Die Serie A lacht sich kringelig nach einem Rechtsstreit und verschenkt neue Nasen zu Weihnachten. In England hat tatsächlich ein menschliches Wesen die Eier, United-Trainer Louis van Gaal im Satz zu unterbrechen. Iker Casillas in Spanien hingegen enthüllt autistische Züge.
Serie A
Von Oliver Birkner
Millionen des Spieltags: Ein Pokal in Katar, darauf muss die Welt nicht bis 2022 warten, denn am Montagabend spielen Juventus und Napoli die italienische Supercoppa in Doha aus. Nach Libyen, den USA und China findet ein Duell um diese Trophäe zum siebten Mal im Ausland statt. Fans von Pokalsammler Juve mögen gähnen, die weniger Silberware verwöhnten Napoli-Tifosi wären hingegen schon gerne dabei gewesen. Leisten kann sich das freilich kaum jemand. Den Klubs ist sowas ziemlich schnuppe, da jeder Verein 1,5 Millionen Euro Antrittsgeld kassiert, und Luxusflüge plus Herberge aus den Kassen Katars gezahlt werden.
"Tradition verscherbelt für eine Handvoll Millionen" las ein Spruchband in Neapel vor der letzten Heimpartie 2014 gegen Parma. Zum Öffnen der Portemonnaies wären die eigenen Anhänger wiederum gut genug. Laut Präsident Aurelio De Laurentiis würde Napoli pro Jahr weitere 150 Millionen Euro benötigen, um in Meisterschaft und Europa entscheidend anzugreifen. "Unser Klub hat rund sieben Millionen Tifosi weltweit. Da müssten sich bloß 150.000 finden, die pro Kopf 1.000 Euro zuschießen. Das ist schließlich keine Riesensumme", so der Patron. Für den Millionärs-Filmproduzenten, der gerne durch Beverly Hills flaniert, wohl nicht.
Eventuell hätte Signor Presidente für die Treuesten auch einige Reisen nach Doha übernehmen können - ist ja schließlich keine Riesensumme. Vom Staat erhofft sich De Laurentiis keine Unterstützung: "Der Skandal Calciopoli hat den italienischen Fußball mit Schlamm überschwemmt. Die Regierung hätte eingreifen und Entschädigungen aufbringen müssen. Doch was will man von einem bankrotten Staat schon erwarten, der gemütlich mit der Mafia zusammenlebt?" Womöglich trifft De Laurentiis in diesen Tagen ja jemanden in Katar, den 150-Millionen-Projekte unter dem Vesuv interessieren könnten.
Bügler des Spieltags: Einige sind gleicher als andere, zumindest vor dem Sportgericht. So wurde Sampdoria-Präsident Massimo Ferrero für drei Monate gesperrt und erhielt eine zusätzliche Geldstrafe, weil er den indonesischen Inter-Besitzer Erick Thohir vor laufender Kamera als "diesen Filipino" titulierte. Später veröffentlichte er via Internet ein Bild von einem Shirt: "Thohir, wer bügelt mir jetzt das Hemd?" In Italien arbeiten viele Philippiner als Haushaltshilfen.
Juve-Coach Max Allegri erhielt eine Partie Sperre wegen der Schiedsrichterbeleidigung "Leck mich", Roma-Trainer Rudi Garcia deren zwei. Nach Aussage eines Chefordners soll der Franzose versucht haben, ihn zu ohrfeigen. Das Verbandsgericht verhing die Strafe ohne weitere Beweise oder Untersuchungen. Zumindest wurde die Sperre nun ausgesetzt, weil man der Sache doch ordentlicher auf den Grund gehen möchte. Sehr löblich. Andere dürfen indes offensichtlich ungestraft plappern, was sie mögen.
Wie zum Beispiel die neuen Busenfreunde Verbandspräsident Carlo Tavecchio und Lazio-Patron Claudio Lotito. Tavecchio wurde wegen seiner rassistischen "Bananenesser"-Aussage gegen afrikanische Spieler zwar von FIFA und UEFA gesperrt, blieb im eigenen Land aber unbehelligt. Lotito schnaubte ebenfalls ohne Sperre über den leicht schielenden Juve-Sportdirektor Beppe Marotta: "Er ist schwer auszurechnen, denn mit dem einen Auge spielt er Billard, während er mit dem anderen Wunden näht." Zeit, dass sich was dreht im Hause Justitia.
Und sonst? Dass sich Präsidenten auch um Ästhetik kümmern, könnte sich bald in Florenz bewahrheiten. "Unser Besitzer sagte mir, er werde im Winter nachbessern", verriet Fiorentina-Coach Vincenzo Montella. "Vielleicht meinte er den Kader, ich glaube aber eher, er dachte an meine Nase." Ein akkurates Weihnachts-Präsent. Buon Natale a tutti!
Serie A: Nasenoperationen und sonstige Weihnachtspräsente
Premier League: Schwalbenkönig Young und Mad Louis
Primera Division: Überraschungssieger Real und Rain Man Casillas
Premier League
Von Frank Oschwald
Freundschaft des Spieltags: Ein zusammengewürfelter Haufen sei Manchester United, sagen viele. Dass diese Theorie an den Haaren herbeigezogen ist, wollte das Team unter der Woche mit einem kleinen Video beweisen. Unter dem Hashtag #AskManUtd konnten Fans Fragen an ihre Stars richten. Diese wurden dann live vor der Kamera beantwortet.
Klar, auf die Frage, wer denn die schönsten Haare im United-Kader habe, gab's meist nur die Antwort: "Big Felli". Nur Nachwuchsstürmer James Wilson war von den "schönen und soften Haaren" von Falcao angetan. Ashley Young wollte im Anschluss dann jedoch von Darren Fletcher wissen, welchen Move er von ihm denn am besten finde. "Das muss eigentlich die Bewegung sein, bei dem du antäuschst, die Linie entlang zu gehen, dann aber doch in die Mitte ziehst", antwortete Fletcher brav.
Im Hintergrund sah man Young stolz mit dem Kopf nicken und sich im Ruhme baden. Sekunden später erhob Fletcher jedoch erneut die Stimme und sagte: "Eigentlich wollte ich deine Schwalben sagen, aber das kann ich ja hier nicht machen." Es geht doch nichts über einen engen Team-Zusammenhalt.
Eier des Spieltags:
Wir wissen nicht wirklich, was mit der Dame passiert ist, die die nur minimal vorhandene gute Laune von King Louis van Gaal endgültig zerstörte. Vermutlich hat sie seit Freitag keinen Job mehr. Im besten Fall. Wahrscheinlicher ist, dass ihr Körperteile vom Tulpengeneral abgebissen wurden oder sie in psychischer Behandlung ist. Mitten in einer Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Aston Villa wurde der Niederländer auf einmal von einer Lautsprecher-Stimme unterbrochen.
Und niemand, nein, niemand unterbricht Louis van Gaal. Das ist wie laut schreien im Theater oder furzen in der Bibliothek. Macht man einfach nicht. Die gute Frau wurde dennoch fälschlicherweise in den PK-Raum durchgestellt und die Lautsprecher-Durchsage ertönte: "Ein Masseur bitte in die Kabine der ersten Mannschaft". Mad Louis unterbrach seinen Satz und blickte, als hätte ihn jemand, LvG, gerade im Satz unterbrochen.
"Sou, isse emergency?", niederländerte van Gaal. "Isse Joke?". Letztlich klärte die Pressesprecherin die Szenerie auf. Der Gesichtsausdruck des General sprach allerdings Bände: Unterbrich! Mich! Nicht! Im! Satz! Niemals!
Anything else? Die treuen Leser werden es bereits geahnt haben, doch jetzt scheint es Realität zu werden: Das Model Laia Grassi hat sich von Arsenal-Torjäger Alexis Sanchez getrennt. Die Gründe? Nun ja, laut der Zeitung "La Cuarta", und wir bleiben hier bewusst in der Fußballsprache, war Grassi nicht mit der Ausdauer des Chilenen zufrieden. Auch in England machten die Gerüchte die Runde.
Ein Revolverblatt nahm den Artikel zum Anlass, eine Umfrage unter den Fans zu starten. Frage: "War die Ausdauer wirklich der Grund für die Trennung?" Antwortmöglichkeit A: "Nein, er hatte ein Auswärtsspiel". B: "Ja, er hält nie 90 Minuten durch". So viel zerstörte Liebe in der Weihnachtszeit. Traurig, traurig. Dennoch: Merry Christmas everyone.
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Premier League: Schwalbenkönig Young und Mad Louis
Primera Division: Überraschungssieger Real und Rain Man Casillas
Primera Division
Von Frank Oschwald
Klages des Spieltags: Dass der ein oder andere Fußballer hin und wieder mit dem Gesetz in Konflikt gerät, ist so neu wie ein sechs Monate altes Mettbrötchen mit vertrockneten Zwiebeln. Auch im Hause Neymar ist die nächste Klage zwecks seines Wechsels von Brasilien nach Barcelona ins Haus geflattert. Dabei handelt es sich im Gegensatz zu den letzten Klagen allerdings nicht um die schwurbelige Ablösesumme für den kleinen Dribbler, vielmehr will ein Landsmann des Brasilianers Kohle haben.
Luciano Pereira Caparroz, ein Fan des neymarschen Ex-Klubs FC Santos hat es auf den Barca-Spieler abgesehen. Dieser machte die Reise nach Japan zum Finale der Klub-WM mit. Dort traf der FC Santos, noch mit Neymar, auf den großen FC Barcelona. Wie sich im Nachhinein rausstellte, hatte der Brasilianer damals aber wohl schon einen Vorvertrag in Barcelona unterschrieben.
Ein Unding, laut Caparroz. Also verklagte er seinen Landsmann nun auf 8400 Euro wegen "moralischen und materiellen Schäden." Neymar soll seit Bekanntwerden der Klage kein Auge mehr zugemacht haben, zwei Mal in der Nacht schweißgebadet aufwachen und nur noch wippend auf dem Stuhl sitzen. Wir fordern: Bitte, lass die Klage fallen, Luciano!
Rain Man des Spieltags: Ja, Real ist Weltmeister. Wow, damit hat niemand gerechnet. Trotz dieser Konkurrenz. Maghreb Tetouan aus Marokko, ES Setif aus Algerien und wie sie alle heißen. Diese irren Königlichen lassen sich auch von niemandem aufhalten. Wir schenken der Klub WM deshalb auch im Folgenden den nötigen Platz: ... . Reicht.
Alles so spektakulär wie die das Derby der 3. südkirgisischen Kegelliga im Gegensatz zu dem "Behind-the-scenes"-Video, das die Königlichen unter der Woche auf ihrer Homepage veröffentlichten. Hauptdarsteller des Videos: Iker Casillas. Der Keeper war an der Seite von Fernando Hierro beim Training zu sehen. Ein Betreuer schmiss Casillas Spiele aus der 14-jährigen Laufbahn des Ur-Königlichen an den Kopf. Dieser sollte sich anschließend an das Ergebnis der Partie erinnern. Beispiel gefällig?
"5. Januar 2002 gegen Deportivo...in Madrid", blubberte der Assistent von der Seite. Während Hierro bereits kapitulierte, erinnerte sich Casillas sowohl an das Ergebnis als auch an die Torschützen. "17. September in der Liga gegen Malaga...in Malaga?" Der Betreuer hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, da sprudelte es bereits "tres, tres" vom Rain Man. Wie er allerdings in dieser Szene den starren Blick und das nervöse Wippen unterdrücken konnte, wissen wir nicht.
Algo mas? Es hieß ja immer: Ballerspiele...oh, oh. Sollte man als Kind in der Schule nur von einem Cousin eines Kumpels gehört haben, der diese Spiele spielt, sei man latent gefährdet, sich automatisch und unterbewusst einen Sprengstoffgürtel um die Hüfte zu binden. Für die meisten Fußballer und Fußball-Fans waren Counter Strike und Co. sowieso nur interessant, wenn man in der 78. Saison bei FIFA bereits das 77. Triple geholt hat.
Dass im zwischenmenschlichen Bereich Ballerspiele im Gegensatz zu den Fußballsimulationen allerdings wie Namen tanzen ist, zeigten unter der Woche die beiden Real-Spieler Isco und Carvajal. Nach ihrem Match postete Isco ein Bild des Controllers seines Gegenübers bei "Twitter". Gut möglich, dass sich Carvajal nur mal für das Innenleben eines solchen Controllers interessierte. Und ein Weihnachtsgeschenk hat Carvajal jetzt auch wieder. Deshalb: Feliz navidad a todos.
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