Serie A
Von Oliver Birkner
Suizid des Spieltags: Das Derby würde manch Tifoso des FC Turin gerne aus dem Kalender streichen. Es bedeutete ohnehin oftmals eine ungemütliche Angelegenheit, den Rivalen Juventus zu treffen. Erst im vergangenen April gelang ein Sieg, auf den man 20 Jahre lang warten musste und zwischen 2002 und 2014 erzielte man nicht mal ein Tor. Jenes Tor fiel dann endlich am 30. November 2014 zum 1:1, doch Andrea Pirlo erstickte die Glücksgefühle per Freistoß sechs Sekunden vor Ablauf der dritten und letzten Nachspielminute. Dass solch eine unangenehme Eisenstange an die Schläfe kracht, wiederholt sich zum Glück selten, dachten die Gästefans, als sie das hochverdiente 1:1 im Juventus Stadium besangen, und Juve den finalen Angriff startete.
Der eingewechselte Alex Sandro feuerte eine Hereingabe von links in den Sechzehner, der ebenfalls eingetauschte Juan Cuadrado rutschte samt Ball zum 2:1 über die Linie. Dieses Mal fehlten vier Sekunden der dritten Nachspielminute. "So etwas in diesem Stadion in zwei Spielen hintereinander zu erleben, ist die Hölle", seufzte Torino-Trainer Giampiero Ventura. "Ich habe bei Gigi Buffon nachgefragt, wo ich mich am besten umbringen kann, und er empfahl mir drei, vier günstige Suizid-Orte." Buffon hatte mit zwei überragenden Paraden das 1:1 festgehalten und befand hinterher: "Einfach unfassbar. Der Fußballgott hatte heute seine Finger im Spiel." Sympathisant des FC Turin scheint er nicht zu sein.
Ein wenig weltlicher erklärten sich indes die ansteigende Formkurve und das exzellente Tor von Paul Pogba. Zentnerschwer lag die Last der neuen Nummer zehn auf seinen Schultern, seit einigen Wochen kritzelt der Franzose auf Rat eines Motivations-Coaches deshalb eine +5 auf den Rücken: 1 und 0 plus 5 macht 6, seine vorherige Erfolgsrückendeckung. Das gefällt offenbar auch dem launischen Fußballgott.
Strafzettel des Spieltags: Ein wenig angesäuert meldete sich Toyota kürzlich bei Claudio Lotito. Der Autohersteller hatte dem Lazio-Präsidenten einen Wagen zur Verfügung gestellt und Lotito bedankte sich mit einer Ansammlung von Strafzetteln wegen überhöhter Geschwindigkeit in Höhe von 70.000 Euro. Toyota zahlte bereits und kommt nun doch schon auf die kongeniale Idee, das Geld per Gerichtsverfahren zurückzufordern.
Signor Presidente weigert sich mit der Erklärung: "Mein Fahrer genießt den Status einer staatlichen Leibwache, und darf deshalb das Limit übertreten. Diese Strafzettel mussten nicht beglichen werden." Wäre ja auch noch schöner, wenn sich ein Calcio-Patron unsinnigen km/h-Vorschriften unterknechten müsste. Die Roma echauffierte sich ebenso. Man hakte bei Toyota nach, warum der prominente AS-Sponsor bitteschön dem Rivalen Lazio ein Auto zur Verfügung stellt? Im Vergleich zu dieser infernalen Toyota-Bredouille sind die VW-Probleme wahrlich Kinkerlitzchen.
Und sonst? Palermos Präsident Maurizio Zamparini ist nicht für Nibelungentreue bekannt. In 25 Jahren Fußballgeschäft feuerte der 74-Jährige bereits stattliche 44 Mal den Trainer. Dem aktuellen Coach Giuseppe Iachini droht nun ebenfalls Ungemach. "Er gibt sich bei Auswärtsfahrten schon vorher geschlagen, bei solch einer Idiotie spare ich mir doch lieber das Reisegeld. Und wer sich taktische Fehler erlaubt, Higuain nicht in Manndeckung zu nehmen, müsste einen Arschtritt erhalten", schnaubte Zamparini nach der Niederlage in Neapel. Bei einer Pleite am heutigen Montag gegen Empoli könnte der ungemütliche Tritt durchaus folgen. Vor dem verdienten Ruhestand will Zamparini die 50 schließlich noch vollmachen.
Serie A: 1 und 0 plus 5 macht 6