Am 2. Spieltag der Copa America verliert Brasilien nicht nur sein Spiel - sondern auch den Superstar mit Rot! Kurios: Dank Pizarros Kiste für Perus sind in Gruppe C alle Teams punkt- und torgleich. Argentinien triumphiert im Spitzenspiel, ein City-Spieler machte den Unterschied. Auch Paraguay ist siegreich - zum Leidwesen der ausgeschiedenen Jamaikaner. Gastgeber Chile enttäuscht erneut, Bolivien feiert Historisches.
Gruppe A
Ecuador - Bolivien 2:3 (0:3)
Tore: 0:1 Regas (5.), 0:2 Smedberg (18.), 0:3 Moreno (43., Foulelfmeter), 1:3 Valencia (48.), 2:3 Bolanos (81.)
Bes. Vorkommnisse: Valencia (39., Ecuador) verschießt Foulelfmeter
Zum ersten Mal seit 18 Jahren darf Bolivien wieder bei einem südamerikanischen Nationenturnier feiern: Die Elf von Xabier Azkargorta verbuchte schon nach fünf Minuten den ersten Treffer durch Ronald Raldes und blieb auch im Anschluss die bessere Mannschaft.
So konnte Martin Smedberg, Sohn eines Bolivianers, der in Schweden politisches Asyl fand, die Führung ausbauen und ließ seine Männer vom großen Triumph träumen. Beinahe wären diese bestraft worden - Enner Valencia vergab allerdings vom Punkt den Anschlusstreffer.
Auf der anderen Seite machte es Ex-Bremer Marcelo Moreno besser und verwandelte zur deutlichen Führung von 3:0 zur Halbzeit. Trotz ordentlichem Polster zitterte Bolivien den Dreier über die Ziellinie. Valencia machte seinen Fehlschuss aus der ersten Hälfte vergessen, Miler Bolanos sorgte gut zehn Minuten vor Schluss für das 3:2.
Chile - Mexiko 3:3 (2:2)
Tore: 0:1 Vuoso (21.), 1:1 Vidal (22.), 1:2 Jimenez (29.), 2:2 Vargas (42.). 3:2 Vidal (55., Foulelfmeter), 3:3 Vuoso (66.)
Mit großen Vorschusslorbeeren in die Copa America gestartet und mit dem Heimvorteil auf seiner Seite, zählte Chile für viele zu den Favoriten auf den Turniersieg. Wirklich unter Beweis stellen konnte aber bisher nur Arturo Vidal, dass der Titelgewinn im eigenen Land möglich ist.
Wie schon im Auftaktspiel drehte sich das Spiel der Chilenen nur um den Mann von Juventus Turin. Vidal war es, der die Führung der Mexikaner durch Matias Vuoso im direkten Gegenzug egalisierte und nach 55 Minuten die Verantwortung vom Punkt übernahm.
Sonst sahen die Fans nicht allzu viel vom Gastgeber. Mexiko spielte mutig nach vorne und ärgerte die Mannschaft von Miiko Albornoz (Hannover), Gonzalo Jara (Mainz) und Marcelo Diaz (Hamburg) mehrfach. Immerhin spielte auch noch Eduardo Vargas mit, womit Chile und Bolivien sich nach zwei Spielen mit jeweils vier Punkten die Spitze der Gruppe A teilen. Dahinter folgt Mexiko (2) und das punktlose Ecuador.
Gruppe A: Chile, Ecuador, Mexiko und Bolivien
Gruppe B: Uruguay, Jamaika Argentinien und Paraguay
Gruppe C: Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Peru
Der Spielplan im Überblick
Gruppe B
Paraguay - Jamaika 1:0 (1:0)
Tor: Benitez (36.)
Jamaikas Keeper Duwayne Kerr war an der Szene des Tages maßgeblich beteiligt - unfreiwillig und sehr zum Leidwesen seines Teams: In der 36. Minute kam der Torhüter nach einem harmlosen langen Ball überhastet aus dem Tor gestürmt, um diesen vor seinem Strafraum wegzuköpfen - anstatt der geplanten Befreiung gelang ihm dabei aber die perfekte Torvorlage: Er köpfte aus acht Metern den heranstürmenden Edgar Benitez an, von dessen Körper der Ball ins Tor sprang.
Zuvor hatte sich Paraguay gegen die engagiert verteidigenden Jamaikaner durchaus schwergetan. Erst in der 20. Minute kam Kapitän Roque Santa Cruz mal in aussichtsreiche Schussposition, jedoch war sein Versuch aus etwa 13 Metern kein Problem für Jamaikas Keeper Kerr.
Auch nach der Führung war Paraguay uninspiriert und ohne großen Zug zum Tor. Erst in der 48. Minute kam noch einmal Gefahr auf, als Caceres einen Kopfball von Pablo Aguilar zum vermeintlichen 2:0 verwertete, der Treffer aufgrund einer Abseits-Stellung aber nicht zählte. Die größte Chance des Spiels hatte Samudio, der nach einem Doppelpass mit Bobadilla aus 20 Metern nur die Latte traf (60.).
Am Ende stand für Paraguay dennoch der wichtige erste Sieg bei der Copa - wie dieser zustande kam, interessierte schlussendlich keinen. Durch das Unentschieden gegen Argentinien aus dem ersten Spiel stehen Santa Cruz und Co. punkt- und torgleich mit den Gauchos auf Platz eins der Gruppe. Jamaika ist ohne Zähler Schlusslicht und bereits ausgeschieden.
Argentinien - Uruguay 1:0 (0:0)
Tor: Agüero (56.)
Einen Schönheitspreis wird Gerardo Martinos Team sicher nicht erhalten, aber die Gauchos bewiesen einmal mehr, dass sie liefern können, wenn es drauf ankommt. Dazu reichte gegen Uruguay der eine Geistesblitz eines Trios: Javier Pastore, der im Mittelfeld neben Lucas Biglia den Vorzug vor Ever Banega erhielt, ließ auf dem rechten Flügel mit einer einfachen Finte gleich zwei Gegenspieler stehen und legte auf Pablo Zabaleta ab. Der sah am kurzen Pfosten Sergio Agüero stehen - Flanke, Kopfball, Tor (56.).
Uruguay stand über die vollen 90 Minuten sehr tief und war zunächst nur darauf aus, durch harte Zweikämpfe das argentinische Kombinationsspiel zu stören. Das funktionierte vor allem in der ersten Halbzeit wirklich gut, da sich Messi und Co. empfänglich für die Provokationen und kompromisslosen Tackles der Uruguayer zeigten.
Allen voran Gerardo Martino wirkte deutlich angestachelt, was zur Folge hatte, dass der Coach der Albiceleste schon früh im Spiel auf die Tribünen verbannt wurde. Von dort musste er mitansehen, wie sich sein Team trotz der optischen Überlegenheit (69 Prozent Ballbesitz) doch noch in die Gefahr begab, den Ausgleich zu kassieren.
Die größte Möglichkeit für Uruguay hatte Diego Rolan, dessen Direktabnahme aus sieben Meter über die Latte segelte. In der Schlussminute scheiterte zudem Abel Hernandez am starken argentinischen Keeper Sergio Romero. Ungleich dem 2:2 gegen Paraguay aus dem ersten Gruppenspiel schafften es die Gauchos, die Führung letztlich über die Zeit zu retten.
"Wir haben 70 Minuten gut gespielt, jedoch haben wir es kaum geschafft, Uruguays Defensive zu durchbrechen. In den letzten 20 Minuten haben wir den Ballbesitz unnötig hergeschenkt, da hatte Uruguay noch zwei Chancen. Ich bin mit der ersten Hälfte zufrieden, es fehlte uns nur an Tiefe im Spiel. Das Wichtigste ist, dass wir uns nicht aus der Ruhe haben bringen lassen, sondern weiter auf die Führung gespielt haben", so Martino nach dem Spiel.
Damit steht Argentinien punkt- und torgleich mit Paraguay an der Spitze der Gruppe B und kann mit einem Sieg gegen das bereits ausgeschiedene Jamaika im letzten Spiel den Gruppensieg klarmachen, um höchstwahrscheinlich Brasilien in der nächsten Runde aus dem Weg zu gehen.
Gruppe A: Chile, Ecuador, Mexiko und Bolivien
Gruppe B: Uruguay, Jamaika Argentinien und Paraguay
Gruppe C: Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Peru
Der Spielplan im Überblick
Gruppe C
Brasilien - Kolumbien 0:1 (0:1)
Tor: Murillo (36.)
Rote Karte: Neymar (90./Brasilien), Bacca (90./Kolumbien)
Der unrühmliche Höhepunkt ereignete sich nach der Partie: Kolumbiens Siegtorschütze Jeison Murillo sagte nach dem Schlusspfiff einige Worte in Neymars Richtung, der zuvor Pablo Armero den Ball in den Rücken geschossen hatte. Der Stürmer vom FC Barcelona ließ sich zu einer versuchten Kopfnuss hinreißen, prompt kam von hinten Carlos Bacca angerannt und schubste Neymar weg. Beide sahen direkt Rot. Wegen seiner zweiten Gelben Karte hätte Neymar das letzte Gruppenspiel gegen Venezuela ohnehin verpasst, eine Sperre für eine Tätlichkeit könnte jetzt aber auch das Viertelfinale einschließen.
Mit einem deutlich sichereren Ansatz hatte Brasilien zuvor versucht, das Spiel in den Griff zu bekommen. Kolumbien konnte so frühzeitig die Initiative ergreifen und erspielte sich mehrere Chancen, vor allem über Juan Cuadrado und James Rodriguez fuhren die Kolumbianer immer wieder gefährliche Angriffe und belohnte sich schließlich selbst: Die Brasilianer bekamen Cuadrados Freistoß nicht aus dem Strafraum und Murillo knallte die Kugel aus zehn Metern humorlos flach ins Eck (36.).
Kolumbien hatte auch in der Folge weiter seine Chancen, während Brasilien ideenlos auftrat und sich zu stark auf Einzelaktionen von Neymar verließ. Der Offensivmann musste allerdings viel einstecken und stand umgekehrt schon vor dem Schlusspfiff kurz vor der Gelb-Roten Karte. Die große Chance zum Ausgleich ließ aber Roberto Firmino liegen: Nach einem Ballverlust der Kolumbianer im eigenen Strafraum stand nur noch ein Abwehrspieler auf der Linie, doch der Hoffenheimer schoss aus zwölf Metern drüber (57.).
So verteidigte Kolumbien seinen knappen, aber nicht unverdienten Vorsprung und sicherte sich seinen ersten Sieg über Brasilien seit der Copa 1991. Beide Teams haben jetzt nach zwei Spielen drei Punkte auf dem Konto, am Donnerstagabend könnte Venezuela mit einem Sieg über Peru mit dann sechs Punkten davonziehen.
Peru - Venezuela 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Pizarro (72.)
Rote Karte: Amorebieta (29./Venezuela)
Ein extrem harter Platzverweis hat Venezuela womöglich den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale gekostet: In der 29. Minute foulte Fernando Amorebieta an der Seitenlinie Paolo Guerrero, der Ex-Bundesliga-Stürmer ging zu Boden. Als Amorebieta dann über ihn sprang, erwischte er den Peruaner leicht am Knie - was Schiedsrichter Raul Orosco offenbar als Absicht wertete und ihn mit glatt Rot vom Platz stellte.
So erspielte sich Peru nach der anfangs ausgeglichenen Partie, mit eher leichten Vorteilen für Venezuela, spätestens nach der Pause zunehmend ein Chancenplus. Guerrero sowie Juan Vargas ließen gute Möglichkeiten liegen, bis schließlich Routinier Claudio Pizarro sein Team erlöste: Nach einer schnellen Kombination über drei Stationen kam Pizarro aus sechs Metern frei zum Abschluss und knallte die Kugel über die Unterkante der Latte zum Siegtreffer ins Netz (72.).
In der Folge ließ Peru nichts mehr zu und so bietet die Gruppe C vor dem letzten Spieltag eine extrem spannende Ausgangslage: Brasilien, Peru, Kolumbien und Venezuela haben je drei Punkte und alle ein ausgeglichenes Torverhältnis. Am Sonntag treffen dann Kolumbien und Peru sowie Brasilien und Venezuela aufeinander.
Gruppe A: Chile, Ecuador, Mexiko und Bolivien
Gruppe B: Uruguay, Jamaika Argentinien und Paraguay
Gruppe C: Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Peru
Der Spielplan im Überblick