Status quo statt Revolution: Die heftig umstrittene Dreifachbestrafung im Fußball bleibt vorerst bestehen. Eine Abschaffung des Dreiklangs aus Roter Karte, Elfmeter und Sperre nach der Verhinderung einer klaren Torchance im Strafraum lehnten die acht britischen Mitglieder des International Football Association Boards (IFAB) auf ihrer 129. Jahrestagung in Belfast/Nordirland am Samstag ab.
Damit sind vor einer Änderung der Regel 12 noch mindestens zwei Hürden zu nehmen - zum Ärger der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die den Rote-Karten-Zwang aufheben wollte.
Doch für die zahlreichen prominenten Gegner gibt es Hoffnung: Das IFAB sieht nach mehrstündiger Beratung im Luxushotel Culloden bei der automatischen Spielsperre Handlungsbedarf und nannte die Dreifachbestrafung explizit "zu hart".
Eine weitere Überprüfung soll nun seitens der FIFA erfolgen, die ihrem Exekutivkomitee zur Sitzung am 20./21. März einen "Vorschlag für mögliche Änderungen" vorlegen soll. Passiert der Vorschlag das Exko, könnte der FIFA-Kongress am 28./29. Mai (beides in Zürich) eine Änderung sogar noch zur Saison 2015/16 verabschieden.
"Wir sind extrem enttäuscht"
Zunächst wird die Verhinderung einer klaren Torgelegenheit im Strafraum aber weiterhin zwingend mit einer Roten Karte - und damit einer Sperre - geahndet. Das IFAB lehnte ab, die Mindeststrafe auf eine Gelbe Karte abzuschwächen.
UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino kritisierte diese Haltung hart: "Wir sind extrem enttäuscht, dass unser Vorschlag abgelehnt wurde. Das Problem mit der gültigen Regel ist die verpflichtende Rote Karte, die oft zu hart ist und das Spiel völlig zerstört."
Zahlreiche Größen des internationalen Fußballs hatten sich für eine Reform der Regel 12 ausgesprochen, neben Pelé und Franz Beckenbauer auch Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Ich persönlich halte es für total übertrieben", hatte Niersbach dem "SID" vorab gesagt.
Kein Fortschritt beim Videobeweis
Auch die Möglichkeit, in der Verlängerung einen vierten Spieler auszuwechseln, wird es vorerst nicht geben. "Drei ist eine angemessene Anzahl", lautete die Stellungnahme in dieser Frage. Ein Fortschritt beim Thema Videobeweis zur Entlastung des Schiedsrichters wurde ebenfalls nicht erzielt, es soll auch bei diesem Thema weitere Beratungen geben.
FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke erklärte das Zögern damit, eine Entscheidung pro Videobeweis würde "der größte Beschluss sein, den das IFAB jemals getroffen hätte".
Die einzige nennenswerte Veränderung nach der 129. IFAB-Jahrestagung ist somit, dass bereits ausgewechselte Spieler im Amateurbereich künftig wieder eingewechselt werden dürfen. Diese Anpassung nannte das IFAB "bahnbrechend".