Es muss also nicht überraschen, dass Beane, ein Querdenker und Revolutionär, nun einen Job bei AZ Alkmaar hat. Der Klub aus der niederländischen Ehrendivision, der wie die finanziell minderbemittelten A's wesentlich besser ist, als er aufgrund seiner Rahmenbedingungen sein dürfte, verpflichtete ihn als Berater. AZ-Manager Robert Eenhorn, früher Spieler in der Baseball-Profiliga MLB aktiv, stellte den Kontakt her. "Er wusste, dass ich fußballverrückt bin", sagt Beane.
Beane hat es zu großem Ruhm gebracht, weil er die A's, die eigentlich zu wenig Geld haben, um konkurrenzfähig zu sein, regelmäßig in die Play-offs führt, seit er 2002 ihr Manager wurde. Er hat Baseball revolutioniert, weil er seine Spieler nur noch nach bestimmten statistischen Kriterien aussuchte - und aus Namenlosen oder Verschmähten Sieger machte. Bekannt gemacht hat dies das Buch "Moneyball", noch bekannter der gleichnamige Kinofilm mit Brad Pitt als Beane.
Aber kann "Moneyball" im Fußball funktionieren? Kann daraus in den Niederlanden "Geldbal" werden? Eenhorn, vier Jahre bei den New York Yankees und den Los Angeles Angels aktiv, glaubt daran: "AZ hat sich für das Prinzip schon interessiert, bevor ich hierher kam. Billy ist es gelungen, die Lücke zu den großen Klubs zu schließen, indem er innovativ war." Beane suchte und fand billige und talentierte Spieler, indem er Daten über sie sammeln und auswerten ließ.
Eine ganz besondere Qualität
Beane hatte und hat Erfolg, weil er, wie er sagt, über eine ganz besondere Qualität verfügt: "Ich bin der dümmste Kerl in meinem Zimmer." Die ihn besser kennen, würden widersprechen, doch was Beane sagen will, ist: Er hinterfragt sich ständig. Als die anderen Klubs der MLB begannen, seine revolutionären Methoden abzukupfern, kam er mit etwas Neuem um die Ecke: Er holt seither bevorzugt Spieler, die unter anderem mehrere Positionen auf dem Spielfeld ausfüllen können.
Beane und Eenhorn glauben, dass die Nutzung von Daten, die sich auf einem Fußballplatz sammeln lassen, noch zu wenig in das Gesamtkonstrukt einer Fußballmannschaft einfließen. Beane gibt freilich zu, dass seine "Moneyball"-Prinzipien nicht so einfach auf Fußball zu übertragen sind. Das Spiel sei längst nicht so statisch wie Baseball, das weitgehend aus einer sich wiederholenden Standardsituation besteht. Fußball sei da viel fließender - und unberechenbarer.
Nach Alkmaar wird Beane nur ab und an mal kommen. Aber 2019, wenn sein Vertrag bei den A's ausläuft, da könne er sich gut vorstellen, für einen Fußball-Klub zu arbeiten, etwa den FC Arsenal, sagt er. Dass die Londoner schon so lange an Wenger festhalten, passt zu seiner Philosophie. Im Fußball, glaubt Beane, würden Trainer viel zu häufig entlassen: "Kein Plan, der unterbrochen wird, wird jemals erfolgreich sein."
AZ Alkmaar im Überblick