In Italien schert man sich einen feuchten Dreck um Frauenfußball. Auf der Insel dreht sich alles um Steven Gerrard - wäre da nicht Twitter und Jenna Jameson. Und in der Primera Division heißt es: Beißen, dass..?
Serie A
Oliver Birkner
Kieferkrampf des Spieltags: Jede Woche gegen Milan antreten? Das wünschen sich in dieser Saison eine Menge Angreifer. Insbesondere Domenico Berardi. Im Januar 2014 knipste der Sassuolo-Stürmer beim 4:3 gegen den AC vier Mal und sorgte für die Entlassung von Max Allegri. Am Sonntag gelangen dem 20-Jährigen nun drei Treffer, mit denen er Milan mit 3:2 zurück in die Lombardei schickte.
"Ich werde den Verband per Mail fragen, ob wir nächste Saison nicht 38 Partien gegen die Rossoneri machen können", sinnierte Berardi, der von Juventus ausgeliehen ist. Dann würde Sassuolo womöglich ein Platz in der Champions League winken. Milan hingegen bleibt zu wünschen, dass die restlichen 180 Minuten dieser desaströsen Spielzeit möglichst schnell verstreichen. 21 Punkte in 20 Partien 2015, insgesamt zwölf Niederlagen und 49 Gegentore in 36 Spielen und mit zwölf Platzverweisen stolzer Rekordhalter der Serie A.
Den Zeitlupenauftritt am Sonntag kommentierte die "Gazzetta dello Sport" stimmig: "Milan ließ den Ball dermaßen langsam laufen, dass die Hälfte der Zuschauer vom Gähnen an schweren Kieferkrämpfen litt." Coach Filippo Inzaghi meinte trotzdem: "Mir gefällt die Arbeit - ich wünschte, diese Saison würde nie zu Ende gehen." Gott bewahre!
Lesben des Spieltags: Über Frauenfußball darf jeder seine eigene Meinung vertreten. Der Präsident der italienischen Amateurligen, Felice Belloli, gab seine kürzlich recht deutlich zum Ausdruck. Der Verband habe kaum Geld, da könne man die Kohle nicht an die Förderung von Frauenfußball verschwenden. Die müssten eben selbst die finanziellen Mittel auftreiben. Belloli schloss mit dem eloquenten Slogan: "Basta mit dem Geld für diese paar Lesben!"
Und sonst? Ohnehin palavern italienische Funktionäre am liebsten unverblümt. Vor einigen Wochen polterte Verbandsberater und Lazio-Präsident Claudio Lotito: "Ich habe letztens mit dem Serie-B-Chef geredet und gesagt, er solle mir nicht diese Scheiß Carpi und Frosinone hochschicken. Die kennt doch keine Sau. Wenn diese Klubs aufsteigen, bekommen wir bald keinen Pfennig mehr vom TV. Die vom Fernsehen wissen doch gar nicht, dass das beschissene Frosinone überhaupt existiert."
Am Samstag entschied der vorletzte Spieltag der zweiten Liga übrigens über den zweiten direkten Aufsteiger: Meister Carpi folgte das beschissene Frosinone.
Serie A: Kieferkrampf, italienische Lesben und das beschissene Frosinone
Premier League: Chronische Gänsehaut, Jenna Jameson und God Fowler
Primera Division: Sevillas No-Go, Thomas Vermaelen Fußballgott und Beißer-Wetten
Premier League
Frank Oschwald
O Captain! My Captain! Ein paar Tage lang stellen wir uns nun schon eine zentrale Frage: Wie lange kann so eine Gänsehaut verdammt noch mal halten? Seit Samstag, 18.30 Uhr schaffen wir es nicht mehr, das Ding loszubekommen. Und inzwischen haben wir etwas Angst, dass die ganze Kiste irgendwie chronisch werden könnte. Doch zu sehr haben sich die Momente von Steven Gerrards Abschied in unsere Gehirnwindungen gebrannt.
Die letzte Berührung des Anfield-Schilds, die Choreo, die Sprechgesänge, die Emotionen...das alles passt hier leider nicht mal ansatzweise in diesen Absatz. Das sollen andere an anderen Stellen übernehmen. Wir ziehen nur mal wieder unseren imaginären Hut und verbeugen uns ganz tief. 17 Jahre, 706 Spiele, 183 Tore, 116 Assists, 10 Trophäen, 1 Legende: Danke, Stevie G.
Pornostar des Spieltags: Beim Abschied von Jason McAteer erhob sich zwar nicht die komplette Anfield Road in aller Ehrfurcht, dennoch kann man nach seinem Karriereende sagen: Ja verdammt, er hat's geschafft! Gemessen an der Reaktion des Ex-Profis könnte man zwar meinen, er wurde aufgrund einer falschen Auswertung im Nachhinein vier Mal in Folge zum besten Spieler der Premier League ausgezeichnet - ganz so war's dann allerdings auch wieder nicht.
Vielmehr brachte eine Frau McAteer aus dem Häuschen. Jenna Jameson, eine der weltweit bekanntesten Pornodarstellerinnen, folgte dem Iren plötzlich auf Twitter. Umgehend zwitscherte er stolz wie Bolle ein Bild davon. "Ich hab's geschafft! Jetzt muss mir nur noch Floella Benjamin (Schauspielerin, Anm. d. Red.) folgen. Das sind die Frauen, mit denen ich aufgewachsen bin", so McAteer.
Doch damit nicht genug. Wenig später meldete sich offenbar auch noch Ex-Mitspieler Robbie Fowler und beglückwünschte ihn zu seinem neuen Anhänger. Der Ire konnte sein Glück kaum fassen. "God und Jenna Jameson an einem Tag." Was ein Glückspilz...
Anything else: Apropos Robbie Fowler! Der arme Tropf verlor am Wochenende seinen Hattrick-Rekord. Southamptons Sadio Mane erzielte innerhalb von 176 Sekunden drei Tore und löste God somit als Schütze des schnellsten Hattricks der Premier-League-Geschichte ab. Dieser hielt den Rekord seit 1994 mit einem Dreierpack innerhalb von vier Minuten und 33 Sekunden gegen Arsenal. Uns brennt das Herz, wenn wir uns die Fowler-Zitate der letzten Jahre ansehen: "Es ist sicherlich die Errungenschaft, auf die ich am meisten stolz bin. Es ist mir egal, wenn Spieler mehr Tore erzielen als ich, aber den Hattrick-Rekord will ich für immer halten."
Ob Mane eigentlich weiß, was er da angestellt hat? Letztlich bekam God ja auch seinen Spitznamen nach jenem Spiel gegen Arsenal. Unmittelbar nach der Partie war Fowler allerdings noch nicht wirklich auf der Höhe. "Ich bekomme so viele Nachrichten. Was ist passiert?", so Fowlers Tweet, den er inzwischen wieder löschte. Ach God, wir leiden mit dir. Vielleicht folgt dir ja bald auch Jenna Jameson. Dann ist alles halb so schlimm.
Serie A: Kieferkrampf, italienische Lesben und das beschissene Frosinone
Premier League: Chronische Gänsehaut, Jenna Jameson und God Fowler
Primera Division: Sevillas No-Go, Thomas Vermaelen Fußballgott und Beißer-Wetten
Primera Division
Frank Oschwald
Perdon des Spieltags: Sportlich könnte die Welt von Pepe Mel eigentlich nicht rosiger sein. Im Winter kehrte der einst entlassene Trainer zu Betis zurück und seitdem läuft's recht dufte. Aktuell führt er das Team als Spitzenreiter der zweiten spanischen Liga mit riesigen Schritten in Richtung Oberhaus. Auch bei den meisten Fans hat der Trainer ein Stein im Brett. Schließlich lag Betis bei der Mel'schen Übernahme lediglich auf Rang drei.
Doch unter der Woche passierte dem alten Trainerfuchs ein Missgeschick. Er machte das, was man als Grün-Weißer in der Stadt nicht machen darf. Auf der Pressekonferenz gratulierte der 52-Jährige dem verbotenen Team! (Einsatz Gruselmusik) Dem FC Sevilla! "Als Nachbarklub und Bruder der Stadt senden wir unsere Glückwünsche. Sie sind erneut ins EL-Finale eingezogen und haben somit etwas Großes geleistet. Es ist toll für den spanischen Fußball, dass sie es erneut so weit geschafft haben. Davon profitieren wir alle. Glückwunsch und alles Gute für Sevilla!"
Zahlreiche Betis-Fans schluckten. Nichts ist toll an diesem Klub! Und schon gar nicht, was die geleistet haben. Glückwunsch, my ass! Der kann doch nicht...also...dem Erzfeind! Das führte sogar so weit, dass Mel sich ernsthaft entschuldigen musste. "Es tut mir leid, wenn ich mit meinen Aussagen irgendwelche Leute beleidigt oder angegriffen habe. Ich bin Betis-Anhänger durch und durch und gebe alles für diesen Klub", so der Coach.
Klausel des Spieltags: Es ist eine gewagte These, dennoch stellen wir sie hier einmal auf: Es war bislang noch nicht die Saison von Thomas Vermaelen. Letztes Jahr im Sommer kam der Verteidiger zum FC Barcelona und war aufgrund zahlreicher Verletzungen bislang noch nicht wirklich zum Einsatz gekommen. Na ja, okay, er ist eigentlich noch gar nie zum Einsatz gekommen. Aber immerhin saß der Belgier zuletzt zwei Mal auf der Bank der Katalanen.
Der Gewinner des ganzen Dramas ist wohl der FC Arsenal. Zunächst gab's rund zehn Millionen Euro Ablöse für den Verteidiger. Jetzt könnte eine erneute Zahlung von Barcelona nach London wandern. Denn die Engländer ließen sich eine spezielle Klausel in den Vertrag einbasteln, die ihnen bei einem CL-Sieg der Katalanen weitere 3 Millionen Pfund einbringt.
Auch nicht schlecht: Thomas Vermaelen kann sich nun Meister, und in naher Zukunft eventuell Pokal- und Champions-League-Sieger nennen. Was ein Briefkopf! Und das, ohne ein Spiel gemacht zu haben.
Algo mas? Dass Luis Suarez im Finale der Champions League ausgerechnet auf Patrice Evra und Giorgio Chiellini trifft, macht die Verschwörungstheoretiker jetzt schon ganz wuschig. Dem einen soll er auf dem Spielfeld Dinge ins Ohr gesäuselt, dem anderen ein wenig an der Schulter genagt haben. Vor der Partie gegen Juventus in Berlin glühen deshalb jetzt die Drähte der Wettanbieter.
Wer sich beispielsweise sicher ist, dass Suarez im CL-Finale vom Platz fliegt, bekommt für einen Euro 25 Euro zurück. Auch an der Beißer-Front gibt's schöne Wetten. Wer davon ausgeht, dass der gute Suarez Evra oder wahlweise auch Chiellini wieder in ein Körperteil beißt, der bekommt den 250-fachen Einsatz. Also, worauf wartet ihr noch?
Serie A: Kieferkrampf, italienische Lesben und das beschissene Frosinone
Premier League: Chronische Gänsehaut, Jenna Jameson und God Fowler
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