Die Flanke aus dem rechten Halbfeld pflückt er sich mit rechts runter, gegen zwei Verteidiger behauptet er das Spielgerät mit dem Rücken zum Tor, 15 Meter Entfernung, es wird eng für den 23-Jährigen.
Von drei Gegenspielern umzingelt, zieht er das Leder mit der rechten Sohle hinter seinem Standbein durch die Beine seines Bewachers, ein schneller Haken nach rechts, der letzte Verteidiger ist ausgetanzt.
Der Rest läuft so, wie das derzeit meistens bei Dabbur läuft: Der Mittelstürmer haut den Ball trocken links unten in die Maschen. Ein Traumtor, das durch die ganze Welt gehen sollte. Es war das 2:0 gegen den FC Sion, das spätestens dann den letzten Scout Europas auf den Israeli aufmerksam machen musste.
Tami schiebt den Riegel vor
Die Quoten des Goalgetters sind atemberaubend. Im europäischen Top-Scorer-Vergleich liegt der Hoppers-Star in den Top-Fünf. In wettbewerbsübergreifenden 18 Spielen erzielte der Rechtsfuß 14 Tore und servierte zudem elf Treffer.
Die beste Offensive der Super League sorgt für den aktuellen Erfolg der Grasshoppers, die ärgster Verfolger von Serienmeister FC Basel sind. Um dieses Momentum zu bewahren, wollen die Verantwortlichen ihre Stars unbedingt halten.
"Im Winter verkaufen wir niemanden. Ich will die ganze Saison mit diesen 18 Spielern zu Ende machen", bestätigte GC-Trainer Pierluigi Tami gegenüber Blick. Dabei bezieht sich der Schweizer auf die seit Wochen andauernden Gerüchte über einen Wechsel von Dabbur.
"Das war mein Abschiedsspiel"
An Interessenten mangelte es keineswegs, dass der Israeli immer noch im Trikot der Züricher steckt. An der Wechselbereitschaft des Torjägers haperte es genauso wenig. Mit US Palermo soll von Spielerseite schon alles geklärt worden sein.
"Es ist ein Traum von mir, in der Serie A zu spielen. Dies ist nun eine Angelegenheit der beiden Vereine", vermeldete er über Instagram. Wenige Tage später sprach Dabbur schon öffentlich von seinem Abschied: "Ich denke, es war mein Abschiedsspiel (6:1-Sieg gegen FC Lugano) und hoffe, der Transfer klappt in den nächsten Tagen. Es ist Zeit, den nächsten Schritt zu machen."
Der Wechsel scheiterte letztendlich am Verhandlungstisch. "Wir geben Dabbur nur ab, wenn der Preis stimmt", betonte GC-Geschäftsführer Manuel Huber gegenüber dem Tagesanzeiger. Es ist dennoch nur eine Frage der Zeit, bis sich die Hoppers dem finanziellen Druck beugen und ihr Juwel abgeben.
"Mit beiden Beinen auf dem Boden"
In Nazareth geboren, in der Jugend von Maccabi Tel Aviv gereift, 2014 nach Europa gegangen. Für 300.000 Euro sicherten sich die Züricher die Dienste des Youngsters. Seinen Durchbruch schaffte Dabbur zwei Jahre zuvor, als er in seiner ersten Saison im israelischen Oberhaus neun Saisontore erzielte.
Dabbur ist ein ruhiger, beharrlicher Lehrling. "Wenn ich die Möglichkeit habe, von den erfahreneren Spielern zu lernen, nehme ich diesen Vorteil dankend an", sagte der Nationalspieler schon während seiner Zeit in Tel Aviv.
"Ich bleibe immer mit beiden Beinen auf dem Boden", wurde das Stürmer-Talent schon vor drei Jahren auf der Maccabi-Homepage zitiert und daran hat sich nichts geändert. Seine Arbeitsweise und sein stetiger Wille, sich zu verbessern, machen das Talent zu einem vielversprechenden Juwel mit internationalem Top-Format.
Heißer Flirt mit Bundesligisten
Vor allem durch seine Kaltschnäuzigkeit, Schnelligkeit und sein Kopfballspiel zieht der israelische Nationalspieler das Interesse europäischer Top-Klubs auf sich. Auch in der Bundesliga hat man schon vom mitspielenden Mittelstürmer gehört.
Neben Borussia Mönchengladbach sollen auch Werder Bremen und der Hamburger SV in den Transferpoker eingestiegen sein. Mit beiden Letzteren ging das vielversprechende Talent einen intensiveren Flirt ein. "Hamburg und Bremen sind zwei große Vereine auf höchstem Niveau und ich wäre glücklich, für einen der beiden zu spielen", sagte Dabbur.
Wie die Hamburger Morgenpost berichtet, scheiterte ein Wechsel an die Elbe letztendlich an der geforderten Ablösesumme sowie an den Gehaltsforderungen des Israelis.
Bruder Caio: "Wäre schwierig"
Der Torjäger würde ein großes Loch in die aufstrebende Züricher Mannschaft reißen - nicht nur spielerisch. "Wahre Freundschaften sind selten. Es ist außergewöhnlich, dass jemand zu deinem Bruder wird", sagte Caio der Neuen Züricher Zeitung.
Zum Brasilianer pflegt Dabbur, dessen Vater bei einem Autounfall ums Leben kam, ein besonderes Verhältnis. "Ich habe noch nie mit jemandem zusammengespielt, der mich so versteht wie Caio", sagte der 23-Jährige. Auch Kapitän Kim Källström weiß um die Wichtigkeit seines Mitspielers und lobt die Transferpolitik von Klub-Boss Huber. Es sei entscheidend für die Entwicklung des Vereins, Spieler wie Dabbur zu halten.
Ein Abgang des Top-Stürmer der Hoppers "wäre schwierig", so Caio, noch sei er aber schließlich nicht weg. Dieser Umstand dürfte sich allerdings spätestens im Sommer nächsten Jahres ändern.
Munas Dabbur im Steckbrief