Wenn Sir Alex zur Rasur bittet

Oliver BirknerFrank Oschwald
03. März 201508:23
Haargel (o.) und David Beckhamgetty
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David Beckham plaudert aus dem Nähkästchen und erklärt die wahre Bedeutung des "Hairdryer treatments" von Sir Alex. In Italien werden inzwischen sogar Trainerbänke verkauft und Messis fürchterlicher Leistungsabfall ist nun auch endgültig erklärt.

Serie A

Von Oliver Birkner

Strafzettel des Spieltags: Kommt ein Erstliga-Präsident zum Bürgermeister. Er entschuldigt sich für die Verspätung, denn die Polizei habe ihm gerade seinen Citroen beschlagnahmt. Nur weil auf dem Wagen unbezahlte Strafzettel in Höhe von läppischen 1.900 Euro lasteten. Diese pingelige Polizei. Jenes Szenario ereignete sich übrigens tatsächlich, als Parma-Presidente Giampietro Manenti zu einem Krisengespräch tuckerte. Und wer jetzt noch hofft, Manenti würde die heilig versprochenen Abermillionen zur Rettung des mit rund 200 Millionen Euro verschuldeten FC Parma wirklich anschaffen, der sollte schleunigst den Arzt seines Vertrauens aufsuchen. Man könnte beinahe Tränen lachen, wenn es nicht so traurig wäre, wie sorglos ein Traditionsklub zugrunde gewirtschaftet wurde. Erst kürzlich wurde die Trainerbank zum Geldmachen versteigert und ein Zähler abgestellt, so dass das Stadio Tardini praktisch ohne Stromversorgung herumödet. Teammanager Alessandro Melli verriet: "2009 versprach Ex-Präsident Tommaso Ghirardi den Profis eine stattliche Siegprämie. Tags drauf lieh er sich dafür bei mir 100.000 Euro, die ich erst drei Jahre später zurückbekam." Jeden Tag eine frische Humoreske.

Ghirardi, der im letzten Jahr pünktlich vor dem Kentern ohne persönlichen Schaden verkaufte, trägt fraglos die Hauptschuld an der gesunkenen Titanic Parma. "Man kommt sich wie Aas mitten in der Wüste vor, umringt von Geiern und Schakalen", klagte Coach Roberto Donadoni. Bei einigen interessanten Jugendspielern und Profis wurde schon angeklopft, denn sollte Parma demnächst in die Insolvenz gehen, wären sie ablösefrei. Zwischendurch lassen es Liga und Verband mit einer sportlichen Entscheidung gemütlich angehen. Zu zwei Partien trat Parma aus Protest (Gehälter stehen seit Juli aus) schon nicht an, die Liga trifft sich kommenden Freitag. Genauso lax kontrollierte sie offenbar auch Parmas Bücher. Vor einigen Wochen arbeitete sie hingegen ungemein flugs und eifrig an Reformen der Fernsehbilder, als es zwischen Juventus und Milan um eine vermeintliche Abseitsstellung ging. Das ist die bittere Realität. Hoffnung und Geld sind in Parma jedenfalls am Ende, den letzten Stolz will man sich aber bewahren: Am Sonntag traf sich der Kader zum Familienkick vor lauten Gesängen tausender der treuesten Tifosi und Ex-Coach Nevio Scala bot an, Parma künftig selbst im Amateurlager gratis zu trainieren. Das Versprechen wird er wohl bald einlösen müssen.

Kamelle des Spieltags: Der Prinz tanzt weiter holprig auf. Auch bei Inters schaler 0:1-Heimniederlage gegen die Fiorentina lieferte Lukas Podolski eine, nennen wir sie mal, eher mittelmäßige Vorstellung. "Von Podolski kommt zu wenig", zürnte Trainer Roberto Mancini hinterher und verschwieg, dass in seinem Team im regelmäßigen Rhythmus so mancher Kicker zu wenig bringt - beispielsweise die vogelwilden Desperados aus der Villa Kunterbunt, die auf dem Spielbogen nominell zu Verteidigern deklariert werden. Doch Italien hat sich vorerst auf Poldi eingeschossen, und so bekam der Deutsche heftige Kommentare um die Ohren. "Mit Podolski spielt Inter zu zehnt. Er fügt dem Team Schaden zu", urteilte die "Gazzetta dello Sport". "Im Januar kam ein starker Angreifer (nicht Podolski) und einer, der die Mannschaft nicht versteht (Podolski)", schrieb der "Corriere dello Sport", während der "Corriere della Sera" anmerkte: "Podolski: nicht erschienen. Wurde nur einmal auffällig, als er beim Ausführen einer Ecke mit dem Fuß gegen die Fahnenstange knallte." Sollte Poldi demnächst durch Tore auffallen, wird er für die Gazetten sicherlich zum neuen Inter-Heros. Zwischen Pest und Himmelreich gibt es im Calcio kaum Platz, da kann Lukas mal bei Mario Gomez nachhören.

Und sonst? Im vergangenen Jahr konnte auch Miro Klose davon ein Lied singen, als man ihm oft vorwarf, er würde sich eher für die WM schonen, denn für Lazio einsetzen. Alles Geschichte. Am Sonntag gelang ihm im 103. Ligaeinsatz sein 40. Tor. Eine nette Quote. Auguri, Mito Klose!

Serie A: Vogelwilde Desperados & Poldis Fahnendebakel

Premier League: Sextape & Frisurenmeister Sir Alex

Primera Division: Ninja Turtle Messi und der vierfache Bueno

Premier League

Von Frank Oschwald

Sextape des Spieltags: Sind wir mal ehrlich: Diese popligen Flyer auf dem Weg zum Stadion liest doch eigentlich keine Sau. Da Bier und Wurst bereits in beiden Hände parken und man wegen der Zigarette im Mund nicht mal ordentlich "Nein" sagen kann, hat man nach den Flyer-Bienchen meist einen Zettel zwischen kleinem Finger und Handballen quetschen. Dass das keine Marketing-Strategie in genialer Vollendung ist, haben noch nicht wirklich viele gelernt. Aber! Die PR-Abteilung von Charlton Athletic hat es kapiert. Denn diese tüteten einen genialen PR-Gag ein. Unter der Woche tauchte im Netz ein Video von einem Pärchen auf, das sich im Mittelkreis des vereinseigenen Stadions - nun ja - sehr, sehr, sehr lieb hatte.

Während der Clip auf der Insel bereits millionenfach geklickt wurde und einige konservative Christen bereits die Mistgabeln aus dem Keller holten, blieb der Verein zunächst überraschend ruhig. Kein empörter Aufschrei, keine Klage, nichts war aus dem Klub-Umfeld zu dem Vorfall zu hören. Erst eine Pressekonferenz brachte einige Tage später Licht in den Rotlichtbezirk. Wie Commercial-Manager Mark Hassan-Ali zugab, wurde das Video eigens vom Verein produziert und verbreitet. Man wollte damit die aktuelle Kampagne des Vereins pushen. Denn den Fans ist derzeit möglich, the Valley, das Stadion von Charlton Athletics, für Preise ab 1750 Pounds zu mieten. "Wir haben tolles Feedback auf das Video bekommen. Und das Pärchen wird beim nächsten Heimspiel auch dabei sein. (Angezogen und auf der Tribüne, Anm. der Red.)." Was jetzt noch für einen runden Abschluss des PR-Gags fehlt? Genau, einer zweideutiger Name: "Hire the valley, score in the valley". Wir übersetzen das jetzt hier mal nicht.

Frisur des Spieltags: Man hat das Gefühl, dass David Beckham nach der Karriere so richtig aufblüht. Seitdem seine weißen Treterchen am Nagel hängen, quatscht er immer wieder über seine Familie und sein privates Leben. Auch unter der Woche plauderte er im britischen Fernsehen aus dem Nähkästchen. Gemeinsam mit TV-Reporter Graham Norton ging er sämtliche frisurentechnische Verfehlungen der letzten zwei Jahrzehnte durch. Beim kurzen Irokesen-Schnitt holte Becks auf einmal aus. Da Sir Alex Ferguson für die Frisuren des Popstars damals ähnliches Verständnis hatte wie für Quantenmechanik, schlich Becks mit einer Mütze zum Spiel. Erst eine Stunde vor Spielbeginn entblößte Beckham sein Haupt. Die Reaktion von Sir Alex? "Geh und rasier' das ab!" Becks lehnte zunächst ab. "Ich sah dann allerdings, wie sich der Gesichtsausdruck von ihm veränderte", so Beckham. Wie ein begossener Pudel ging er daraufhin aufs Klo und rasierte sich den Iro ab. Und wir dachten immer nur, dass Sir Alex für sein "Hairdryer treatment" bekannt ist.

Anything else? Jetzt hat Robbie Savage es also doch irgendwie hingebogen. Der Ex-Profi hätte aufgrund eines ordentlichen Knöllchens für einige Zeit den Führerschein abgeben sollen. Doch die Anwälte des heutigen TV-Experten plapperten ihn aus der Affäre heraus. Da er von der Öffentlichkeit so gehasst werde, sei es für ihn unmöglich, öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen. Der einzige "sichere Hafen", den er noch habe, sei sein Bentley. Während jeder Jura-Student aufgrund einer solch schwurbeligen Verteidigung blitz-exmatrikuliert werden würde, reduzierte sich die Sperre von Savage. Von einem Fahrverbot blieben eine 600 Pound Strafe und drei Punkte. Wir wenden uns deshalb lieber noch kurz den wundervollen Seiten des Fußballs zu: Jonas Gutierrez saß gegen Aston Villa erstmals nach einer ewigen Pause wieder auf der Bank von Newcastle - 17 Monate nachdem beim Argentinier Hodenkrebs diagnostiziert wurde. Welcome back, Jonas!

Serie A: Vogelwilde Desperados & Poldis Fahnendebakel

Premier League: Sextape & Frisurenmeister Sir Alex

Primera Division: Ninja Turtle Messi und der vierfache Bueno

Primera Division

Von Frank Oschwald

Ninja Turle des Spieltags: Jetzt ist die Sache also endgültig geklärt. Wochenlang konnten wir nicht schlafen und versuchten, den fürchterlichen Leistungsabfall von Lionel Messi zu erklären. Nur 36 Tore in 39 Spielen - das ist...ja...also...ja...also...ne! Wie kann das nur passieren? Dieser Unmensch hat versagt und Barca in der Saison 2013/2014 keinen einzigen Titel beschert. Dank Barca-Legende Carles Rexach haben wir nun endgültig die Antwort auf die Frage. Unter der Woche sprach der Ex-Spieler-Trainer-Scout-Beliebige-Funktion des Vereins in einem Interview über den Argentinier.

Nein, nein, nicht sein Sohn sei Grund für den "Leistungsabfall". Vielmehr kam Rexach mit einer Debatte um die Ecke, die man normalerweise nur vom Kreisliga-Fußball kennt. "Es kommt mir so vor, als ob Lionel im letzten Jahr mehr Pizza als normalerweise gegessen hat", sagte Rexach. Und geistig sehen wir sie alle vor uns. Die biertrinkenden Kreisliga-Zuschauer, die ihrer gesamten Umgebung versuchen, die Welt zu erklären. "Ach, der Messi. Guter Kicker. Aber viel zu viel Pizza gegessen." Hm. Wir haben schon schlüssigere Erklärungen gehört. Den Ninja Turtels hat die ständige Pizza ja auch nicht geschadet.

Pechvogel des Spieltags: Hätte Alberto Bueno vor der Partie gesehen, wann er gegen Levante ausgewechselt wurde, wäre er sicherlich mit einem mulmigen Gefühl in die Partie gegangen: In der 65. Minute vom Feld, durch die 23-jährige Teilzeitkraft Pozuelo ersetzt. Irgendetwas muss also mächtig in die Hose gegangen sein. Denn so früh wurde ein fitter Bueno unter Coach Paco Jemez noch nie vom Feld genommen. Im Nachhinein kann man sagen: Es hätte etwas schlimmer laufen können. Denn nach einem 0:1-Rückstand erzielte der Spanier innerhalb von 15 Minuten - festhalten - vier Tore!

Logischerweise trug sich der 27-Jährige damit dick, fett und mit einem schwarzen Edding in die Geschichtsbücher von La Liga ein. Wir haben direkt nach dem Viererpack einen Redakteur mit einer Grubenlampe und zwei Wurstbroten ins Statistik-Archiv geschickt. Einen schnelleren Viererpack eines Spaniers fand er zwar, dieser ist allerdings ein paar Tage her. Im Januar 1942 gelang dies Campanal innerhalb von 10 Minuten. Streber. Na ja, im Rayo-Trikot schaffte das zumindest noch niemand. So! Und einen Rekord hat er dank Paco Jemez auch. Noch nie in der Liga-Geschichte wurde ein vierfach-Torschütze bereits in der 65. Minute ausgewechselt.

Algo mas? Jetzt drehen wir den Spieß noch kurz um. Hätte Cristiano Ronaldo vor der Partie gesehen, dass er 17 Mal grob in Richtung Tor nagelt, wäre die sowieso breite Brust des Portugiesen noch angewachsen. Ein Schuss würde letztlich schon die Hütte treffen. Denkste! Alle 17 Raketen in Richtung des Kastens trafen nicht einmal das Tor. Weder ein Spieler noch ein gesamtes Team hatten dermaßen viele Fehlschüsse in einer Partie. Aber Cristiano wäre ja nicht Cristiano, wenn er nicht auch einen Rekord einheimste. Kein Spieler hat in den letzten zehn Jahren mehr Elfmetertore geschossen als CR7.

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