Esst mehr Blumenkohl, verdammt!

Oliver BirknerFrank Oschwald
25. Mai 201515:54
Viel Spaß mit Brokkoli, Blumenkohl und Soja-Bohnen, Sam Allardyce!getty
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Die englische Trainervereinigung ist sich sicher: Coaches sollten bewusst Zähne putzen und deutlich mehr Gemüse essen. In Italien treibt der irre Präsident Ferrero mal wieder sein Unwesen und Real Madrid feiert einen Superstreber, wird aber von Barca unterboten.

Serie A

Oliver Birkner

Verarsche des Spieltags: Er ist und bleibt der wahnsinnigste Präsident Italiens. Sampdoria-Patron Massimo Ferrero lieferte beim Gastspiel in Empoli wieder eine irre Show ab. Vor den mitgereisten Tifosi aus Genua offerierte der Presidente einen bizarren Cocktail aus Robot- und Regenbeschwörungs-Tanz und heizte auf diese Weise den Gästeblock ein. Als Bonus posierte er noch für eine Reihe Selfies. Wäre doch mal eine Idee für Reinhard Rauball oder Karl Hopfner.

Zuvor hatte Ferrero übrigens über seinen Account gezwitschert: "Buongiorno Italia - heute scheint die Sonne und entweder heißt es Europa oder Tod!" Endlich ein Kluboberhaupt, das nicht verklausuliert um den heißen Brei redet. Half aber leider alles nichts, denn die Samp erreichte lediglich ein 1:1 und braucht am letzten Spieltag noch einen Zähler, um sich für die Europa League zu qualifizieren.

Den Treffer zum Ausgleich schoss übrigens Samuel Eto'o, der Empoli-Coach Maurizio Sarri im Anschluss sagte: "Ihr Team kickt echt klasse, es ist eine Ehre, Sie kennenzulernen." Sarri stand etwas verdutzt da und brachte nur ein paar knappe Worte hervor: "Willst du mich verarschen? Ich bin eine kleine Nummer, du bist SAMUEL ETO'O!" Sarri ist offenbar marginal demütiger als Signor Ferrero.

Maurizio Sarri im Porträt: Der qualmende Visionär

Senioren des Spieltags: Das war es also, das letzte Heimspiel des Filippo Inzaghi als Milan-Cheftrainer. Sein Team schenkte ihm noch ein 3:0 über Torino und womöglich findet er bald eine neue Anstellung. Eine Weiterarbeit beim AC entkräftete Silvio Berlusconi mit den Worten: "Unsere Philosophien liegen zu weit auseinander. Ich hatte mir mehr Spieler aus der eigenen Jugend im Profiteam erwünscht, doch meine Bitten stießen auf taube Ohren." Na, das hätte Milans biedere Saison sicher gerettet.

Doch Silvio ist für seine messerscharfen Traineranalysen schließlich bekannt. Beispiele? Oscar Tabarez kanzelte er bei der Einstellung 1996 ab: "Tabarez wer? Nimmt der am Songwettbewerb San Remo teil?" Alberto Zaccheroni wurde 1999 zum "Schneider, der den guten Stoff ruiniert". Max Allegri verstand "einen Scheiß von Fußball" und "fast jeder aus dem Seniorenheim, wo ich Sozialdienst leiste, hätte das Team besser im Griff als Seedorf". Da hat es Inzaghi eigentlich noch recht gut erwischt.

37. Spieltag: Florenz macht EL-Quali perfekt

Und sonst? Munter ging es beim Sportstudio der ansonsten spröden Rai zu. "Ein Uccello (Vogel, in der Umgangssprache Schwanz, Anm. d. Red.) hat mir gezwitschert, du würdest demnächst nach Mailand umziehen", eröffnete der Moderator Florenz-Coach Vincenzo Montella.

Der entgegnete: "Hm, ich weiß ja nicht, welchen Ucello du benutzt..." Der Kommentator unterbrach schwitzend: "Stoooopp, bevor ich gar nicht mehr aus dieser Sackgasse komme." Endlich mal was zum Schmunzeln bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Serie A: Der irre Präsident und der schüchterne Trainer

Premier League: Mehr Gemüse für PL-Trainer und herzzerreißende Abschiede

Primera Division: Reals Meister-Statistik und der Superstreber

Premier League

Frank Oschwald

Drehbücher des Spieltags: Liebe Drehbuchautoren und Hollywood-Regisseure, wir haben gleich mal gute Nachrichten. Ihr müsst euch in Zukunft keine an den Haaren herbeigezogenen Dramen mehr ausdenken. Die Premier League liefert Stoff für ganze LKW-Ladungen an herzzerfetzenden Drehbüchern.

Da ist zum einen der Abschied von Didier Drogba. Auf Händen wurde der Gute bei seiner Auswechslung von seinen Mitspielern in Richtung Seitenlinie getragen. Oder Frank Lampard. Nach 609 Spielen und 177 Toren in der Liga ist auch für den 36-Jährigen endgültig Schluss. Mit einem Törchen zum Abschluss verabschiedete er sich von der großen Fußball-Bühne. Klar, dass dabei das Trikot der Chelsea-Legende sehr hellblau daherkam, mag für den einen oder anderen einen faden Beigeschmack haben. Aber sei's drum.

Als Dritten im Bunde gibt's da natürlich noch Steven Gerrard. Beim letzten seiner 710 Spiele für die Reds setzte es die höchste Pool-Pleite seit 1963 und zudem die höchste seiner Karriere. Gerne würden wir Stevie G. über den Kopf streicheln und sagen, dass alles nicht so schlimm ist. Ist es aber irgendwie. Denn auch der zukünftige Verein von SG8, L.A. Galaxy, steht mit 17 Punkten nach 13 Spielen nur auf Platz 7. Und die haben da drüben nur 10 Mannschaften. Aber irgendwie zwei Tabellen. Weiß der Teufel. Nähere Informationen gibt's in der NBA-Redaktion.

Liebeserklärung des Spieltags: Nimmt man die nächste Geschichte als Maßstab, sind die Abschiede der drei Herren oben allerdings emotional wie ein Stück Käsebrot. Denn Newcastles Jonas Gutierrez sorgte beim Sieg über West Ham für den Schlussakkord in einer wilden Partie. Schließlich wussten die Magpies bereits vor der Partie, dass ein Sieg für den Klassenerhalt reicht.

In der 85. Minute machte der Argentinier mit seinem Tor zum 2:0 vor mehr als 50.000 ausflippenden Zuschauern im St. James Park den Deckel auf das Spiel. Gutierrez' erstes Tor seit langer, langer Zeit. Um genau zu sein, das erste Tor seit seiner Hodenkrebserkrankung im vergangenen Jahr. Und das im entscheidenden Spiel um den Abstieg. In der 85. Minute. Fußball, ganz ehrlich, wir lieben Dich.

38. Spieltag: Debakel und EL-Quali bei Gerrard-Abschied

Anything else? Die League Manager Association schaut offenbar genau nach ihren Schäfchen. Nachdem herausgefunden wurde, dass 44 Prozent der Trainer im englischen Fußball an leichten Herzproblemen leiden, veröffentlichte die Vereinigung einen 120 Seiten starken Ratgeber mit präventiven Maßnahmen. Dort soll neben Tipps von Psychologen und Herz-Experten unter anderem vermerkt sein, dass die Coaches mehr Brokkoli, Blumenkohl und Soja-Bohnen essen sollen.

Lebenstipps gibt's zudem auch. Die Trainer werden angehalten, Yoga, Pilates oder "Mediation während dem Zähne putzen" zu praktizieren. Das soll die wackligen Chakras der Leitwölfe wieder ins Gleichgewicht bringen. Oder, wie es Psychologin Dr. Kate Joseph erklärt: "Du musst dich fragen: Wie sieht die Zahnpaste aus, wenn sie zu Schaum wird? Welche Geräusche kannst du dabei hören? Wie riecht die Zahnpasta?" Ganz ehrlich, wir wären gerne dabei, wenn Sam Allardyce oder Nigel Pearson sich erstmals darüber Gedanken machen.

Die letzten Zeilen der englischen Blitzlichter 2014/15 widmen wir noch einem ganz, ganz Großen dieses Sports. Denn im ganzen Gerrard-Lamps-Drogba-Trubel ging völlig unter, dass auch Brad Friedel seine Karriere mit 44 Jahren beendet. Das wollen wir verhindern. Mach's gut, alter Glatzkopf!

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Premier League: Mehr Gemüse für PL-Trainer und herzzerreißende Abschiede

Primera Division: Reals Meister-Statistik und der Superstreber

Primera Division

Frank Oschwald

Real-Meisterschaft des Spieltags: Es gibt ja so einige Sachen, die sie bei Real Madrid recht gut beherrschen. Fußball spielen, den Mythos leben und Spieler verpflichten könnte man durchaus zu den Stärken der Königlichen zählen. Was sie im Umfeld Madrids jetzt nicht in Perfektion praktizieren: die Überlegenheit der anderen anerkennen. Speziell, wenn es sich um die Mannschaft mit den blauroten Quer...äh...Längsstreifen handelt.

Ein spitzfindiger Real-Fan machte sich deshalb auf die Suche nach einer Statistik, die Real doch noch zum Titel verhelfen sollte. Und...schwupps...fand sie wenige Augenblicke später auch schon. Zwar traf Messi in der aktuellen Saison 12 Mal und somit deutlich am häufigsten den Pfosten, Ronaldo (8 Pfostenschüsse), Bale (7) und Benzema (6) folgen jedoch gleich auf den Plätzen zwei, drei und vier. Das führt dazu, dass Real insgesamt 30 Mal das Gebälk erzittern ließ und Barca nur 20 Mal. So weit, so gut.

Ab jetzt wird's etwas wild. Barca ist zwar Meister, aber: Wären alle Pfostentreffer in der Liga nun reingeflutscht, statt scheppernd am Pfosten zu landen, würde die Tabelle ganz anders aussehen. Dann wäre Real nämlich mit 93 Punkten vor Barca Meister. Ab zum Cibeles-Brunnen, ihr Königlichen!

38. Spieltag: Real-Gala bei Ödegaard-Debüt

Streber des Spieltags: Doch bald wird bei Real ja sowieso alles besser. Denn jetzt haben sie ja mal wieder einen neuen Heiland. Mit 16 Jahren und 157 Tagen debütierte am vergangenen Wochenende erstmals der norwegische Monsterstreber Martin Ödegaard für Real. Mit 16 Jahren! Da hörten wir in der B-Jugend zum ersten Mal von einer Viererkette und versuchten nach Spielschluss immer wieder, sechs Center Shocks auf einmal zu essen, ohne das Gesicht zu verziehen. Mit 16! Beim deutschen Sommermärchen 2006 war der junge Knabe 7 Jahre alt! Und beim Kahn'schen Fehlgriff in Südkorea gerade einmal 3! Drei! Okay, wir werden alt.

Doch auch Barca muss sich keine Sorgen um die Zukunft des Vereins machen. Am Wochenende zockte erstmals das nächste Wunderkind im Camp Nou auf und erzielte direkt ein Tor. Nach starker Vorlage von Pique tankte sich der Nachwuchsstar durch den Strafraum, hatte nochmals Zeit, um sich beim Vorlagengeber per Blickkontakt grünes Licht für den Schuss zu holen, und versenkte im Anschluss eiskalt. Das Camp Nou tobte. Was für ein Teufelskerl!

Na gut, man sollte vielleicht erwähnen, dass das Spiel schon seit geraumer Zeit vorbei war, niemand in der Nähe des Strafraums war und der 2-jährige Milan Pique bei seinem Tor nur knapp größer war als der Ball. Aber: Drin ist drin!

Algo mas? Ähnlich spektakulär wie das Camp Nou können wir uns hier leider nicht von Xavi verabschieden. Dazu fehlt uns etwas der Platz und es wäre nur für Leute mit einem 50.000 Zoll Laptop zu sehen. Doch wir können das auch ohne monströsem Banner.

Wir halten es deshalb mit Coach Luis Enrique, der sagte: "Niemand kann Xavi ersetzen. Es gibt keinen zweiten wie ihn." Das meinen wir auch und untermauern das mit Statistiken: 8 Meisterschaften, 3 CL-Siege, 2 Pokalsiege, 6 spanische Supercups und 2 UEFA Supercups. Wir sagen bewusst nicht Adios, sondern: Hasta Luego und bis bald, Xavi!

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