Mr. Been mit den Geldkoffern

Oliver BirknerBen Barthmann
09. März 201516:40
Mister Bean, also Mister Been sucht Anlegemöglichkeiten für 250 Millionen Eurogetty
Werbung

Silvio Berlusconi ist endlich wieder auf der Pirsch und Mario Balotelli kämpft für Menschenrechte. Im bissigen England wundert man sich über Rob Taylor und wartet auf die nächste Arsenal-Legende, während in Spanien die Elche zaubern.

Serie A

Von Oliver Birkner

Mr. Been des Spieltags: Am 8. März brummt es ja bekanntlich im Kalender der Zeitgeschichte. IBM stellte seinen PC XT vor, Nordirland stimmte für einen Verbleib im United Kingdom, die USA traten in den Vietnam-Krieg ein und Joe Frazier siegte im Garden nach Punkten gegen Muhammad Ali. All diese Ereignisse sind freilich belangloser Schnickschnack im Vergleich zum historischen Universalmeister des 8. März, dem internationalen Frauentag. Das dachte sich auch ein italienisches Gericht und erteilte Silvio Berlusconi, gern Papi gerufen, einen 45-Tage-Rabatt beim aufgebrummten Sozialdient in einem Altenheim. Wann bitte schön könnte man Signor Berlusconi besser wieder auf freien Fuß setzen als am Frauentag.

So geschehen also am Sonntag, und nun darf er endlich wieder Patientenfrei durch Mailand flanieren. Ein Gerücht ließ sich nicht bestätigen, laut dem sich vor dem Pflegeheim eine beeindruckende Schlange bedürftiger Signorine auf Karriere-Suche im Show-Business formiert hatte. Der Milan-Eigner hat ja momentan auch anderes im Sinn. Zunächst muss er an jedem Wochenende grübeln, wie der Vorzeigeklub so rasant in ein seelen- und identitätsloses Wachkoma abdriften konnte. Und seit kurzem sucht Berlusconi schließlich einen Hasardeur, der ihm nach 29-jähriger Autokratie ein paar Anteile abkauft.

Mit Herrn Bee Taechaubol scheint man offensichtlich fündig geworden zu sein. Der 41 Jahre alte Finanzier aus Thailand will angeblich für 250 Millionen Euro mit 30 Prozent beim AC Milan einsteigen. Dann stünde endlich wieder Kohle für Fußballer zur Verfügung. Herr Taechaubol lässt sich übrigens gern Mr. Bee nennen, worauf der Präsident des italienischen Asien-Observatoriums, Alberto Forchielli, kommentierte: "Ich würde ihn eher Mr. Bean nennen. Von seinen 15 gegründeten Gesellschaften sind zehn schon wieder geschlossen." Doch das ist jetzt erstmal eine Bagatelle, Hauptsache Papi ist wieder frei.

Tankwart des Spieltags: Es geht nichts über Reporter, die vor ihrem Einsatz gnadenlos recherchieren. Wie Radiomann Emanuele Dotto. Der nutzte eine ereignislose Phase im Europa-League-Duell zwischen Inter und Celtic dazu, die Zuhörer im nebulösen Fall Xherdan Shaqiri endlich aufzuklären. "Shaschiri bekommt den Ball. Ja, das ist die korrekte Aussprache seines Namens. Als ich kürzlich tankte, fragte ich beim Herrn Tankwart nach. Der kommt aus Albanien und sagte, es würde Schaschiri ausgesprochen." Jetzt bleibt der Menschheit bloß noch das Rätsel um Stonehenge und die klitzekleine Frage, warum man beim Tanken eigentlich nach Inter-Spielern um Auskunft bittet.

Und sonst? Noch besser informiert sind natürlich Politiker in ihren messerscharfen Analysen. So twitterte Matteo Salvini, Bundessekretär und Euro-Parlamentarier der Lega Nord und eingefleischter AC-Tifoso nach Milans 2:2 gegen Hellas: "Alle Einwanderer, die ordentlich arbeiten, sind uns willkommen. Deshalb sollte Muntari wieder in seine Heimat zurückkehren." Ganz großer Sport. Anstelle des Ghanaers antwortete Mario Balotelli per Instagram auf Salvinis unsäglichen Nonsens: "Der will ein Politiker sein? Dann wählt lieber mich, das wäre für alle besser." Super Mario in Brüssel wäre tatsächlich eine grandiose Show. Aufruf an alle: Vote Balotelli!

Serie A: Von Mr. Been bis zum Tankwart

Premier League: Tieffliegende Saints und die nächste Legende

Primera Division: Zaubernde Elche und ein Messi-Tattoo

Premier League

Von Ben Barthmann

Lappen des Spieltags: Wer nun auch immer schuld daran ist, die Szenen nach Abpfiff der Begegnung zwischen Aston Villa und West Bromwich Albion waren definitiv nicht schön. Hunderte Fans stürmten den Platz, manche friedlich, manche weniger friedlich. Die Polizei hielt anschließend mehrere Verletzte, unter anderem eine schwere Kopfwunde bei einem Fan, einen geklauten Schuh von Fabian Delph, das geklaute Kapitänsarmband der Villains, geklauten Rasen, und mindestens einen gebissenen (!) Spieler fest. "Es war erschreckend, jemand versuchte, mir meine Schuhe auszuziehen, ich wurde geküsst und gebissen", so Delph.

Immerhin das Kapitänsarmband ist wieder zurück. Villa-Masseur Alex Butler wurde über Twitter aktiv und setzte auf eine Rückkehr der Glücks-Binde das Match-Trikot von Gegner Scott Sinclair als Belohnung aus, "um uns auch in weiteren Runden des FA Cups zu sehen". Tatsächlich war das schwarze Band nur wenige Stunden später wieder an angestammter Stelle. Ein gewisser Rob Taylor meldete sich, heimste das Sinclair-Trikot ein und feierte sich anschließend noch auf seinem Twitter-Account. Intelligenz ist offenbar nicht jedermanns Sache, hat die Polizei doch inzwischen Ermittlungen eingeleitet.

Teambuilding des Spieltags: Was heißt eigentlich "Schuster bleib bei deinen Leisten" auf Englisch? Ist auch egal, denn Ronaldo Koeman ist ja bekanntlich kein Engländer. Der Niederländer nutze die Pause im Ligabetrieb jedenfalls für einen Trip mit seiner Mannschaft in die Schweiz. Klar, Teambuilding ist angesagt. Dafür muss es auch nicht Katar oder Abu Dhabi sein, der Winter in den Alpen ist mehr als genug.

"Wir haben versucht Ski zu fahren", hielt Verteidiger Jose Fonte fest und traf damit den Nagel auf den Kopf. Fonte selbst war ganz offensichtlich nicht der sicherste auf den Brettern und auch Kollege Graziano Pelle machte es nicht besser. Mehr als einmal küssten sie unsanft den Boden, Kratzer im Gesicht inklusive. Und Koeman - dieser Teufelskerl - hatte noch nicht genug.

Der Coach schickte seine Spieler auch noch in die Halle zum Eishockey. Nicht unbedingt die Paradedisziplin der Saints, die ersten Minuten auf dem Eis glichen mehr einer Kreisliga-Begegnung: Technisch ausbaufähig, böse Fouls und noch bösere Schwalben. Southampton ließ es sich nicht nehmen, ein Video zu veröffentlichen. Immerhin mit dem beruhigenden Hinweis: "No footballers were hurt during the making of this video."

Talent des Spieltags: Was David Beckhams Sohn nicht geschafft hat, versucht jetzt Theo Pires. Der Siebenjährige ist seit Anfang März offiziell Jugendspieler des FC Arsenal. Der Name verrät schon: Arsenal-Legende incoming. Als Sohn von Robert Pires, ausgestattet mit einem Selfie gemeinsam mit Alexis Sanchez und einem Stadionbesuch mit Thierry Henry, zog er in die Gunners-Akademie ein. Da kann eigentlich gar nicht mehr schiefgehen.

Serie A: Von Mr. Been bis zum Tankwart

Premier League: Tieffliegende Saints und die nächste Legende

Primera Division: Zaubernde Elche und ein Messi-Tattoo

Primera Division

Von Ben Barthmann

Ärger des Spieltags: Eigentlich ist es ja noch so lange hin, trotzdem kannten die spanischen Medien an diesem Wochenende kaum ein anderes Thema. Der FC Barcelona spielt gegen Bilbao im Finale der Copa und - oh Wunder - Real Madrid möchte die Partie nicht im Santiago Bernabeu austragen. Florentino Perez höchstselbst zog los um mit dem Vorschlaghammer ein paar Sanitäranlagen im heimischen Stadion zu zerlegen und kritzelte mit Edding schnell ein paar Sätze wie: "Visca Catalunya" oder "Catalonia is not spain" an die Wände. Die AS veröffentlichte anschließend ein mit dramatischer Musik unterlegtes Video, das über drei Minuten zerstörte Pissoirs und die Handschrift von Perez zeigte. Gut, wir geben zu: Der Teil mit Perez war ausgedacht.

Nachdem die Auswärtsfans-zerlegen-unser-Stadion-Ausrede nicht wirklich funktionierte, war der nächste Grund schnell gefunden. Findet das Finale in Madrid statt, wird selbstverständlich auch der König zu Gast sein. Wenn der König kommt, muss musiziert werden. Dass die Katalanen und Basken auf beiden Seiten dann die Nationalhymne nicht mitsingen, geschenkt. Aber das komplette Übertönen der Hymne durch Pfiffe, während der König sich die Ehre gibt, das braucht es ja dann auch wirklich nicht. Javier Tebas, Präsident der LFP, hatte aber schnell die richtige Idee parat: "Wir nehmen den Auswärtsfans bei der Stadionkontrolle die Trillerpfeifen weg." Viel Glück dabei.

DIE Lösung schlechthin präsentierte ohnehin Esperanza Aguirre. "Einmal mehr stehen diese beiden Klubs im Finale und einmal mehr stehen wir davor, dass die Hymne im Copa-Finale niedergepfiffen wird. Sie haben diese Gelegenheit toll ausgenutzt, das müssen die Spanier nicht ertragen." Ihr Vorschlag: Sollen Bilbao und Barca doch fortan ihren eigenen Pokal ausspielen.

Der Lionel Messi des Spieltags: Während Real Madrid so vor sich hinkriselt und langsam beginnt, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen, hat der FC Barcelona wieder die Tabellenführung erobert. Das hätte vermutlich auch ohne Lionel Messi geklappt, nahm Rayo Vallecano den Gastgeber doch gleich deren Messer aus der Hand und rammte es sich ein paar Mal selbst in die Brust. Zack, wusch, bumm: Schon hatte der Argentinier einmal mehr drei Tore erzielt und nicht nur Cristiano Ronaldo in der Torjägerliste eingeholt, sondern auch wieder den ein oder anderen Rekord eingestellt.

Weil es langsam unübersichtlich wird, geben wir mal einen kurzen Überblick. Der Fußball vor Messi: Alfredo di Stefano war bester Clasico-Torschütze, Gerd Müller hatte die meisten Tore in einer Saison erzielt, Michel Platini am häufigsten den Goldenen Ball gewonnen, Paulinho Alcantara war Barcelonas bester Torjäger, Telmo Zarra hatte die meisten Tore in der Primera Division erzielt, Raul die meisten in der Champions League, Figo die meisten Assists und Cesar Rodriguez war der größte Espanyol-Schreck im Derby. Und jetzt? Messi ist bester Clasico-Torschütze, Barcelonas bester Torjäger, hat die meisten Assists und die meisten Tore aller Zeiten in der spanischen Liga erzielt, nebenbei auch noch in der Champions League und im katalanischen Derby, er hat die meisten Tore in einer Saison erzielt und ist der am öftesten ausgezeichnete Weltfußballer. Da kann man sich den Argentinier auch mal als Tattoo verpassen. Quer übers Gesicht vielleicht - oder einfach über die komplette Brust.

Die Mannschaft des Spieltags: Bevor sich an dieser Stelle wieder alles nur um Real und Barcelona dreht, noch ein kleines Schultertätscheln für unsere Lieblingselche. Hier ein Elastico, dort ein Seitfallzieher - der FC Elche macht derzeit richtig Spaß. Im Abstiegskampf gegen UD Almeria zauberte sich die Mannschaft von Fran Escriba über den gesamten Platz und brannte nach vorne ein richtiges Feuerwerk ab. Dass nicht viele Versuche den Weg ins Tor fanden, um genau zu sein einer, sei mal dahingestellt, schön sah es aber definitiv aus. Ohnehin braucht Elche gar nicht mehr, als ein Tor. In den letzten sechs Spielen waren es derer sechs und diese genügten immerhin zu 13 Punkten.

Womit wir dann doch wieder bei Real landen würden. Die sind zwar alles andere als die Mannschaft des Spieltags, haben allerdings langsam den Grund ausgemacht. Die Kombination aus Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema erzielte 2014 im Schnitt noch 2,6 Tore pro Spiel, 2015 sind es noch 1,3. Raphael Varane analysierte schon messerscharf: "Das ist gerade nicht unser bester Moment." Also Freunde. Mal ein Beispiel an Elche nehmen, man kann nämlich auch mit einem Tor noch richtig Punkte einschieben. Anbei übrigens noch ein paar beschreibende Worte zu den Torschüssen von Ronaldo gegen Bilbao: .

Serie A: Von Mr. Been bis zum Tankwart

Premier League: Tieffliegende Saints und die nächste Legende

Primera Division: Zaubernde Elche und ein Messi-Tattoo