FIFA-Präsidentenwahl nicht verschoben

SID
Tokyo Sexwale ist der Wunschkandidat von Franz Beckenbauer für die Blatter-Nachfolge bei der FIFA
© getty

Augen zu und durch - der Countdown für das "FIFA-Himmelfahrtskommando" wird nicht abgebrochen: Die Wahl des neuen Präsidenten beim taumelnden Weltverband soll trotz der Skandale und Sperren gegen Spitzenfunktionäre wie geplant am 26. Februar 2016 über die Bühne gehen. Für Michel Platini gibt es ein Hintertürchen.

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Bei ihrer Dringlichkeitssitzung am Dienstag in Zürich stellte die FIFA-Exekutive den eigenen Verband aber wieder einmal bloß: Der Integritäts-Check für derzeit gesperrte Präsidentschaftsanwärter wie Michel Platini wird nicht durchgeführt, so lange diese verbannt sind.

Damit hat die Wahlkommission unter dem Vorsitz von Domenico Scala das Hintertürchen für UEFA-Boss Platini im Anschluss an das Ende der Bewerbungsfrist (26. Oktober) geöffnet.

Sollte die Sperre noch vor dem Wahlkongress am 26. Februar 2016 enden oder aufgehoben werden, wird die Kommission über den weiteren Umgang mit dem Kandidaten entscheiden.

Dieses Ergebnis der vier Stunden dauernden Sitzung unter Leitung des Interimspräsidenten Issa Hayatou (Kamerun) war ein erneuter Offenbarungseid des Führungsgremiums um den krisengeschüttelten DFB-Boss Wolfgang Niersbach. Es konterkariert die ebenfalls am Dienstag beschlossenen Reformabsichten.

Neue Modalitäten für Präsidenten-Posten

Demnach soll die Amtszeit des Präsidenten auf ein Maximum von zwölf Jahren begrenzt sein. Das Alterslimit für den Präsidenten und die Mitglieder des Exekutivkomitees soll bei 74 Jahren liegen.

Außerdem sollen der Präsident, die Mitglieder des Exekutivkomitees und der Generalsekretär ihr Gehalt offen legen. Und das Exekutivkomitee soll in eine Art Aufsichtsrat umfunktioniert werden. Diese Reformen sollen beim Kongress im Februar 2016 verabschiedet werden.

Die Diskussion um eine Wahl-Verschiebung war nach den 90-Tage-Sperren für den scheidenden Amtsinhaber Joseph S. Blatter und Platini aufgekommen.

Weder der FIFA-Boss (79) noch der UEFA-Chef (60), die von der FIFA-Ethikkommission einer dubiosen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken aus dem Verkehr gezogen wurden, durften an der Exko-Sitzung teilnehmen.

Ausgang der Wahl völlig offen

Nach dem Votum gegen eine Verschiebung gilt der Ausgang der Wahl als völlig offen. Vor allem weil hinter Platini, der vor seiner Sperre als großer Favorit galt, große Fragezeichen stehen.

Nach dem derzeitigen Stand der Dinge dürfte der Franzose den Integritäts-Check der FIFA für die Kandidatur nicht bestehen. Platini hat nun aber mehr Zeit, um die Bestechungsvorwürfe zu entkräften und mit seinem Einspruch gegen die Sperre erfolgreich zu sein.

Nur dann könnte Platini beim Wahlkongress in Zürich gegen seine potenziellen Konkurrenten antreten. Noch ist allerdings nicht sicher, wer sich alles zum "Herrn über die Skandale" wählen lassen möchte.

Zwielichtige Nachfolgekandidaten

Hinter dem früheren FIFA-Vizepräsident Chung Mong-Joon aus Südkorea steht aufgrund seiner Sechs-Jahre-Sperre ein noch größeres Fragezeichen als hinter Platini. Dem jordanischen Prinzen Ali bin Al Hussein, Brasiliens Idol Zico und David Nakhid (Trinidad und Tobago) werden kaum Chancen eingeräumt.

Scheich Salman bin Ibrahim al Khalifa, Oberhaupt des asiatischen Verbandes AFC, möchte zwar offensichtlich ("Ich bin von einer wachsenden Zahl von führenden Fußballfunktionären, FIFA-Mitgliedern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zur Bewerbung aufgefordert worden") - gegen den Bahrainer werden allerdings schwere Vorwürfe erhoben.

Nach Angaben des kicker ermittelt die Ethikkommission gegen das Exekutivmitglied wegen des Anfangsverdachts auf Verletzung von Menschenrechten.

Sexwale Beckenbauers Favorit

Und der Südafrikaner Tokyo Sexwale ist bisher nur der Wunschkandidat des ebenfalls ins Zwielicht geratenen Franz Beckenbauer, der durch die Spekulationen um die angeblich ebenfalls gekaufte WM-Endrunde 2006 in Deutschland kaum noch internationales Gewicht haben dürfte.

Die FIFA-Führung, auf der nach wie die Verhaftungen von Spitzenfunktionären sowie die Ermittlungen der US-Justiz und der Schweizer Behörden lasten, wird sich am 2. und 3. Dezember wieder treffen.

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