Barcelonas Spieler gehen nach dem Clasico-Sieg offenbar blind Klamotten shoppen. In England sieht der falsche Spieler die Rote Karte und Samp-Chef Ferrero bekommt Stress mit seiner Frau.
Serie A
Andreas Inama
Der Aufreger der Nation: Roberto Mancini hat momentan nicht sehr viel zu lachen. Inter weiß nicht recht, ob man doch nicht noch einen Europacup-Platz holen will oder weiter alle Hoffnungen der Fans brutal zerstört. Letzteres ist momentan eher die traurige Realität. Und dann lässt er sich auch zu ein paar Aussagen hinreißen, die die italienische Rechtspartei Lega Nord wohl zum nächsten Werbeslogan schneidern wird. Antonio Conte hat mit Eder von Sampdoria Genua und Franco Vazquez von Palermo einen eingebürgerten Brasilianer und einen Italo-Argentinier für die Nationalmannschaft nominiert. Das geht so natürlich nicht: "Die italienische Nationalmannschaft ist nur für Italiener - diese Leute verdienen es nicht, für Italien zu spielen."
Man muss schon zugeben, dass Mancini seine Aussagen dann ein klein wenig abgeschwächt hat. Aber die Botschaft bleibt klar. Das mediale Aufsehen, das er dadurch erhält, kann der arme Mann in seiner Situation nicht gerade gebrauchen. Und wenn sich dann auch noch Leute wie Carlo Tavecchio, seinerseits Präsident des italienischen Fußballverbandes und nicht gerade für übermäßige Philanthropie bekannt ("Opti Poba aß nur Bananen, bevor er nach Italien gekommen ist!"), gegen einen einschalten, dann müsste man eigentlich nur noch die Koffer packen und abhauen. Argentinien wär sicher schön. Viele italienische Einwanderer und so.
Tweet des Spieltags: In Italien gibt es mehrere Angewohnheiten, die man sich als Fan einer Mannschaft so aneignen sollte, um glaubwürdig rüberzukommen. Erstens: Deine Mannschaft hat niemals Schuld (eine Regel, von der insbesondere Juve-Fans gerne Gebrauch machen). Zweitens: Rede deine Mannschaft immer schlecht, um nach einen Sieg sagen zu können, sie sei die Größte - und folglich man selbst natürlich auch. Drittens und sicher das Wichtigste: Gib dem Schiedsrichter bei allem die Schuld. Egal ob verlorenes Spiel, verweigerter Elfmeter oder dass die Wasserflaschen nicht aufgefüllt sind. Die vier, pardon, sechs Männlein in Leuchtgelb oder phosphoreszierenden Lilablassblau haben grundsätzlich einen schweren Stand und mit dem schon oben erwähnten Herrn Tavecchio nicht unbedingt den glaubwürdigsten Protektor.
Natürlich lassen sich auch die verschiedenen Mannschaften immer wieder zur Schiedsrichterkritik verleiten. Aber alles hat seine Grenzen! "Eine Schiedsrichterleistung, die der Serie A nicht würdig ist und die Meisterschaft verfälscht" , so ein Tweet vom SSC Neapel. Zugegeben, Gianpaolo Calvarese hat beim 1:1 von Napoli gegen Atalanta eine sehr, sehr, sehr mäßige Leistung abgeliefert. Und als Drittplatzierter mit Chancen auf Platz zwei kann man auch mal ausfällig werden. Aber der restliche Teil des Eintrags übertrifft, nein, pulverisiert das Maß an Frechheit und Fehlinformation, das man irgendwo noch verantworten kann: "In England wäre so was nicht passiert." - Fail!
Tutto qua? Massimo Ferrero ist der Liebling aller Menschen in Italien. Das ist wirklich so. Man kann Sampdoria mögen oder nicht mögen, sogar CFC Genua-Fan sein, der Mann vereint uns alle. Auf die Fragen eines italienischen Journalisten, den wahrscheinlich der Schlag getroffen hat und der Ferrero in perfektem italienischem Klischee-Englisch interviewt, antwortet der gute Massimo mit präzis artikuliertem und linguistisch höchst anspruchsvollem RP-English. Als man merkt, dass der Journalist den guten Signore nicht verstanden hat, stellt man ihm die Frage nochmals auf Italienisch. Antwort: "Die Champions League? Ich weiß nur, dass mich meine Frau verprügelt, wenn ich jetzt nicht nach Hause gehe." Ein Herz für Massimo!
Serie A: Prügelnde Frauen & Mannen in Lilablassblau
Premier League: 2x Blitz-Rot & der leckere Glücksbringer
Primera Division: Clasico-Lehren & Clasico-Fiasko
Premier League
Von Frank Oschwald
Kartenspiel des Spieltags: Die Premier-League-Klubs haben es nicht leicht. Die klassischsten aller klassischen Schönrednereien nach einem Europapokal-Aus zieht in der aktuellen Saison einfach nicht. "Schwerer Gegner, blubb, blubb, aber wir konzentrieren uns jetzt auf die Liga." Das kann man zwar machen, in der aktuellen Saison konzentrieren sich allerdings recht viele Teams auf die Liga und herzlich wenig auf die Champions oder die Europa League. Abgesehen von den Pokal-Wettbewerben konzentriert sich also die Premier League auf die Premier League. Oder so. Wie auch immer. Dass die englischen Klubs die internationale Party-Stage bereits wieder verlassen mussten, bevor der erste komische Vogel sich auf die leere Tanzfläche getraut hat, ist zwar bitter, aber inzwischen auch schon wieder ein alter Hut. Zu viel war schon wieder geboten.
Bei West Brom gegen City beispielsweise: Nach zwei Minuten Spielzeit wurde dort Gareth McAuley vom Feld verwiesen. Zur Sicherheit noch mal: nach zwei Minuten. Generell ja schon lustig. Noch lustiger ist allerdings, dass McAuley gar nicht an der Szene beteiligt war. Noch mal lustiger ist es dann, wenn man weiß, dass die Nummer 23 von West Brom rein gar nichts gemacht hat, sondern vielmehr Craig Dawson Wilfried Bony umgemäht hatte. Schiri Neil Swarbrick kannte keine Gnade und schickte dennoch McAuley zum Duschen. Keinen Bock auf Fußball hatte am Wochenende auch Steven Gerrard. Gegen United wurde Stevie G. zur Halbzeit eingewechselt. Bereits nach 41 Sekunden ging's zurück auf die Bank. Die Pool-Legende stieg Ander Herrera auf die Haxen und sah Rot.
Njamnjam des Spieltags: Wir haben ja alle unsere kleinen Marotten. Manch einer steht am Spieltag nur mit dem rechten Fuß auf, bekreuzigt sich vor jedem Spiel minutenlang oder kann definitiv nicht ohne seinen Schal ins Stadion. Ja, in solch kleinen Späßchen erkennen wir uns doch alle wieder. Ganz gleich, wie hirnrissig das alles ist. Als ob sich am Spielverlauf auch nur irgendwas ändern würde, wenn wir ausnahmsweise mal mit dem linken Fuß aufstehen. Apokalyptische Ausmaße hätte das, denken wir. Wenn nicht sogar schlimmer. Ähnlicher Meinung ist auch Jason Bailey. Der Walsall-Fan hat eine ganz, ganz kleine Marotte. Während andere ihren Schal oder die Fan-Mütze ins Stadion schleppen, trägt der Brite Woche für Woche das Gebiss des Vaters mit sicher herum. Eigewickelt in einem kleinen Tempo bekommen die Beißerchen des Herrn Papa dann vor dem Anpfiff einen kleinen Schmatzer.
Erst dann kann die Partie losgehen. Bis nach Wembley hat das Gebiss den Klub aus Walsall gebracht. Denn nach 127 Jahre konnte das Team zum ersten Mal das Finale der Johnstone Paint Trophy erreichen. Wie in allen Spielen waren logischerweise auch im Endspiel Bailey und das Gebiss mit am Start. Die Fußballromantiker sollten es an dieser Stelle belassen und zum nächsten Punkt übergehen oder die Taschentücher zücken. Denn Walsall verlor das Endspiel mit 0:2 gegen Bristol City. Wir seufzen einmal tief und werfen die Telefonnummer des örtlichen Zahntechnikers leise in den Papierkorb.
Anything else? Die englische Presse ist doch immer wieder amüsant. Woche für Woche schlendern aus deutscher Sicht Hummels und Höwedes durch die Gazetten und haben einen immer sichereren Vorvertrag bei ManUnited unterschrieben. Auch wie man die Verkaufszahlen schnell in die Höhe treibt, lernt man auf der Insel. Unter der Woche stand in großen Lettern auf einer der Londoner Zeitungen: "DEAL! Spurs AGREE fee to sign brilliant international star". Aha, ein internationaler Star also. Hummels? Höwedes? Oder noch mehr Star? Vielleicht sogar Pique? So ähnlich. Im Blatt war zu lesen, dass man sich jetzt mit Kevin Wimmer geeinigt haben soll. Seines Zeichens Stamminnenverteidiger beim 1. FC Köln, satte 25 Bundesliga-Partien auf dem Buckel und erst 2012 vom Linzer ASK für 250.000 Euro zum FC gewechselt. Aber was ja nicht ist, kann ja noch werden.
Zum Abschluss gibt's wie in jeder Bastelsendung noch einen Tipp zum Selbermachen. Thema diesmal: Alternative Verwendung des neu eingeführten Schiedsrichter-Sprays.
Serie A: Prügelnde Frauen & Mannen in Lilablassblau
Premier League: 2x Blitz-Rot & der leckere Glücksbringer
Primera Division: Clasico-Lehren & Clasico-Fiasko
Primera Division
Von Frank Oschwald
Clasico I des Spieltags: Nach dem ganzen Trubel im Vorfeld eines jeden Clasicos gilt es im Anschluss auch, einmal einen Strich unter das Spiel zu machen und Bilanz zu ziehen. Was sind die Lehren des Spiels? Da ist zum einen die Tatsache, dass Barca nun auf vier Punkte davongezogen ist. Das ist Fakt und äußerst schwierig zu diskutieren. Diskutabel wäre vielmehr die Schauspielkunst von Javier Mascherano. Dieser wälzte sich nach einem offenbar enorm fiesen Ohrenschipser des Tag-Teams Carvajal/Ronaldo am Boden und drehte sich schmerzverzehrt um die eigene Achse. Wir beteiligen uns ausnahmsweise mal nicht an den Verschwörungstheorien, sondern gehen in uns und ziehen unsere Schlüsse aus dem Clasico.
Wenn wir eines aus dem Match gelernt haben, dann, dass wir dringend Rafinha Alcantara auf Twitter folgen sollten. Er bedankte sich weit nach dem Spiel mit einem zwinkernden Auge für die glorreiche Unterstützung der Anhänger und die riesige Choreo, die sie extra für Barcas Nummer 12 gemacht hätten. Mit 98.000 kleinen Pappschildern war auf der Tribüne vor dem Anstoß ein Barca-Trikot mit der Nummer 12 zu sehen. Wer braucht schon den 12. Mann, wenn man Rafinha hat?
Clasico II des Spieltags: So weit, so gut, Herr Alcantara. Für das Bild unmittelbar nach dem Spiel werden aber vermutlich noch zahlreiche Augenarzt-Rechnungen eintrudeln. Der 22-Jährige zwitscherte direkt nach dem Spiel ein Bild aus der Kabine von Barca. Doch keins von diesen Oberkörper-frei-Hose-an-Peace-Bro-Bildern - diese sind wir ja inzwischen gewohnt. Er postete ein Bild, das die ganze Diskussion über die verheerenden Farben bei den Schuhen in einen meterweiten Schatten stellt. Der Post zeigte die Herren Messi, Adriano, Douglas, Alves, Neymar und eben Rafinha in ihren Disco-Outfits.
Also...uns...also...es...also...uns...tut es leid, aber es fehlen die Wort. Diese Schuhe von Dani Alves, dieses Armband von Adriano, das "Sakko" von Neymar....also, also, ne. Sorry. Wir können das irgendwie nicht beschreiben. Das sieht aus, als hätten sie bei der Mini-Playback-Show blind ihre Kleidung wählen müssen. Und nur Messi und Rafinha haben grob die richtige Abteilung erwischt. Marijke Amado hätte aber auch mal was sagen können.
Algo mas? Mit den Worten von Diego Simeone beenden wir somit lieber den Clasico-Irrsinn: "Ich schau lieber Villarreal gegen Sevilla." Bei Atletico wird man sich sowieso am Sonntagabend mal wieder die Hände gerieben haben. Nimmt sich doch die Konkurrenz gegenseitig die Punkte weg. Die eigene Aufgabe erledigte man bereits am Vortag. Mit 2:0 pflichtspielsiegte man gegen Getafe im kleinen Stadtderby. Senkrechtstarter und Dauerbrenner Antoine Griezmann bekam ausgerechnet an seinem Geburtstag mal eine kleine Verschnaufpause. Er kam erst ins Spiel, als dieses bereits entschieden war. Das hinderte die Atletico-Anhänger jedoch nicht daran, dem kleinen Franzosen beim Warmlaufen ein kleines Ständchen zu singen. Als Griezmann sich der Trainingsjacke entledigte, sang das komplette Calderon die spanische Version von "Happy birthday". In diesem Sinne: Cumpleaños feliz, Antoine.
Serie A: Prügelnde Frauen & Mannen in Lilablassblau