Premier League
Von Frank Oschwald
Kartenspiel des Spieltags: Die Premier-League-Klubs haben es nicht leicht. Die klassischsten aller klassischen Schönrednereien nach einem Europapokal-Aus zieht in der aktuellen Saison einfach nicht. "Schwerer Gegner, blubb, blubb, aber wir konzentrieren uns jetzt auf die Liga." Das kann man zwar machen, in der aktuellen Saison konzentrieren sich allerdings recht viele Teams auf die Liga und herzlich wenig auf die Champions oder die Europa League. Abgesehen von den Pokal-Wettbewerben konzentriert sich also die Premier League auf die Premier League. Oder so. Wie auch immer. Dass die englischen Klubs die internationale Party-Stage bereits wieder verlassen mussten, bevor der erste komische Vogel sich auf die leere Tanzfläche getraut hat, ist zwar bitter, aber inzwischen auch schon wieder ein alter Hut. Zu viel war schon wieder geboten.
Bei West Brom gegen City beispielsweise: Nach zwei Minuten Spielzeit wurde dort Gareth McAuley vom Feld verwiesen. Zur Sicherheit noch mal: nach zwei Minuten. Generell ja schon lustig. Noch lustiger ist allerdings, dass McAuley gar nicht an der Szene beteiligt war. Noch mal lustiger ist es dann, wenn man weiß, dass die Nummer 23 von West Brom rein gar nichts gemacht hat, sondern vielmehr Craig Dawson Wilfried Bony umgemäht hatte. Schiri Neil Swarbrick kannte keine Gnade und schickte dennoch McAuley zum Duschen. Keinen Bock auf Fußball hatte am Wochenende auch Steven Gerrard. Gegen United wurde Stevie G. zur Halbzeit eingewechselt. Bereits nach 41 Sekunden ging's zurück auf die Bank. Die Pool-Legende stieg Ander Herrera auf die Haxen und sah Rot.
Njamnjam des Spieltags: Wir haben ja alle unsere kleinen Marotten. Manch einer steht am Spieltag nur mit dem rechten Fuß auf, bekreuzigt sich vor jedem Spiel minutenlang oder kann definitiv nicht ohne seinen Schal ins Stadion. Ja, in solch kleinen Späßchen erkennen wir uns doch alle wieder. Ganz gleich, wie hirnrissig das alles ist. Als ob sich am Spielverlauf auch nur irgendwas ändern würde, wenn wir ausnahmsweise mal mit dem linken Fuß aufstehen. Apokalyptische Ausmaße hätte das, denken wir. Wenn nicht sogar schlimmer. Ähnlicher Meinung ist auch Jason Bailey. Der Walsall-Fan hat eine ganz, ganz kleine Marotte. Während andere ihren Schal oder die Fan-Mütze ins Stadion schleppen, trägt der Brite Woche für Woche das Gebiss des Vaters mit sicher herum. Eigewickelt in einem kleinen Tempo bekommen die Beißerchen des Herrn Papa dann vor dem Anpfiff einen kleinen Schmatzer.
Erst dann kann die Partie losgehen. Bis nach Wembley hat das Gebiss den Klub aus Walsall gebracht. Denn nach 127 Jahre konnte das Team zum ersten Mal das Finale der Johnstone Paint Trophy erreichen. Wie in allen Spielen waren logischerweise auch im Endspiel Bailey und das Gebiss mit am Start. Die Fußballromantiker sollten es an dieser Stelle belassen und zum nächsten Punkt übergehen oder die Taschentücher zücken. Denn Walsall verlor das Endspiel mit 0:2 gegen Bristol City. Wir seufzen einmal tief und werfen die Telefonnummer des örtlichen Zahntechnikers leise in den Papierkorb.
Anything else? Die englische Presse ist doch immer wieder amüsant. Woche für Woche schlendern aus deutscher Sicht Hummels und Höwedes durch die Gazetten und haben einen immer sichereren Vorvertrag bei ManUnited unterschrieben. Auch wie man die Verkaufszahlen schnell in die Höhe treibt, lernt man auf der Insel. Unter der Woche stand in großen Lettern auf einer der Londoner Zeitungen: "DEAL! Spurs AGREE fee to sign brilliant international star". Aha, ein internationaler Star also. Hummels? Höwedes? Oder noch mehr Star? Vielleicht sogar Pique? So ähnlich. Im Blatt war zu lesen, dass man sich jetzt mit Kevin Wimmer geeinigt haben soll. Seines Zeichens Stamminnenverteidiger beim 1. FC Köln, satte 25 Bundesliga-Partien auf dem Buckel und erst 2012 vom Linzer ASK für 250.000 Euro zum FC gewechselt. Aber was ja nicht ist, kann ja noch werden.
Zum Abschluss gibt's wie in jeder Bastelsendung noch einen Tipp zum Selbermachen. Thema diesmal: Alternative Verwendung des neu eingeführten Schiedsrichter-Sprays.
Serie A: Prügelnde Frauen & Mannen in Lilablassblau