben. Deshalb schrieb der gute Mann: "Rio, Vargas and unnamed man". Kann ja mal passieren, ist aktuell ja auch nur vierter der Torschützenliste und somit bester Brite. Die "Sun" gestand den Fehler umgehend ein und bat per "Twitter" um Entschuldigung. Eine Strafe für den "unnamed journalist" hatte man sich auch schon ausgedacht. Der gute Mann wird von der Redaktion jetzt gezwungen, sich jedes der restlichen QPR-Spiele anzuschauen. Das Leben ist so hart.

Anything else? Weihnachten braust mit erschreckender Geschwindigkeit heran. Da vermutlich 98 Prozent der Leser hier noch nicht mal einen blassen Schimmer haben, welche Geschenke sie für die Lieben zu Hause kaufen wollen, bieten wir hier den Geschenke-Tipp-Service an. Denn sämtliche Teams aus der Premier League übertreffen sich jährlich mit noch sinnloseren Gimmicks in den Fanshops. Vor allem in der Weihnachtszeit werden die belanglosesten Dinge rausgekloppt. Einige Beispiele gefällig? Wie wäre es denn mit einer personalisierten Tottenham-Wodka-Flasche für 30 Pfund? Schon ganz nett, muss sich aber dann doch der Newcsastle-Klomatte für nur knapp 8 Pfund geschlagen geben. Alles wirkt jedoch wie ein feuchter Furz gegen das Übergeschenk aus dem Norwich-Shop. Dort gibt's für schlappe 4,50 Pfund ein Tambourine in den Farben orange, rosa und neonblau zu kaufen. Auf was wartet ihr noch?

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Premier League: Betrunkener Ian Wright und unnamed man

Primera Division: Pepe wird menschlich und CR7 trägt Spendierhosen

Primera Division

Von Frank Oschwald

Meister Proper des Spieltags: Was wird über den guten, alten Pepe nicht alles gemeckert und gemosert. Da er zumindest gedanklich bei den meisten Fans (minus Real Madrid) Körperteile des Gegners abtrennt und die anschließend auf dem Feld verspeist, ist es anhand der Zahlen die Aufgabe der Blitzlichter, einen ganzen Schubkarren voll mit Lanzen für den guten Mann zu brechen. Denn von den 40 Stamm-Innenverteidigern aus La Liga hat aktuell lediglich ein Spieler noch keine Gelbe Karte in der Saison bekommen. Auch wenn es dauern wird, bis sich die Nachricht durch katalanische Gehirnwindungen gefräst hat, doch genau dieser eine Mr. Proper der Liga ist Pepe, Wahnsinniger a.D.

Erschreckenderweise kommt hinzu, dass der Portugiese aktuell lediglich fünf Fouls in der Liga auf dem Konto hat. Fünf!! So viel Tätlichkeiten hatte Don Pepe vor einem Jahr noch grob in einem Spiel. Auch privat verwandelt sich der Tasmanische Teufel in einen liebevollen Menschen. Unter der Woche verteilte er in Madrid in einem Armenviertel Essen an Hilfsbedürftige, spendete dabei selbst eine Unmenge an Geld und absolvierte die ganze Aktion laut "AS" mit der höchstmöglichen Diskretion.

Bodyguard des Spieltags: Auch Cristiano Ronaldo zeigte sich unter der Woche großzügig. Allerdings im Gegensatz zu Pepe doch irgendwie ziemlich anders. Im La-Decima-Rausch kaufte er sämtlichen Mitspielern eine personalisierte Bulgari-Uhr im Wert von über 8000 Euro. Kann man ja mal machen. Inwiefern der Uhrenhersteller selbst die Finger im PR-Gag hatte, weiß man nicht. Ganz unschuldig dürften die bei der ganzen Kiste allerdings auch nicht sein.

Auch nach dem Spiel gegen Almeria am Wochenende gab's kuriose Szenen auf dem Spielfeld. Direkt nach Schlusspfiff stürmte ein Mann in einem braunen Trenchcoat aufs Spielfeld und stoppte letztlich an der Seite von CR7. Der wusste offenbar von seinem Schatten und trabte an der Seite des Mafia-Bosses zum Spielfeldrand. Als kleine Kinder auf den Portugiesen zugestürmt kamen, wurde die Aufgabe des Detektiven klar: Er sollte Ronaldo sämtlich Fans vom Leibe halten und ihn sicher in die Kabine bringen.

Algo mas? Während bereits letzte Woche einige User spekulierten, dass David Moyes noch häufiger einen Auftritt in den Blitzlichtern haben wird, machen wir doch in dieser Woche gleich weiter. Zu sagen, Real Sociedad kommt mit dem Schotten langsam ins Rollen, wäre fürchterlich übertrieben, aber nach dem 0:4 in der Vorwoche scheint man sich zumindest gefangen. Gegen Bilbao gab es am späten Sonntagabend ein 1:1 und zumindest mal wieder einen Punkt. Und dass sie mit Moyes im Nachbarschaftsduell keinen Blumentopf gewinnen, hätte Real Sociedad ja im Voraus bewusst sein müssen. Schließlich gewann Moyes in seiner Premier-League-Zeit lediglich 3 seiner 24 Derbys. Drei! Gar nicht so gut. Carlos Vela hingegen wird vermutlich täglich eine Kerze für Moyes anzünden. Denn seit der Schotte im Norden Spaniens rumfuchtelt, läuft's bei Vela wieder. Anhand von Zahlen kann man das recht einfach zeigen. Geschossene Tore unter Moyes: 4. Tore von Vela unter Moyes: 4.

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